Dienstag, 24. Juli 2007

Erfolgsmodell Volksaktie

Die hessische SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti hat vorgeschlagen, die Teilprivatisierung der Bahn mit Hilfe einer «Volksaktie» umzusetzen. Mit diesem Modell sei es möglich, renditehungrige Großaktionäre auszuschließen und die Deutsche Bahn AG als «Bürgerbahn» zu erhalten, sagte Ypsilanti: «Sie wird damit geschützt vor kurzfristigen Renditeinteressen." Wie gut das funktioniert, hat das Beispiel Deutsche Telekom bewiesen, die vor etwas mehr als zehn Jahren im Auftrag der Bundesregierung von einem singenden Tatort-Kommissar und Antiquitätensammler als "Volksaktie" beworben worden war.

Bis heute hat kein einziger Telekom-Aktionär der ersten Stunde auch nur einen Cent mit seiner Investition verdient. Kleinanleger, die seinerzeit auf die Kaufempfehlung der Bundesregierung hörten und für 14,28 Euro Telekom-Aktien zeichneten, liegen heute abzüglich gezahlter Dividenden immer noch mit etwas mehr als einem Euro im Minus. Wer sich die so genannte T-Aktie beim zweiten Verkauf von Bundesanteilen zum Stückpreis von 39,50 € oder gar beim dritten für nun schon 66,50 € zulegte, besitzt heute noch ein Viertel bzw. ein Fünftel des angelegten Kapitals.

Andrea Ypsilanti scheint zu ahnen, dass auch die Bahn-Aktie nicht eben etwas für Witwen und Waisen ist, weshalb sie gleich auch noch vorschlägt, den mutmaßlichen Besitzern ihrer Volksaktie, die als Vorzugsaktie ausgegeben werden soll, damit der Bund das alleinige Sagen behält, "konkrete Vorteile als Bahnkunden einzuräumen". Dazu könne etwa ein Rabatt beim Erwerb einer Bahncard zählen. Außerdem sollten Umwelt-, Fahrgast- und Verbraucherverbände Platz im Aufsichtsrat der Bahn bekommen, die dann dort den Anliegen der Bahnkunden Gehör verschaffen sollen.

Werden lustige Sitzungen: Hier die, die niedrigere Fahrpreise wollen, weil sie Fahrgäste sind. Dort die Aktienbesitzer, die irgendwann in hundert Jahren ihr Geld wenigstens zur Hälfte wiederhaben wollen. Dazwischen der Bund, den es drängt noch mehr Bahnaktien zu noch höheren Preisen zu verkaufen, um Ruhe vor den Umweltverbänden zu haben, die wegen der letzten paar hundert Dieselloks dauernd Investitionen fordern. Und im Präsidium Frau Y, ohne kurzfristige Renditeinteressen, aber immer bereit, für eine Schlagzeile im Vorwahlkampf um den hessischen Ministerpräsidentensessel aberwitzigen Unsinn zu reden.

2 Kommentare:

Eisenschwein hat gesagt…

ypsilanti und stiegler: die spd kann sich auf ihr führungspersonal einfach verlassen.

Dirk hat gesagt…

Bin ich froh, dass dieses Modell keinen Anklang fand und keiner mehr davon redet. Da sieht man, dass nicht jeder Ahnung von Aktien hat. Die jetzige Situation zeigt ja, dass Aktien spekulativ sind und Aktien nie Volksaktien sein werden. Ich möcht nicht wissen, wie viel Menschen durch Aktien Geld verloren haben und nur, weil man von Volksaktien und in dem Zusammenhang von Altersvorsorge gesprochen hat. Akien sind nur etwas für diejenigen, die eh schon Geld im Überfluss haben und denen es nicht weh tut, wenn sie etwas verlieren, oder es sich leisten können, das Geld auch einmal über Jahre liegen lassen können. Die Aktie der Telekom liegt zur Zeit bei 9,31 Euro. Also deutlich unter dem Ausgabepreis.