Dienstag, 24. März 2015

Kampf gegen rechts: Wohlfühlphänomen kollektiver Widerstand

Sieben Jahrzehnte Demokratieschule - und nichts gelernt. So sieht es aus in Deutschland, einer Weltgegend, die ihrem medialen Selbstbild zufolge von Nazis, Rechten, Rechtsradikalen, Rechtsextremen und Rechtsextremisten besiedelt ist. Siebzig Jahre nach Hitlers Tod vergeht kein Tag, an dem der ehemalige Führer und Reichskanzler nicht Schlagzeilen und das Fernsehprogramm macht, der Hitlergruß ist ein aktuelles Problem, rechte Musik gefährdet die Jugend.

Auch wenn oder gerade weil der organisierte rechte Rand den Schwächeanfall als Dauerzustand konserviert hat, "Rechts" ist das Feld auf der Welt, vor dem am häufigsten gewarnt wird, gegen das Politik am entschiedensten Geld ausgibt, das zu bekämpfen sich Menschen vom konservativen Ende der AfD über die Nationale Front der Mitte mit der Kanzlerin an der Spitze bis zum durchgegenderten Fortschrittsflügel der linkesten Grünen in Sekundenbruchteilen einigen können.

Ein Phänomen, dass die rechte Gefahr trotz dieses breiten Widerstandes und Millioneninvestitionen in die Aufrüstung gegen rechts seit Jahren unablässig zu wachsen scheint. Je entschiedener der Protest und je weniger wahrnehmbar die Gefahr, desto häufiger die Warnungen und desto breiter das Gefechtsfeld, auf dem Hitler und seine Erben gestellt werden. Was vor einem Vierteljahrhundert der Rechtsextremist, der in der Wehrsportgruppe Hoffmann für den Tag trainierte, an dem er die freiheitlich-demokratische Grundordnung hinwegfegen würde, sind heute die Pegida-Demonstrantin, der Genderverweigerer, der Russland-Versteher und der wütende Flüchtlingsheimnachbar.

Nichtlinks ist konservativ ist rechts ist rechtsradikal ist rechtsextrem ist rechtsextremistisch. Die FAZ ist dem Wohlfühlphänomen des kollektiven Widerstandes nachgegangen und hat "Ein Volk von Antifaschisten" gefunden, das sich einig in der Sehnsucht ist, "garantiert auf der richtigen Seite" stehen zu wollen.

Die braune Gefahr, wenigstens in der Einbildung ist sie immerdar. Und der gute Deutsche stets bereit, gratismutig Lippenbekenntnisse dagegen ablegen: Kein Ficken für Nazis, kein Bier für sie, kein Handschlag, kein Studienplatz. "Rechts heißt das Zauber-, Schmäh- und Schlusswort schlechthin. Mehr muss man gar nicht sagen und auch nicht wissen. Rechts? Alles klar. Sattelt die Pferde!", schreibt Markus Günther in der FAZ.

Nie sei Antifaschismus so billig zu haben gewesen wie wie heute, wo er kostenlos ausliegt. "Früher konnte er das Leben kosten, heute kostet er nicht mehr als ein Lippenbekenntnis unter Gleichgesinnten - und schon gehört man dazu, zum erlesenen Kreis der Aufrichtigen, Anständigen, Tapferen."

Bei der Jagd auf den rechten Popanz findet die Mitte zueinander wie sonst nur in der Ablehnung von Menschenfresserei, Kinderschädnung und Ehrenmord. Der Nazi ist nicht mehr Neonazi wie früher, sondern wieder ganz er selbst, der kleinste gemeinsame Nenner des gesellschaftlichen Konsens. "Die Kämpfer gegen Rechts bilden den Adelsstand der aufgeklärten Gesellschaft. Oder noch einen Schuss polemischer: Hier findet ein Ablasshandel statt; die moralische Überlegenheit kann man einfach erwerben, indem man dem Kampf gegen Rechts beitritt", heißt es bei Markus Günther.

Der gesamte Beitrag über die Sehnsucht nach Entsühnung und den nach einem beinharten Antisemiten benannten Preis, der eine Wirteinitiatve gegen Nazis steht hier.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hab ich als Hintergrundbild aufm Rechner .

^^

der Zepp