Donnerstag, 17. Dezember 2015

Wie ein Rechtschreibfehler das Weltklima rettete

Sollen wir oder sollten wir? Das war letztlich bei der großen Klimakonferenz in Paris die entscheidende Frage. Die USA-Delegation war gegen ein „shall“, weil das Präsens zu sehr wie eine Verpflichtung wirken würde, was Präsident Obama zwänge, mit dem unterschriebenen Vertrag im klimafeindlichen Kongress vorstellig zu werden. Der ihn ablehnen würde.

Die Amerikaner wollten ein „should“ stattdessen, ein „sollte“ also, zu verstehen als Konjunktiv, nicht als Präteritum. Das bringt Luft in Vertragsgestaltung, denn eine Empfehlung kann man auch Staat sehr ernst nehmen, ohne sie je umzusetzen.

Die Erderwärmung wird zum verbalen Problem. Als wäre sie nicht auch ohne einen Streit um Vokabeln ein. Aber mit hat das schon ein anderes Kaliber. Als der "Spiegel" einst lobte, "die letzte Juni-Woche findet schon nicht mal mehr im Hundertjährigen Kalender ihresgleichen", ahnte man die die historische Dimension.

Deutschland auf dem Höhepunkt der 70er Jahre. Hitzetage ohne Beispiel: Im Ruhrgebiet fuhren winterliche Streukolonnen, um aufgematschten Asphalt mit Sand griffig zu halten. An der Saar schwärmten Inspektoren aus, um entlang den Flüssen zu verhindern, daß unter trockenheitsgeschädigten Bauern "der Höhergelegene dem Tiefergelegenen was wegnimmt" (ein Ministeriumssprecher).

Klären soll das eine klare, internationale Regelung. Alle anderen Nationen wollten aber nicht abrücken von dem symbolträchtigen „shall“, das sehr viel strenger klingt als das weiche „should“. Das ganze Klima, also zumindest das Abkommen darüber, war in Gefahr.

Was also tut der gute Diplomat? Er findet eine diplomatische Lösung, mit der alle leben können: Statt „shall“ steht im Klimaabkommen nun „should“ wie es die amerikanische Delegation wollte. Doch die Formulierung gilt offiziell als „Schreibfehler“, der wegen Übermüdung technischer Hilfskräfte entstanden sei.


2 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Was? 'Ne Russin haben sie zu ökologischem Müsli gemacht? Die ticken ja nicht richtig.

Anonym hat gesagt…

O Anmerkung, Vergebung für Klugschieten: "Russin"* är "Rosinen" på tyska. En nöt ist eine Nuß, ett nöt aber ein Rindvieh. Näheres bei Langenscheidt = Långslidan. Slida = Scheide, fitta = Fo... hust, räusper. (Im schwedisch synchronisierten Schweigen der Lämmer nennt Hopkins / Lecter Foster / Starling nicht "Bauerntrampel", sondern "fitta". Das hat mich Feingeist schockiert.)

Hildesvin

*P.S. uttal ungefär som "rüssiin" --