Mittwoch, 13. Mai 2020

Meisterstück: Wie der Kampfbegriff Coronaleugner entstand



Es war ein vorsichtiges Experiment, das die Bundesworthülsenfabrik (BWHF)Anfang März startete, nicht etwa in Deutschland, sondern in der benachbarten Schweiz. Ein eigens mit einer Corona-Sondergenehmigung der Bundespressestelle und des Robert-Hoch-Institutes nach Basel gereistes dreiköpfiges Team implementierte hier erstmals experimentell einen Begriff, der heute schon nicht mehr aus dem allgemeinen Sprachgebrauch wegzudenken ist. 


Eine geheime Mission, die nach dem Testlauf jetzt gerade beginnt, reiche Früchte zu tragen und im Kampf gegen die, die illegal nicht glauben, was zu glauben derzeit Bürgerpflicht ist, hilfreiche Wirkung entfaltet. Doch wie entstand der neue Kampfbegriff "Corona-Leugner" überhaupt? Wer hat ihn ausgedacht, nach welchen semantischen Grundregeln wurde er designt  und zu welchem Zweck erschaffen? Seinerzeit gab es die derzeit vor allem in Westdeutschland grassierende Landplage von Demonstrationen wirrer Impfgegner, Maskenverweigerer, AfD-Populisten und "politisch nicht klar einzuordnende Bürger" (DPA) noch gar nicht.

Gefahr am Horizont


Aber die Gefahr dräute am Horizont, die ersten Zweifler wetzten bereits pflichtwidrig die Federn und im Bundespandemievorsorgeplan der BWHF ist für genau solche Situationen eine antizipative Strategie vorgesehen: Noch ehe eine Bedrohung tatsächlich bedrohlich wird, ist die Worthülsenfabrik gehalten, der Spitzenpolitik und den angeschlossenen Funkhäusern argumentative und suggestive Worthülsen zur Abwehr zur Verfügung zu stellen. das tat sie in der Vergangenheit zuverlässig, erinnert sei nur an grammatikalische Großtaten wie "Rettungsschirm" und "Energiewende", "Schuldenbremse" und "Wachstumspakt", "Stromautobahn" oder "Obergrenze mit atmendem Deckel" - Begriffe, die wie eine Programmierung funktionieren, weil sie bei Verwendung sofort einen mentalen Zustand beim Empfänger abrufen, der diesen Vertrauen selbst zu Botschaften fassen lässt, die er nicht versteht.

Das Dreimann-Team der BWHF, darunter eine Frau, die als ausgebildete Wortwirkungsindikatorin mitreiste, hatte die klar umrissene Aufgabe, eine sorgfältig vorausgewählte Liste von Konfliktvokabeln für den Fall abzutesten, dass bestimmte notwendige Einschnitte in bis dahin für unveräußerlich erklärte Grundrechte zu trotzigem Widerspruch in Teilen der Bevölkerung führen würde. Am frühen Nachmittag des 1. März erreichten die Mitglieder der Mission mit dem Decknamen "Moron" das vorgebuchte Hotel "Teufelhof" mit seinen von Kunst inspirierten Zimmern, das Team machte sich kurz frisch und ging an die Arbeit. 


Der Coronaleugner erscheint


Der "Corona-Leugner" oder auch "Coronaleugner" tauchte dann am 2. März erstmals in einem psychologischen Fachmagazin auf, kaum beachtet von der Öffentlichkeit, die weitgehend noch mit der Suche einer Grundeinstellung zu einer Pandemie beschäftigt war, die sich nach Aussagen von Regierungsvertretern kaum bis nach Deutschland vorwagen würde, weil Europas Kerndemokratie ausgezeichnet vorbereitet war und das Virus, das sich damals noch definitiv nicht über die Atemluft verbreitete, gut durch gründliches Händewaschen gut zu bekämpfen war, so lange der Waschende dabei "Happy Birthday" sang.

Es war Donald Trump, der die Krise unverantwortlicherweise herunterspielte und die USA durch seine Grenzschließungen von jeder Hilfe abschnitt. Über das Schweizer Auslandsbüro des Magazins "Spiegel", der nach wie vor eine große Gemeinde an Gläubigen erreicht, testete das Moron-Team nach Trumps ersten Ausfällen die ebenfalls in der BWHF geschmiedete Verteidigungsvokabel "Virusleugner". Allerdings ohne durchschlagenden Erfolg: Der Begriff fiel in Wortwirkungstests bei den meisten Nutzern durch, weil als zu pauschal empfunden wurde und dadurch nicht zielgerichtet genug wirken konnte. Verworfen wurden ebenso die anfangs favorisierten Begriffe "Covid-Zweifler", "Maskengegner" und "Lockdown-Feind", die in Dreifachblindtests allesamt zum Teil erschreckend positives Feedback bekommen hatten.


Finale Injektion über den RBB


Über den RBB, seit Jahren Haus- und Partneranstalt der BWHF, wurde dann in einen Text namens "Ist doch nur die Grippe" die finale Injektion des "Corona-Leugners" als amtliche Wortwaffe gegen Hetzer, Hasser und Zweifler vorgenommen, die dann auch auf gewohnte Weise Verbreitung fand. Hier stimmt einfach alles: Der "Coronaleugner" holt Menschen aus der Mitte der Gesellschaft dort ab, wo er zuletzt mit dem "Holocaustleugner" Kontakt hatte. 

Mit erstaunlichen Resultaten, die sich sogar in Form von oberflächlichen Hautreaktionen messen lassen. Vegetativ erregt der funkelnagelneue politische Kampfbegriff bei Menschen, die mit beiden Beinen auf den derzeit noch geltenden Resten des Bodens der demokratischen Grundordnung  stehen, sofortige Abwehrreflexe. Leugnen ist in der Erzählweise der Coronaleugnung nicht das Gegenteil von Glauben, sondern das Gegenteil von Wissen, etwa von dem Wissen, dass als wissenschaftlich gesichert gilt, dass zwar 112 Bundestagsabgeordnete, 22 Fußballspieler und zwölf Abiturienten gemeinsam tätig werden dürfen, bei einer Zusammenkunft von mehr als fünf Menschen, die nicht in einem Haushalt leben, aber sofort neue Infektionsketten entstehen.

Um Leugner dieser unbestreitbaren Tatsache wirksam aus der Gesellschaft auszugrenzen und als schädliche Elemente und eigensüchtige Quertreiber gegen eine kollektive Corona-Kampfanstrengung zu stigmatisieren, ist der "Corona-Leugner" als Oberbegriff binnen weniger Wochen unverzichtbar geworden. Frei kombinierbar mit einer ganzen Latte von weiteren Injurien, die die Bundesworthülsenfabrik als praktische Liste to go zusammengestellt hat,  schützt  das so simpel erscheinende Wort wirksam den Kernbestand der freiheitlichen Ordnung: Jeder kann natürlich denken und sagen, was er meint denken und sagen zu müssen. Das gute Recht aller anderen, vernünftigen Mitglieder der Gesellschaft ist aber dann eben auch, ihn  als "Wirrkopf" (Tagesthemen), "Verschwörungstheoretiker" (DPA), "Impfgegner" (SZ),"geschichtsvergessen" und "dumm" (Taz), "gefährlich" (FR) , "Lockdown-Kritiker" (Tagesspiegel), "durchgedreht" (Spiegel), "Querfrontler" (Taz), "Corona-Relativierer" und "Abstandsregelignorierer" zu bezeichnen.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das gefährliche an Corona ist, dass man nicht erst in der nächsten Generation merkt, was die Verantwortlichen für Scheiße bauen, sondern am nächsten Tag.

Die Anmerkung hat gesagt…

Weil die Corona-Leugner in Berlin eh nichts kapieren, gibts es ab jetzt die von den besten Denkern der Stadt erfundene Corona-Ampel oben drauf. Kein Scherz, sondern knallhartes Instrument zur Steuerung der Virusträgerströme.

Anonym hat gesagt…

Im Artikel heißt es "des Robert-Hoch-Institutes". Muss das nicht "Roland-Koch-Institut" lauten?

Die Anmerkung hat gesagt…

Roberta Köchin, wenn es um muß geht.

wolfgang fubel hat gesagt…

Sollte dieser Maskenball mal zu Ende gehen,
dann werden die Meisten sagen, das Sie alle
dagegen waren Eine Solche zu tragen!
Am lautesten werden die Denuzianten, Spitzel
Zuträger und Oportunisten schreien, das Sie
eigendlich schon immer dagegen wahren!!

Die Anmerkung hat gesagt…

unglaublich
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Anne Haeming

Bei "Maischberger" gab es gefährlich viel Raum für Corona-Leugner und einen Kabarettisten, der Covid-19 mit der Grippe vergleicht.

Anonym hat gesagt…

@ Wolfgang: "Eigentlich" - middm hordm d - ist besser!
Eygentliche Beschreybung aller Stände auff Erden ...

Wann höhrt entlich dieser Spuck auf? Wiederlich. Ist aber heutzutage schon Standart. Schrieb doch neulich ein Pipifax: "Angediehnt".