Sonntag, 9. August 2020

Corona oben ohne: Die Masken der Macht

Gesicht zeigen gegen Corona.

Sie war eine der letzten Führungspersönlichkeiten der Welt, die standhaft blieb und auf der frühen Corona-Position beharrte, dass Masken im Kampf gegen das Virus überhaupt nichts nützen. Angela Merkel zeigte sich selten, dann aber immer mit dem ganzen Gesicht. Auf dem Höhepunkt der Krise trat sie immer mal wieder im Fernsehen auf, ließ sich ab und an auch beim Einkaufen fotografieren, aber nie mit einem "Mund-Nase-Schutz" erwischen, wie die Bundesworthülsenfabrik die schließlich zur Pflicht gemachten Formalmasken zu nennen empfiehlt.

Angela Merkel hat als junge Frau erlebt, wie die Bilder von der ungarischen Grenze, aus der Prager Botschaft und von den Demos gegen des SED-Regierung das System in der DDR so unterminierten, dass es nach kurzer Zeit wie von selbst zusammenbrach. Seitdem vermeidet sie Bildarbeit, die missverstanden werden könnte. Macht mit Maske, das ist nichts für die gebürtige Hamburger, die schließlich erst von den Leitmedien, die die Maskenverweigerung im Kanzleramt wochenlang stillschweigend unterstützt hatten, zum Tragen getragen werden musste. 

Mit der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft Anfang Juli, zwei Monate nach der Verhängung einer umfassenden Maskenpflicht in Deutschland, zeigte sich Angela Merkel erstmals mit Maske. Ihr Modell trug das bunte Logo der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, angefertigt worden war ein Exemplar in Weiß und eines in Schwarz.

Doch so schnell die eine Woche lang als Schlüssel zur Menschheitsrettung gefeierte deutsche Ratspräsidentschaft den schnellen Nachrichtentod starb, so schnell verschwand auch die Merkel-Maske wieder. Öffentlich trat die Kanzlerin nach der Rückkehr vom Titanengipfel in Brüssel kaum mehr auf. Immer noch vermied die frühere CDU-Vorsitzende Besuche in Krankenhäusern, Gesundheitsämtern oder bei pleitebedrohten Tourismusunternehmen, sie lud die Medien weder ein, sie zu einem hoffnungsvollen Impfstoffhersteller, zu einer Teststation oder in die Vorhölle des halblahmliegenden Flughafens Frankfurt zu begleiten. Einzig für Markus Söder, den aufs Kanzleramt schielenden bayrischen Ministerpräsidenten, gab es eine Ausnahme. Merkel signalisierte, dass sie mit dem CSU-Mann als Nachfolger leben könnte.

Corona-Sitzung im Bundestag mit symbolischem Abstand.
Für die Kameras wurde dabei auch wieder Maske getragen. Angela Merkel benutzte ihr Ratspräsidentschaftsmodell aus Brüssel noch mal, Söder fischte mit weißblauen Rauten am rechtsnationalen Rand. Die Umfragewerte geben beiden recht. Seit Jahren war die Union nicht so erfolgreich, waren Merkel, Söder, Scholz, Spahn und Heil nicht so beliebt und begehrt. Selbst Wirtschaftsminister Peter Altmaier, der sich zu Beginn der heißen Phase der Pandemie mit dem Versprechen, "kein Arbeitsplatz" werde wegen Corona verlorengehen, um den Hermann-Meier-Gedächtnispreis beworben hatte, gilt immer noch als seriöser Krisensteuermann.

Wenn das möglich ist, dann muss es auch möglich sein, die eigenen Corona-Regeln nicht zu befolgen. Wie Bundespräsident Walter Steinmeier, der im Urlaub im Hochrisikogebiet selbstverständlich auf Abstand und Maske verzichtet, hält die  Spitzenpolitik es hinter den Kulissen selbst mit der Formalmaskenpflicht: Wenn die Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin zusammenkommen (Foto oben), ist sie ebenso ausgesetzt wie beim Treffen der SPD-Vorsitzenden mit der SPD-Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns. Nur so lässt sich schließlich deutlichst artikuliert mahnen, dass es vollkommen verantwortungslos ist, wenn einfache Bürger:Innen und Bürgende* im Alltag auf den symbolischen Schutz durch die textile Armbeuge vor dem Mund verzichten, als säßen sie mit 24 Mitschülern in einem ganz normalen Klassenzimmer in Schwerin.


*bürgend für die Corona-Kredite

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Feldwebelpsychologie : Macht braucht keine Maske .Maskenträger sind kleine Arschgeigen OHNE Macht .

beim Bund und in der Realmaskokratie