Montag, 12. Oktober 2020

Gewehr über: Kramp-Knarrenbauer

Das neue Friedensgewehr für die Bundeswehr lässt weiter auf sich warten.

Am schlimmsten ist, wenn sogar der notorisch staatstragend-solidarische "Spiegel" über die Stränge schlägt und Häme äußert. Einen "peinlichen Rohrkrepierer" nennt das frühre Nachrichtenmagazoin die neueste Wendung beim Versuch, einen beschießbaren Nachfolger für das bisher von der Bundeswehr verwendete Friedensgewehr G36 zu finden. Mit nur sieben Prozent Trefferquote hatte das Standard-Sturmgewehr nach einer ruckartigen Verbringung aus einem Einsatzgebiet im herbstlichen Mitteleuropa in eine finnische Sauna alle Erwartungen enttäuscht. 

15 Jahre nach seiner Truppeneinführung musste dringend ein Nachfolger her, um deutsche Kampfeinsätze out of area nicht dauerhaft zum Himmelfahrtskommando zu machen. So wichtig die Auggabe, so schnell die Umsetzung. Nach nur knapp sieben Jahren Auswahlverfahren fiel die Entscheidung dann aber nicht zugunsten des Stammlieferanten Heckler&Koch, obwohl Beobachter erwartet hatten, dass die traditionsreiche deutsche Waffenschmiede mit Hilfe einer millionenschweren Bestellung der Bundeswehr vor dem Ruin gerettet werden sollte. 

Statt eines umfangreichen Rettungspaketes für das deutsche Unternehmen, das mittlerweile über eine luxemburgische Gesellschaft in französischem Besitz ist, gab es einen überraschenden Zuschlag für einen alten Rivalen: Die ostdeutsche Firma C.G. Haenel hatte den H&K-Vorgänger Mauserwerke bereits im Wettrennen um den Zuschlag für den Bau einer Maschinenpistole für Hitlers Wehrmacht ausgestochen. Wie damals, als Haenels Sturmgewehr 44 Mausers erst später entwickelte Sturmgewehr 45 ausstach, obsiegte ders in Suhl entwickelte Newcomer MK 556.

Dank unübersehbarer Vorteile. Der Kleinhersteller, mittlerweile in arabischem Besitz, so hieß es, sei nicht nur besser, sondern auch billiger. Die Neun-Mann-Firma aus Suhl bot die geforderten Gewehre für 152 Millionen Euro an, H&K hatte 179 Millionen haben wollen. Billig geht also, auch in Deutschland und erst recht, wenn es um die Ausrüstung von Soldaten geht, die die Kopf auswärts für deutsche Interessen hinhalten.

Oder wenigstens ging es 14 Tage lang. Dann kündigte Heckler&Koch Klage gegen die Vergabe an. Vorwürfe wurden laut, die vom Heereswaffenamt (HWA) in Auftrag gegebene Entwicklung der neuen Infanteriewaffe habe von Haenel nur so schnell und gut erledigt werden können, weil die Tochter des Staatskonzern EDGE Group aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sich an Patenten des Konkurrenten H&K bedient habe.

Ganz knapp vorbeigeschossen. Stunden später stornierte das Bundesverteidigungsministerium den Großauftrag über die im ersten Schwung anzuschaffenden 120.000 neuen Sturmgewehre. Annegret Kramp-Knarrenbauers Rückzieher ist nur allzu verständlich, wäre doch die erfolgreiche Vergabe eine Premiere für die scheidende CDU-Vorsitzende gewesen. 

Kramp-Karrenbauer, die vor der Übernahme ihres derzeitigen Postens bereits als Landesministerin für Inneres, Familie, Frauen, Sport, Bildung, Kultur, Soziales und Prävention im Saarland gedient hatte, steht fortlaufend in der Kritik, weil es ihr zwar gelungen ist, die Bundeswehr zu einer familienfreundlicheren Kriegsmacht zu machen, nicht aber, ihre Technik in einen einsatzfährigen Zustand zu versetzen unddie Ausrüstung zu modernisieren oder notwendige Ersatzanschaffungen auf den Weg zu bringen. 

Nun schießt die Bundeswehr also weiter mit dem Friedensgewehr, dafür aber kommt der Feuerbefehl demnächst geschlechtergerecht von der Frau Oberin oder Hauptfrau. Im Weltall, wo es zur Kriegführung zum Glück keiner Kleinwaffen bedarf, wird die Bundeswehr ersatzhalber tätig: Das neue "Air and Space Operations Centre" (Asoc) besteht aus einem Großraumbüro mit mehreren Desktop-Rechnern, einigen Flachbildschirmen, einem fetzigen Logo und der ausgewiesenen Fähigkeit, Powerpoint-Folien zu öffnen und Starlink-Satelliten zu beobachten. 

Der Hindukusch war gestern. Die neuen Sicherheitsinteressen brauchen keinen Waffeneinsatz mehr.


10 Kommentare:

Florida Ralf hat gesagt…


das logo: free template und fuenf minuten klickarbeit. mit fuenfeinhalb haette man vielleicht sogar sicherstellen koennen, dass sich flugzeuge und satelliten nich in die quere kommen koennen.

aber zeit ist geld... bitte zahlen, frau oberin!

ppq hat gesagt…

das ganze geld ging doch in die weltallbeobachtungsfähigkeiten - für starlink haben sie extra eine app (bild links mitte) gekauft!

Anonym hat gesagt…

Ja, schönes Logo, ist eine Betrachtung wert. Steuergeld gut angelegt bei alten, sicherlich ungedienten und sicher vorwiegend weiblichen Freunden mit Design-Abschluss.

Das Logo zeigt vier Orbits, aber nur drei haben Objekte auf der Umlaufbahn. Jagdflugzeuge und Fla-Raketen bewegen sich normalerweise nicht auf orbitalen Bahnen, und ganz logisch befinden sich ihre Orbits auf Höhe null, da sie wahrscheinlich per LKW und Schiff auf ihren Bahnen bewegt werden. Der Satellit bekam immerhin ein aktiviertes WLAN spendiert und darf sich in ansehnlicher Höhe bewegen. Und der vierte Orbit? Das ist der Klassenfeind, der sich einfach hinter dem Globus vor unseren Streitkräften versteckt! Ein Mahnung, wie heimtückisch der Feind seine Weltraulasersatelliten platziert und dass wir stets wachsam sein müssen!

Jodel hat gesagt…

Soll man den Artikel jetzt in der Kategorie "der Osten wird vom Westen trotz 30 Jahren Wiedervereinigung immer noch benachteiligt" oder in "Wir haben fertig" ablegen? Ich bitte um Hilfestellung.

Anonym hat gesagt…

Teil 2

Auch auf der Fläche des Globus sind stilisierte Sterne zu sehen. Der Blick auf den Globus erfolgt also von der mythischen Sternensphäre aus oder die zuständige Designerin hatte keinen Plan von der realen Welt und hat einfach den Transparenz-Schieber des Layers ein Stück gezogen, weil es mit Transparenz schicker und professioneller aussieht und weil sie das bei allem macht.

Einige Sterne sind magentafarben, was physikalisch nicht möglich ist, da ein Stern dazu bei zwei Wellenlängen Maxima haben müsste, was die von weißen Kolonisatoren dominierte Astronomie bislang nicht entdeckt hat. Das Flügelsymbol führt die Flügel in einer einer Art Flatterband zusammen und schafft optisch keinen belastbaren Verbund. Der Federkranz, vermutlich die abgeschnittenen Arschfedern des Bundesadlers, bedient sich (sicher unwissentlich) bei persischen Motiven, erinnert durch das Halbrund aber auch ein wenig an das Flügelrad der Deutschen Reichsbahn der DDR.

Gerry hat gesagt…

Ich mag die Kommentare von anonym. Sie vereinen akribischen Blick, technisches Detail- und Fachwissen und historische Einordnung mit dem nötigen Spritzer Sarkasmus.

Der lachende Mann hat gesagt…

@Gerry: Ich schließe mich Ihnen an, muß aber einen Spritzer Wermut dazugeben. Das Flügelrad hatte die Deutsche Reichsbahn bereits, als an eine DDR noch gar nicht zu denken war.

Gerry hat gesagt…

Ich würde drauf wetten, das weiss anonym auch; vielleicht wollte er damit eine Kuriosität aus dem DDR-Wunderland mit abräumen.

Anonym hat gesagt…

Es ist deren Aufgabe und Auftrag, und sie bekommen büschen mehr als nur dreißig Silberlinge dafür, uns in aller Welt sowohl verhaßt, als auch zum Vollklops zu machen.
Wer anderen Deutungen für diese Gegebenheiten hat, möge sie in unaufgeregtem Tonfall vorbringen.

美麗的單詞不是真實的,真實的單詞不是美麗。

Měilì de dāncí bùshì zhēnshí de, zhēnshí de dāncí bùshì měilì.

Anonym hat gesagt…

andere Deutungen - Syndrom der dicken Finger.