Dienstag, 24. November 2020

Corona: Böllerverbot gegen die Pandemie


Dass frische Luft, die stoßweise in eng besetzte Klassenräume gelüftet, antiviral wirkt, draußen im Freien so ansteckend ist, dass es in deutschen Großstädten nicht ohne Maskenpflicht in der gähnend leeren Innenstadt geht, ist eine der erstaunlichen Erkenntnisse einer Pandemie, die so ganz anders verlief als es die klassischen Weltuntergangsbeschreibungen vorhergesagt hatten. Statt Millionen dahinzuraffen, noch ehe ein Gegenmittel  erfunden werden konnte, hielt sich Corona an die AHA-Regel: Abstand, Händewäschen und symbolische Alltagsmaske auf - damit gelang es immer wieder, Ausbrüche einzuhegen und einen exponentiellen Anstieg der Infiziertenzahlen zu verhindern.

Doch der Kampf muss weitergehen, denn noch längst ist "der Virus" (Armin Laschet) nicht besiegt. Dazu bedarf es der beständigen Anpassung der notwendigen Corona-Vorschriften. Aus der "AHA-Regel" wurde zuerst die "AHA-L"-Regel, die das Lüften in Bildungseinrichtungen vorschreibt, zugleich etablierte sich die "AHACL"-Regel, die noch einmal besonders Bezug nimmt auf die Verwendung der deutschen Corona-Warn-App, einer der datengeschütztesten Virenapps überhaupt, die von der  Bundesregierung anfangs als neues, zusätzliches "A"  in den AHA-Vorschriften beworben wurde, ehe sich dann ein "C" einbürgerte, um angesichts der zusätzlich eingeführten Empfehlungen zu 3G und 4G (geschlossene Räume, Gruppen und Gedränge, Gespräche in lebhafter Atmosphäre) für mehr Übersichtlichkeit zu sorgen.

Für den Rest des Jahres und die Monate bis zur Durchimpfung um Ostern herum plant das Corona-Kabinett nun offenbar eine weitere Erweiterung. Diesmal geht es ein zielgenaues Abklemmen eines bisher kaum beachteten Verbreitungsweges: Durch individuelle Silvesterfeuerwerke droht das Virus über belebten Innenstädten abzuregnen und sich so trotz aller Kontaktverbote unkontrolliert als dritte welle auszubreiten.

Hier setzen Bundesregierung und Länderchefs punktgenau an, in dem sie im Zuge der Corona-Maßnahmen ein Böllerverbot für die Silvesternacht verhängen. Dabei handelt es sich um einen alten Traum der deutschen Politik, der erstmals im Zuge der Finanzkrise im Jahr 2008 öffentlich ausformuliert worden war. Damals, als die Modemarke "Thor Steinar" im Zentrum der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg stand und der dönerkritische Begriff "Gammelfleisch" gedankenlos zum "Jugendwort des Jahres" gewählt wurde, startete die deutsche Sozialdemokratie zum ersten Mal einen Versuch, individualisiertes Knallern und Raketenschießen zu untersagen. 

Seitdem gehörte die Forderung nach dem Böllerverbot zu den Jahresendritualen der deutschen Politiksimulation. Mal wegen der notwendigen Rücksicht auf geräuschempfindliche Haustiere, mal aus Klimagründen, mal wegen des entstehenden Abfalls oder auch wegen traumatisierter Menschen, die noch nicht so lange in Deutschland leben und bei Knallerei sofort an Bürgerkriegserlebnisse in ihren früheren Heimaten erinnert werden sollte der alte Brauch immer wieder weg. Staatlich organisierte saubere, klimaneutrale und flüsterleise Zentralfeuerwerke waren als Ersatz gedacht - doch Corona bietet nun die Chance, die gleich mit einzusparen.

Statt den leidigen Feuerwerksbrauch umständlich und langwierig abzuerziehen, kommt der kalte Entzug. Mit Blick auf die nationale Notlage wird Böllern und Knaller dieses Jahr komplett verboten, um Menschenansammlungen in der Öffentlichkeit zu verhindern und Ansteckungsgefahren zu minimieren. Dass mit der Feuerwerksbranche dadurch ein weiterer Wirtschaftsbereich Probleme bekommen könnte, gilt als sicher, aber handelbar. 

Hier werde der Staat jedoch mit maßgeschneiderten Böllerhilfen einspringen, obwohl die Branche es seit Jahren verschlafen habe, auf umweltfreundliche, klimaneutrale, haustiergeeignet-leise und nicht-bürgerkriegsgeräuschähnliche Feuerwerkskörper umzustellen. Die Corona-Gelegenheit biete die Möglichkeit für ein Komplettverbot, das aber in der ersten Stufe nur ein antivirales Anwendungs-, aber Inverkehrbringungsverbot beinhalten soll, heißt es dazu im politischen Berlin. 

In der deutschen Sozialdemokratie wird jedoch fest davon ausgegangen, dass das Feuerwerksverbot über die Corona-Zeit hinaus aufrecht erhalten bleiben wird. Meinungsumfragen hatten schon vor Corona ergeben, dass eine Mehrheit der Deutschen gern auf Silvesterfeuerwerke verzichtet und staatliche Massnahmen begrüsst, die das Böllern auch der feuerwerksaffinen Minderheit verbietet.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das geht doch ohne Pyrotechnik. Bei uns im zukünftigen Drittwelt-Shithole ist man bloß noch nicht soweit.

https://www.business-punk.com/2020/01/in-singapur-und-shanghai-zeigten-led-drohnen-wie-feuerwerk-2020-geht

Seit Nachtflüge mit Drohnen verboten wurden, fällt das für den Privathaushalt aber auch aus.

Anonym hat gesagt…

Ach du meine Güte, das Piefkevolk sieht die Fundamente seines kultursensiblen Kosumrausches in Gefahr: Weihnachten und Sylvester sollen einem importierten Virusgötzen geopfert zu werden.

Wie soll es nur weiter gehen ohne Jahr für Jahr wachsende Geschenkberge unterm Tannenbaum?
Wie soll es nur weiter gehen ohne bereichernde Böllerorgien auf z.B. der Kölner Domplatte?
Wie soll es nur weiter gehen ohne besoffene bunte Geistervertreibung mit Blitz und Donner?

Haben wir ohne überhaupt noch eine lebenswerte Zukunft?

Viele werden sagen: Solange Fußball inne Glotze flimmert, klappt es mit dem "Weiter so!"

Auch eine Art Pandemie mit Hirnbefall.

Anonym hat gesagt…

Bernd wird wie gewohnt bis zu 400 kg Polenböller zünden

Anonym hat gesagt…

Uns werden Böller verboten und die zugereisten machen dann eben mit scharfen Waffen Feuerwerk!
Das haben uns Politiker eingebrockt!

Anonym hat gesagt…

Ach du meine Güte, das Piefkevolk ---

So wärest Du also Ostmärker, kleiner Chelm?