Montag, 9. November 2020

Die Verwandlung: Make Amerika nett again

Amerika groß zu machen ist ab sofort wieder erlaubt.

Die Mahnung, die das deutsch-amerikanische Verhältnis in den vergangenen vier Jahren belastet hatte, ersparte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel diesmal. Statt den kommenden US-Präsididenten Joe Biden wie seinen Vorgänger daran zu erinnern, dass es eine Zusammenarbeit mit Deutschland nur geben werde, wenn die US-Seite sich an die gemeinsamen Werte halte, wie sie in Berlin definiert werden, blieb Merkel diesmal knapp. "Herzlichen Glückwunsch!", ließ sie ihren Sprecher Steffen Seibert auf Twitter posten, wo Deutschlands Spitzenpolitik standardmäßig sorgfältig designte Betroffenheit, Bestürzung, Entsetzen, aber eben auch Glücksgefühle und Zufriedenheit verbreiten.

Diesmal keine Bedingungen

Von Herzen Glück und Erfolg" wünsche sie Biden und seiner künftigen Vizepräsidentin Kamala Harris. Nicht einmal von der Einhaltung von "Demokratie, Freiheit, den Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung" (Merkel an Trump) macht die scheidende Kanzlerin das abhängig. "Ich freue mich auf die künftige Zusammenarbeit mit Präsident Biden", kündigte Merkel diesmal vorbehaltlos an.

Es ist aber nie die Frage, was, sondern immer die, wer. Sagt der Falsche das Richtige, bleibt es falsch. Behauptet der Richtige etwas Falsches, überwiegt die Absenderangabe den Inhalt der Botschaft. Es mag ja nicht stimmen, ist aber gut gemeint. Sagt also Trump, "make America great again" ist das ein unerträglicher Ausdruck rückwärtsgewandter Egoismen. Titelt der "Spiegel" mit demselben Satz, meint er die Wiedererrichtung der Demokratie durch die dauerhafte Rückkehr zu Ergebnissen, die im politisch-medialen Deutschland Beifall finden. Zeigt das frühere deutsche Nachrichtenmagazin Trump als "Hausbesetzer", dann folgt kein Lob des "rebellischen Geistes der Hafenstraße" oder des "regen Lebens" in der Illegalität.. Sondern eine Abrechnung mit Trumps "schmutzigem Kampf ums Oval Office". Dessen Treiben war ja fürwahr unerträglich: Trump führte weniger Kriege als sein Vorgänger Barack Obama, er fing selbst sogar nicht einen einzigen an. Trump liegt nach vier Jahren auch bei der Abschiebung illegaler Immigranten hinter der Lichtgestalt aus Honolulu. Und beim Wirtschaftswachtums ebenso vor wie bei den Steuersenkungen.

Die hatte ganz zu Beginn ihrer Kanzlerinnenkarriere auch Angela Merkel versprochen, aber gleich nach ihrem ersten Wahlsieg kassiert. Danach ging es nie, weil es nicht möglich war: Entweder brauchte der Staat gerade viel Geld, weil Krise war. Oder er hatte welches, musste es aber sparen, weil bald wieder Krise sein würde.

Biden war Berlins einzige Karte

Einer wie Trump, der disruptiv durch die politische Landschaft poltert, wirkt da wie ein lebendes Mahnmal für die absolute Macht genutzter Möglichkeiten. Viel zu laut, Viel zu schnell. Viel zu störend in seiner sprunghaften Unvorhersehbarkeit. 

Joe Biden war seit Monaten die Karte, auf die das politische Berlin gesetzt hatte, ohne alternativen Plan, ohne Perspektive, wie ein Kräftemessen mit den USA unter Trump in den kommenden vier Jahren zu überstehen wäre. Biden dagegen gilt als alt und schwach, eine Galionsfigur des vielbeschworenen anderen Amerika, das vor allem in deutschen Redaktionsstuben existiert. Gleichzeitig aber schwach und lenkbar, weil im Gegensatz zu Trump nicht eingeschworen auf amerikanische Interessen.

Der alte Mann und  die Hoffnung

Den alten Mann, der beim Weiterbau der Erdgasleitung Nord Stream dieselbe Position vertritt wie sein Vorgänger, vom Gegenteil zu überzeugen, scheint immerhin möglich. Ebenso glaubt die Bundeskanzlerin, dass sich der älteste jemals gewählte US-Präsident von Deutschlands demonstrativen Bemühungen zur symbolischen Erhöhung der Verteidigungsausgaben überzeugen lassen wird, nicht wie Trump immer wieder auf dem Zwei-Prozent-Versprechen herumzuhacken. 

Biden ist in den 47 Jahren seiner politischen Karriere immerhin nie als störrischer Verteidiger grundsätzlicher Positionen aufgefallen. Wie die deutsche Kanzlerin ändert der frühere Vize-Präsident der Obama-Administration lieber seine Prinzipien als seinen Anspruch auf Herrschaft aufzugeben. Im Gemeinsinnfunk wird daraus ein Mann, der "vernünftig, versöhnlich und volksnah" ist und das "erklärte Ziel" habe, "die heillos zerstrittenen Amerikaner wieder zu  versöhnen". 

Zwischen Biden und Wahnsinn

Nur Biden steht "zwischen Biden und dem Wahnsinn" nur Biden, der "Mann der Mitte" (Tagesschau), kann Amerika und die Welt vom Bösen erlösen, weil "der Zielstrebige aus Delaware" (ZDF) ein "Menschenfreud ohne Allüren" (Stuttgarter Zeitung) und zudem ein "Empathiebündel" (FAZ) ist, nach dem sich "eigentlich auch viele Deutsche sehnen" (Tagesspiegel)..

Hier kündigt sich schon eine Wetterwende grundsätzlicher Natur an. Die "Dämonisierung endet jetzt" hat Biden nach Europa übermittelt. Galt Empörung über alte weiße Männer in den Jahren der Trump-Ägide als Graubrot der Medienbranche, zeigen schon die ersten Reaktionen auf den noch älteren, noch weißeren und kaum weniger sexuell vorbeschuldigten Trump-Nachfolger, dass das Wer entscheidet, nicht das Was. Über alte weiße Männer gibt es ab sofort keine Witze mehr. Die eben noch heillos zerstrittenen und gespaltenen USA werden sich binnen Wochen vom Reich rücksichtlosen Selbstinteresses zurückverwandeln in einen gemeinsinnorientierten Partner und vom Epizentrum des Corona-Versagens in die Fackel der Zuversicht, dass die ganze Welt wie Deutschland obsiegen kann im Kampf gegen die Seuche.


11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…


„ Nett ist die kleine Schwester von Scheiße “ von Rebecca Niazi-Shahabi.

Ein Volk, das sein kollektives Wohlbefinden von den altersbedingt zunehmenden Demenzen eines grenzdebilen Tattergreises abhängig macht, ist - eine Wahlfälschung mal ignorierend - doch selber nur noch ein abergläubischer senil umher tapsender Fantastenhaufen.

Was wird Biden bzw. seine baldige linke Nachfolgerin Harris für die einfachen fleißigen Mittelständler denn wohl tun, wenn zugleich schwarzbunte Plündererhorden hofiert werden?

Allerdings sehen wir ja auch bei uns im besten aller Schlands, dass der sogenannte mündige Bürger seit Jahren jene von ihm angehimmelten Obrigkeiten wählt, die ihn einerseits immer mehr einschränken und andererseits zur Finanzierung dieser Zwangsjackendemokratur immer stärker abzocken.

Wie verblödet muss man eigentlich sein, um sich von professionellen Diebesbanden in Politikerverkleidung so penetrant abkassieren zu lassen? Auch Multikulti-Doitselan versucht nämlich mit allen schäbigen Mitteln um jeden Blutzollpreis "nett" zu wirken.

Wer 'Die Verwandlung' von Kafka kennt, weiß allerdings, dass Menschen auch zu Ungeziefer mutieren können.

Mit welch einer Zukunft haben solche Schabenkreaturen zu rechnen?

Im eigenen Kot leben und Dreck fressen?

Aber selbst dann werden sie für ihr selbstverschuldetes Elend Sündenböcke suchen und hasserfüllt steinigen.

So ist er leider auch, der edle menschliche Charakter.

Anonym hat gesagt…

Quo usque tandem abutere, Du Eierkopp, patientia nostra?

Der lachende Mann hat gesagt…

"Ei-er-köpp-le" hätte die Metrik gewahrt.

Anonym hat gesagt…

Und dann hat der designierte Präsident auch noch plötzlich ein Baby auf dem Arm. (ntv)

Genau wie in den Satiren (Futurama et al.)! Mir kommen die Tränen.

Hoffentlich hat er es zurückgegeben oder wenigstens die Eltern zur Party eingeladen.

Anonym hat gesagt…

Immer wieder interessant, wie hier gewisse Besserwissertypen sich Schuhe anziehen, die ihnen offensichtlich nicht passen und das dann mit pseudoklugen Lateinsprüchen und pubertären Beleidigungen zu kompensieren versuchen.

Niemand ist gezwungen, etwas zu lesen was ihm nicht in den eigenen Kram passt und muss dazu auch keine Urteile abgeben. Äußert euch also mal mehr zum ppq-Thema oder haltet einfach eure Schandmäuler.

Anonym hat gesagt…

Lateinangeber in die Produktion !!

Der lachende Mann hat gesagt…

@ die beiden letzten (in der obenstehenden Listung):
Geil! Weiter so!

Anonym hat gesagt…

Immer wieder interessant ...

Kann man von Dir nicht eben gerade behaupten, Eierkopp. Eher öde ...

Der lachende Mann hat gesagt…

Wir können übrigens auch als Griechischangeber arbeiten. Freilich nicht in der Produktion.

Aber nun Schluß!

ppq hat gesagt…

wenn man hier manchen leserisch folgt, wird einem klar, woher die ganzen kriege kommen

Anonym hat gesagt…

woher denn ??