Samstag, 10. April 2021

Vierte Phase des deutschen Schnell: Im Impfzugang

Wenn ein abtrünniger Brite angeberisch seinen Impfpass zeigt, winkt der gelernte EU-Bürger*in mitleidig ab: Er bekommt etwas digitales in die Hand, schon demnächst.

E
s ist die vierte oder womöglich sogar schon fünfte Phase der großen deutschen Impfoffensive auf die tief eingegrabenen Virusstellungen im Land, die gerade schneller und immer noch schneller anläuft. Jetzt mischen gar die Hausärzte mit, zehntausende von ihnen stehen Kanüle im Anschlag bereit, jeder von ihnen war bereits wenigstens einmal im Fernsehen, um Hoffnung zu impfen. Weil es leider noch an Impfstoff fehlt - die Logistik des Transports der derzeit auf Halde liegenden rund vier Millionen Dosen krankt an EU-Umweltauflagen, Klagen von Menschenrechtsorganisationen, dem Streit zwischen EMA und Stiko und sie leidet unter Angriffen von Impfgegnergruppen, vor denen das BKA allerdings rechtzeitig gewarnt hatte - geht es voran, aber längst nicht so schnell wie versprochen.

Hausärzte gegen Test-Task-Force

Der Impfstoffmangel aber macht die erfahrenen Hausärzte erfinderisch. Weil pro Praxis nur ganz, ganz wenige Dosen Vakzin zur Verfügung stehen, gerade so viel, dass ein "neuer Rekord" (DPA) gemeldet werden konnte, legen die einfallsreichen Praktiker vielerorts jetzt schon die Zugänge für spätere Impfungen. Dann geht alles noch schneller, noch schneller gar als das neue deutsche Schnell, jene geheimnisvolle Geschwindigkeit, mit der sich alles nach vorn bewegt, in der Zeit aber rückwärts strebt, ein Windhund, bäh wie Leder und zart wie Kanülenstahl.

Medial ein Segen. Kaum waren die Hausärzte "in Aktion getreten" (DPA), war das eben noch lichterloh brennende Testthema tot. Die "Task Force Testlogistik", geführt von Andreas Scheuer und Jens Spahn, kam, wurde gesehen und sofort wieder aus den Augen verloren. Das letzte Lebenszeichen des regierungsamtlichen Rettungskommandos war die Meldung, es handele sich um "eine Farce" (Die Welt). Anschließend kam Nullkommanichts mehr, nirgendwo.

Reiten auf toten Pferden

Das Pferd ist tot, hat seinen Zweck aber erfüllt. Für zwei bange Wochen, in denen Gesundheitsminister und Bundesregierung den "Groll" (Sascha Lobo) selbst der anständigen Menschen im Lande ernstlich hatten fürchten müssen, nahm die "Debatte um Tests" (Spiegel) samt der Lösung durch die Task Force den Druck vom Kessel. Dass es keine Lösung gab, tut nichts zur Sache, denn es fragt mittlerweile ja schon niemand nach einer.

Wichtig ist ein nicht abreißender Strom an neuen Ablenkungsmanövern. Nachdem der "Brücken-Lockdown" des Armin Laschet mitten im seit November laufenden Lockdown wenig Überzeugungskraft zu entfalten vermochte, weil selbst der Initiator nicht zu sagen wusste, was seinen schärferen, kürzeren und einheitlicheren Lockdown vom seit 155 Tagen laufenden Wellenbrecher-Lockdown unterscheiden würde, geht der aktuelle Trend zum Streit um Sputnik-V-Vorbestellungen: Bayern und Mecklenburg haben schon geordert, Berlin denkt darüber nach, auch Jens Spahn ist am Überlegen. Die EU prüft, andere sind auch hier für eine neue Einheitlichkeit. An Impfstoff herrscht, an Gesprächsstoff aber herrscht kein Mangel.

Kommt die beschleunigte WM-Lesung?

Machtinstinkt oder Vorsorgementalität? Wahlkampf oder professionelle Medienarbeit? In jedem Fall hilft es eine Woche Wirtschaften in Zeiten so großer Unsicherheit, dass selbst die geübtesten Vertröster und Verschieber aus Angst vor sich manifestierender Uneinigkeit nicht mehr zusammenkommen wollen. Die Kanzlerin dagegen plant den Durchgriff, sehnlichst erfleht von den Merkel-Medien, die 87 Jahre nach Hitlers "Gesetz über den Neuaufbau des Reiches" vom 30. Januar 1934 wieder nach mehr Zucht, Ordnung und einheitlicher Führung im Land verlangen. Im Schnellgang durchs Parlament gepeitscht, das gilt seit Monaten als reine Formsache, könnte ein neu formuliertes Infektionsschutzgesetz unter Beachtung aller geltenden Fristen und mit Hilfe einer sogenannten beschleunigten WM-Lesung bereits in vier bis fünf Wochen inkrafttreten.

Nach Berechnungen von Armin  Laschet würde das genau passen, um den erwünschten Effekt zu verpassen. "Wir erkennen, dass schon in ganz kurzer Zeit 20 Prozent, danach 30, 40 Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft ist", hat der Kanzlerkandidatenkandidat der CDU schon vor einer Woche berechnet. Nötig sei nur noch  "eine Brücke bis zu diesem Zeitpunkt - und da geht es um zwei, drei Wochen", da müsse man "noch einmal eine Anstrengung unternehmen und das öffentliche Leben noch mal herunterfahren".  Die sechste Phase der Pandemiebekämpfung oder dann sogar schon die siebte, überlebende Historiker werden einst nachzählen müssen, wäre dann die, in der ein neues Infektionsschutzgesetz auf der anderen Seite einer Brücke auf ein geimpftes Volk wartet, das glücklich aus dem Lockdown im Lockdown in eine sonnige Zukunft stolpert, dankbar all denen, die es mit harter Hand hierhergeführt haben.


8 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

@Türsteher

Bei der Länge und überbordenden Qualität des Kommentartextes bleibt nur ein Rat. Eigenen Blog aufmachen und diese Art Texte dort publizieren und von Google monetarisieren lassen. Die Herzen der deutschen Widerständler und der migrantischen Freunde Merkels fliegen dir nur so zu. Dann wirste steinreich, wenn zusätzlich Paypalkonto angegeben und Bedürftigkeit wegen Hetzkampagne der Linken thematisiert werden.

Die Anmerkung hat gesagt…

@Türsteher mit Schrumpelsack

Ich kann mich nur wiederholen. Es ziemt sich nicht, vor des Anderen Tür zu kacken.

ppq hat gesagt…

ich erkläre es hier noch mal für die, die es nicht verstanden haben: gelöscht wird, was andere kommentatoren persönlich beleidigt, gossensprache benutzt oder hier mit verbaldurchfall die tische verschmiert.

ich bin fürwahr geduldig und tolerant. aber aus dem nichts herumpöbeln lasse ich hier nicht. dazu bitte den vorschlag von die anmerkung folgen, selbst eine seite aufmachen, dorthinein brechen und sich am echo erfreuen.

ich möchte hier doch gern ein gewisses niveau. und ja, letztendlich muss ich bestimmen, welcher kommentar es hat und welcher nicht.

vielen dank

Carl Gustaf hat gesagt…

Bald ist wieder Spargel. Ich hoffe, dass die Bundescoronaverordnungsverantwortlichen daran gedacht haben. Nicht das am Ende wie letzten Jahr der Flüchtling den Karren, oder besser den Spargel wieder aus dem Dreck ziehen muss.

Die Anmerkung hat gesagt…

@Carl Gustaf

Wieso? Spargel gibt es seit, glaube ich, 2 Wochen. Erst kam der griechische, für 4 oder 5 Euro das Pfund, dann die Woche drauf beim türkischen Gemüsefachhändler der Beelitzer für 12,90 das Pfund, am Freitag konnte ich beim Rewe zwischen Importware für 5 Euro das Pfund oder dem Beelitzer für 15 Euro das Pfund wählen. Ich war für die Importware. Schmeckt vorzüglich.

Carl Gustaf hat gesagt…

@ Die Anmerkung

Da die deutsche Spargelsaison für gewöhnlich von Margarete Stokowski in ihrer Spiegel-Kolumne eingeläutet wird, muss es sich bei der jetzt ausliegenden Ware noch um dreiste Fälschungen handeln.

Die Anmerkung hat gesagt…

@Carl Gustaf

Dann sind das Qualitätsfälschungen wie meine Lange & Söhne, die mich beim gemeinen Volk erstens als Angeber und zweitens steinreich erscheinen läßt.

Einen Unterschied zu echtem Spargel ist nur für Kenner feststellbar, der ich erkennbar nicht bin, da ich die deutsche Spargelstartschußkampagnenbeauftragte bisher nicht kannte.

Carl Gustaf hat gesagt…

Noch ein kleiner aber lehrreicher Nachtrag zur Spargelstartschußkampagnenbeauftragten und deren bekannter Aversion gg. des Deutschen liebstes Gemüse. Spargel kann männlich und weiblich sein, wobei der männliche Spargel deutlich ertragreicher und wohlschmeckender ist, als der weibliche. Insofern darf man darauf warten, bis sich die ersten Genderbotanikerinnen des Themas annehmen und die Gleichstellung auf den Spargelfeldern einführen werden. Die BWHF sollte schon einmal am Begriff "Spargelquote" feilen.