Donnerstag, 29. Juli 2021

Fake News: Wie sich der Mensch aus dem Tierreich erhob

Dank des weitverbreiteten Glaubens an fake news gelang dem Menschen sein unvergleichlicher Aufstieg.

Wenn die CDU sich siegesgewiss gibt, egal, wer den Kanzlerkandidaten macht, ist das Wahrheit oder Pflicht? Wenn Mediendeutschland den neuen amerikanischen Präsidenten Joe Biden, einen gebrechlichen älteren Herrn, als Hoffnungsträger feiert, ist das objektiv oder verdankt er die Ehre nur seinem Vorgänger? wenn aber ja, dann warum machen alle mit? Und wenn nein, wieso nicht? es sieht doch jeder, wie sich die Dinge in Wirklichkeit zueinander verhalten. Und es nicht Aufgabe von Medien, zu sagen, was ist?  

Die Realität der Unwirklichkeit

Es ist eines der interessantesten Phänomene der Jetztzeit, dass ein Zusammenhang zwischen Realität und Berichterstattung wenig bis kaum zu spüren ist, weil die Realität der Berichterstatter sich durchgreifend von der Realität der wirklichen Wirklichkeit unterscheidet. Doch die Erklärung für dieses sogenannte Differenzwunder, wie es der umtriebige Medienforscher Hans Achtelbuscher nennt, liegt auf der Hand: Die kognitive Revolution hat dem Menschen die Möglichkeit gegeben, sich Dinge komplett auszudenken, sie aber anschließend zu behandeln, als wären sie tatsächlich vorhanden. 

Achtelbuscher, der am An-Institut für angewandte Entropie der Bundeskulturstiftung auf Usedom lehrt, verweist auf Millionen von Kirchenbauten weltweit, bei denen sich große Gruppen geeinigt haben, sie als Sakralbauten für einen "Gott" anzusehen, der nicht existiert, aber Realität ist. Kein anderes Lebewesen ist in der Lage, eines Geistesleistung aufzubringen, die ihm ermöglicht, Nichtvorhandenes, Unsichbares und Nichtnachweisbares für bare Münze zu nehmen und damit zu zahlen. 

Nur der Mensch sieht, was nicht da ist

Nur der Mensch kann sich und seinesgleichen einreden,  etwas existiere - und dann darüber reden, als wäre es wahr. Schon der nächste Verwandte des Menschen, der Schimpanse, scheitert beim Versuch: Er lebt in kleinen Gruppen mit wenigen Dutzend Artgenossen zusammen, pflegt enge Freundschaften und kämpft Seite an Seite mit seiner Sippe gegen Paviane, Geparden und feindliche Schimpansen. Doch das geht nur so lange gut, wie sein Rudel so überschaubar bleibt, dass es sich hierarchisch organisieren lässt, weil das Leittier, fast immer ein Männchen, von allen als Alphatier anerkannt wird.

Wäre die Gruppe größer, zerfiele sie sofort, weil ihr ein übergreifendes Gemeininteresse fehlen würde. Hier und dort würde das Alphatier abgelehnt, dieser oder jener würde es bei Abwesenheit infragestellen  oder seinen Machtanspruch auf sich selbst übertragen wollen. Dem Schimpansen fehlt die Fantasie, ein übergreifendes Konzept zu entwickeln, das auch da ist, wenn das Alphatier sich nicht in Sichtweite befindet - einen unsichtbaren Stellvertreter der Macht, der nicht wirklich existiert, die Mitglieder der Gemeinschaft aber auf sich, also auf die aktuelle Herrschaft verpflichtet.

Mit der Kraft der fake news

Dem Menschen dagegen ist es schon vor Tausenden von Jahren gelungen, dergleichen herbeizuzaubern. Der Donnergott, der mit Blitzen straft, Jesus, der aus Liebe stirbt, die Nation, die Partei, die EU als Staatenfamilie - illusorische Konzepte aus reiner Vorstellungskraft dienen als Ordnungsrahmen für große Gemeinschaften, deren einzelne Mitglieder weder den Donnergott noch Ursula von der Leyen, weder Jesus noch die CDU jemals gesehen haben. Die ordnungsschaffende Kraft der Illusion lässt "Staaten" entstehen und Aktiengesellschaften, sie schafft Respekt für "Gesetze" und Institutionen, sie sorgt dafür, dass Menschen Bußgelder bezahlen und zu Wahlen gehen.

Es fake news, auf die sich eine Mehrheit geeinigt hat, die den Menschen in die Lage versetzen, sich aus dem Tierreich zu erheben und eine menschliche Gesellschaft zu bilden. Woran er glaubt, das muss nicht stimmen, es muss nur Konsens sein: Ob Halbmond oder Kreuz, Alltagsmaske oder FFP2, die wachsende Armut oder die Energiewende, sie alle zusammen erst haben den Menschen zum Menschen gemacht.


5 Kommentare:

Frolleinwunder hat gesagt…

Es müsste der gesamte Text zitiert werden mit der Bemerkung: das ist groß!
Da das aber Blödsinn wäre, muss selektiert werden:
"Es ist eines der interessantesten Phänomene der Jetztzeit, dass ein Zusammenhang zwischen Realität und Berichterstattung wenig bis kaum zu spüren ist, weil die Realität der Berichterstatter sich durchgreifend von der Realität der wirklichen Wirklichkeit unterscheidet. Doch die Erklärung für dieses sogenannte Differenzwunder, wie es der umtriebige Medienforscher Hans Achtelbuscher nennt, liegt auf der Hand: Die kognitive Revolution hat dem Menschen die Möglichkeit gegeben, sich Dinge komplett auszudenken, sie aber anschließend zu behandeln, als wären sie tatsächlich vorhanden."
Das ist großartig.

Gerry hat gesagt…

Es bleibt erstmal festzuhalten, dass es der Glaube ist, die Idee, die Überzeugung, die den Mensch beflügelt und zu dem macht, was er ist und leistet. Dazu kommt, wir glauben viel mehr als wir zu wissen meinen- also durch eigene Wahrnehmung und Erfahrung bestätigt. Wer von uns hat Biden oder von der Leyen gesehen, oder gar gesprochen? Wir glauben, dass sie existieren, weil die Medien davon berichten. Unsere Aufgabe darf es sein, ausreichend Indizien zu sammeln um weitgehend sicherzustellen, dass unser Glaube mit der Realität übereinstimmt. Wenn wir diese Übereinstimmung überhaupt anstreben :)

Überflieger hat gesagt…

Bei "Einzelfällen" nennt man das herbei halluzinieren von Scheinrealitäten dann psychische Probleme.

Man muss dieselbe Geistesverwirrung wie die Mehrheit haben, um als normal zu gelten.

Quantität besiegt also Qualität.
Masse unterdrückt somit Klasse.

Mit einem Wort: Ochlokratie

Anonym hat gesagt…

das Thema Menschwerdung beschäftigt auch das Zettdé-eff

https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2021/zdf-verstaerkung-fuer-team-zuschauerverhoenung/


https://de.wikipedia.org/wiki/Hominisation#/media/Datei:Darwin-chart.PNG

Anonym hat gesagt…

das Thema Menschwerdung ...

Wer kennt das noch: Und der große Natschalnik hat genommen Rippe von Genossen Adam Adamowitsch, und daraus gemacht Schaschlyk, und daraus gemacht die Genossin Jewa Jewanowa. Und sie haben gelebt in LPG von Typ drei ...
Du kannst fressen Frichte von Birkenbaum, Pappelbaum, ikh waiß, khat gar kaine Frichte, kannst aber trotzdem fressen. Aber nikht von Apfelbaum - ist Kollektiveigentum!