Mittwoch, 14. Juli 2021

Große Erwartungen, zu groß: Vom Ich zum Ihr

Mit großem Ihr wie bei "Ihre Hoheit": Das König der Biere der Grünen.

E
s ist nicht das König der Biere, eher ein Kapitel aus dem Regal "Lesen was dumm macht" wie der Klassiker der "Apothekenrundschau" claimte, es der erste Chefredakteur des Millionenblattes bei PPQ.li mitzulesen begann. Nein, der grüne Wahlkampfslogan "Bereit, weil Ihr es seid" versteckt seine quergekämmte Raffinesse im Kleingedruckten, das hier allerdings etwas größer ausfällt.  

Weil Ihr es seid" würde im normalen deutschen Sprachgebrauch wie "weil ihr es seid" geschrieben werden, denn das vermeintliche förmliche Anredepronomen ist hier gar keine Höflichkeitsanrede, sondern eines in der 2. Person Plural, das ein großes I nur vertrüge, wenn es das nicht wäre - etwa, wenn die grüne Kampagne nicht das allgemeine Volks-Ihr als bereite Masse von Millionen adressierte. Sondern, ein klassisches Beispiel findet sich in Karl Mays "Old Shurehand", den "sehr, sehr werten Mister Cutter" meinte. Oder, darauf kommt es nicht an, um eine andere persönlichen Anrede, die direkt an eine einzelne Person gerichtet ist. Machen aber die Grünen Wahlkampf um eine einzelne Person? Und wenn ja, wer ist dieser Ihr?

 Größe, wo sie nichts zu suchen hat

Abschreiben, hier von Karl May, klappt noch. Aber nicht richtig. Die "großen Erwartungen" (Charles Dickens), mit denen sich die ehemalige Alternativ-Partei selbst beladen hat, ehe sie von den Medien mit noch mehr davon beladen wurde, äußern sich in der Plakatkampagne der Grünen einer Mischung aus Blässe, auf Plakatmotiven als verwaschenes Grün eines frostigen Herbstmorgens dargestellt. Und einem Drang zur Größe auch dort, wo sie nichts zu suchen hat.

Womöglich aber geht es beim erwähnten "Ihr"auch nicht um die Wählerinnen Wähler draußen im Lande, sondern um einen bestimmten Er, das nicht "euch" oder "euer" meint, sondern das hochsprachliche Hoheits-Ihr im Sinne von "Ihre Hoheit" oder "Geben Sie bitte Ihre vollständige Adresse an"? Bei der Vorstellung der Kampagne wurde die Frage nach dem nicht gestellt. So viel Solidarität ist noch. Trotz aller Enttäuschung.

Das "Ihr", schon beim Parteitag im Juni grundlos großgeschrieben, überstand die Wochen seitdem, ohne dass sich in der Partei der Hochgebildeten - Baerbock ist Master von was mit Völkerrecht, Habeck hat Literatur studiert, Geschäftsführer Kellner war nicht nur das, sondern auch Erasmus-Stipendiat - jemand fand, der den Fehler zu sehen verstand. Dabei wird der Aufwand, der um die Kampagne betrieben wurde, beträchtlich gewesen sein. Parteichefin Annalena Baerbock hatte ja allein für die Übersetzung von Allgemeinplätzen wie "Potsdam, das ist im Bundes-Land Brandenburg" und "Brandenburg ist das Land rund um Berlin" aus dem Deutschen ins Leichte vier Fachkräfte beschäftigt, darunter eine ÜbersetzerIn, eine Lektorin und zwei "Prüferinnen für Leichte Sprache".

Abschreiben, aber falsch

Da wird doch niemand, der es ernst mit mit der Rückkehr in die Klima-Offensive, zehntausende Plakate mit einer falschen "Ihre Hoheit"-Anrede kleben lassen wollen? Schließlich hatte sich die Partei nach der heruntergehaspelten Antrittsrede von Annalena Baerbock doch so fest vorgenommen, "ab jetzt möglichst fehlerfrei" (Tagesschau) durch den Wahlkampf zu schleichen und ins Kanzleramt zu gleiten. Nun aber passiert wieder solch ein Patzer: Von Karl May abgeschrieben, dabei aber in fünf Worten einen Fehler versteckt. Alle gemeint, aber nur einen erreicht. Das "König der Biere" der Grünen, ehemals Bündnis90/Die Grünen, ist eine Hoheit, grammatikalisch genauso richtig wie damals der Brauerei-Spruch. Das meinte damals, argumentierte der Produzent stets, nicht einen König als Person, sondern den König als Marke. Sehe man das so, also richtig, dann "habe auch niemand das Gefühl, dass es sich um falsche Grammatik handelt".


7 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

"Briefwahl jetzt" ist die Einladung zum Wahlbetrug.

Da man in geheimer Wahl keinen Stich macht, sollen die Enkel der dementen Oma helfen, den Brief einzutüten.

Anonym hat gesagt…

da die GRÜNEN Volksverräter sind würde ich solche Leute von der Wahl ausschließen und jeden Bourgeois der mutmaßlich die GRÜNEN gewählt hat verhaften .

DR.Zepp ; Reichsunterschriftenkammer & Fachamt Dialektik IIIb

ppq hat gesagt…

"briefwahl jetzt" mutet an, als sei briefwahl der neue spitzenkandidatin

Die Anmerkung hat gesagt…

@ppq

Isser doch. Im Osten kann man die Wahlen nicht gewinnen, aber verlieren. In NRW wird der Sieg zementiert. Und wer die Briefwahl für sich vereinnahmt, gewinnt die Kanzlerschaft.

Von Biden lernen heißt Kanzler werden.

Anonym hat gesagt…

Unser Land kann viel, wenn man es lässt.

'...könnte viel, wenn man ließe' wäre grammatisch korrekter, aber auch zu deutlich, dass es die Grünen nicht lassen würden.

Carl Gustaf hat gesagt…

Jetzt plagiatieren die Grünen auch noch die Wahlkampfmotive der Sozen (https://taz.de/Landtagswahlkampf-in-Bayern/!5529669/). Nichts dazugelernt in den letzten Wochen.

Sehr assoziativ ansonsten das "Bereit, weil ihr es seid". Der Spruch könnte auch aus der Feder der Thälmannpionier-Leiterin der ehemaligen POS "Wilhelm Pick" in Brand Erbisdorf stammen, die jetzt eine Spätkarriere bei den Grünen macht.

Anonym hat gesagt…

https://www.timschreder.com/

ganz lieb und achtsam agitiert der Tim gegen böse Begriffe - heute hat er es auf das Unwort "Schwarzfahren" abgesehen .

"aber das macht doch nix wenn man solche Worte nicht mehr verwendet"

Herr Pipifaxfreimaurersohn aus der 11b belehrt das deutsche Fernsehvolk .

gestern : Clara Reemtsma ( Name geändert ) belehrt das Volk :"keine Verbrenner mehr "

wozu Wahlen wenn kluge und hochgebildete Urenkel guter nazis endlich angekommen sind