Donnerstag, 19. August 2021

Hippiesk wie Johnny Depp: Die Mode der neuen Taliban

Der moderne Talib kleidet sich wie Johnny Depp als Keith Richards in "Fluch der Karibik".

Als große Niederlage nicht nur für Joe Biden, Angela Merkel, Heiko Maas, den BND, die CIA, die Uno und AKK hat ein extrem rechter Identitärer den Siegeszug der Taliban in Afghanistan gerühmt. Unterstützt von einem extrem linken Linken, der als erster überhaupt kein Herz aus seiner Mördergrube machte und die Hoffnung äußerte, mit dem dem neuen Kalifat bekomme der weltweit regierende Kapitalismus nun endlich eine Alternative vor die Nase gesetzt. Ohne Profistreben, ohne klimaschädliches Wachstum bis in alle Ewigkeit. Ohne besinnungslosen Konsum, eine aus allen Nähten platzendes Unterhaltungsindustrie. Ohne Fernsehen, weder privat noch öffentlich-rechtlich. Und ohne Unterdrückung der Frau, weil die daheim bleibt, wo die Zahl potenzieller Unterdrücker überschaubar ist.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeitslosigkeit

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, egal, welchem Geschlecht eine/r/s angehört oder angehören zu meinen glaubt, das ist in einem System inkludiert, in dem ausschließlich Männer arbeiten. Niemand kann einer Frau, die daheim sitzt und die Kinder hütet, den gleichen Lohn verwehren, den ein Mann bekäme, müsste er das tun. Privatsache, der Stundenlohn ein Kinderlächeln. Was die Bildung betrifft, erübrigt sie sich weitgehend in einem Wirtschaftssystem, das auf den Anbau hochveredelbarer Grundstoffe für das Nachtleben des Abendlandes setzt. Naturnaher Anbau ohne Biogift aus den Laboren der Chemiekonzerne kommt mit wenig Bewässerung aus, die nach traditionellen Verfahren organisiert werden kann.

Ein Fanal für die Welt, das die Lumpensoldaten des Talibanrates angezündet haben. War Afghanistan bei seiner Energieversorgung bisher schon beispielhaft unterwegs - so benötigt ein Afghane nicht einmal ein Hundertstel an Strom, Treibstoff und Heizung wie ein Europäer, vier Fünftel davon werden zudem importiert - könnte künftig noch mehr Zukunft am Hindukusch vorgelebt werden.  Ohne sklavisches Festhalten am Wirtschaftswachstum erübrigt sich das Hamsterrad der Immerschneller-Gesellschaft. Statt zu kaufen, wird getauscht, statt gezielt lancierten Moden hinterherzulaufen, folgt das ganze Land dem Ideal der schwedischen Klimaschützerin Greta Thunberg, die er erst kürzlich verdeutlicht hatte, dass sie den nachhaltigen Weg der Taliban begrüßt: "Das letzte Mal, dass ich etwas Neues gekauft habe, war vor drei Jahren, und es war secondhand", hatte die junge Schwedin versichert.

Hoffnungen auf einen Neuanfang

Große Hoffnungen, die auf den jungen Gotteskriegern lasten, denen immer noch der Ruf anhängt, eine mörderische Terrorvereinigung zu sein, gebildet aus bärbeißigen Radikalen,  die sich auf einen Koran berufen, den sie gründlich missverstanden haben. Blut und Tod im Gepäck, so hatten sie Afghanistan unter ihrer Knute gehalten, als sie zum ersten Mal in Kabul herrschten. Bei denen, die nun zurückgekehrt sind in die ehemalige Hauptstadt des ehemaligen Kalifats, handelt es sich aber nach jüngsten Beobachtungen eben nicht um dieselben halb vertierten, intoleranten Männer, die nicht diskutieren, sondern auf alles schießen, was anders ist.

Nein, die "neue Generation Taliban" (Stuttgarter Zeitung) ist selbst schon ganz anders. Sie tragen nicht mehr die traurigen Kittel in Grau, Schwarz und Schmutzig, in denen sie zuletzt Furcht und Schrecken verbreitet hatten. Auch die berühmte Taliban-Sandale, ein an Hausschuhe aus breiten Lederriemen erinnerndes Kleidungsstück, musste weichen. Die Bärte sind kürzer und gepflegter, Turbane aus glänzendem, mutig ornamentiertem Stoff haben die wollenen paschtunischen Pakol-Kappen abgelöst, die als Mittelding zwischen Hut und Mütze jeden Träger aussehen ließen wie einen traurigen Schäfer, der in einen Platzregen geraten war.

Die neuen Islamit*innen

Die neuen "Islamist*innen" (ZDF) überraschen die Welt nun mit Weltoffenheit und einem Händchen für einen wilden Hippiestyle. Wie Johnny Depp in seiner großen Rolle als Keith Richards in "Fluch der Karibik" trägt der moderne Talib Piratentuch und Hippieschal, seine Tunika ist orange, hellblau oder rot und sie wird am Bein ergänzt durch Kompressionsstrümpfe, die sportlich bis ans Knie gezogen werden. Turnschuhe, Kordelgürtel, Jägerweste und Sonnenbrille ergänzen ein Outfit, das kaum noch an die "Barbaren" (Tag24) erinnert, vor denen die Welt sich aufgrund der Erfahrungen der Jahrtausendwende bis heute fürchtet.

Haben sich die Taliban etwa gemässigt?", fragt die Neue Zürcher Zeitung erschrocken. Oder ist es so, dass die Taliban mit ihrem frischen Style, mit der versprochenen inklusiven Regierung, ausbleibenden Massenexekutionen und der angekündigten Generalamnestie "versuchen, vor der internationalen Gemeinschaft gut dazustehen, um die wirtschaftlichen und finanziellen, Hilfen, von denen das Land abhängig ist, nicht zu gefährden" (ZDF)? Noch sind Zweifel erlaubt, noch wirkt der Wandel der Gotteskrieger*innen wie der etwas unbeholfene Versuch, die breite Öffentlichkeit im Westen über modisches Accessories einzufangen und mit einem Nachhaltigkeitsversprechen zu punkten, das auf den Läufen mehrerer Jahrzehnte alter Kalaschnikow-Gewehre ruht.

Eine Strategie, die angesichts der ökologisch sensiblen Stimmungslage im Westen aufgehen könnte, wenn sie ernstgemeint ist. Nachnutzung und Tauschwirtschaft, Minuswachstum, Buntheit und die Robustheit, zugunsten des Klimas auf viele moderne Annehmlichkeiten zu verzichten, sind  womöglich noch nicht überall mehrheitsfähig. Gelänge es den neuen Herren am Hindukusch aber, in ihrem frisch eroberten Land ein ökologisch nachhaltiges, klimaneutrales System mit kommoder Unterdrückung aufzubauen, könnte sich das schnell ändern. Dann erst hätte der Westen, wie er heute ist, ein wirkliches Problem mit den Taliban in Afghanistan.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Immer traurig, zu sehen, wie ein Trend im Mainstream untergeht. Die mit Koran, Schwert, Sprengstoff und Säure regierenden rustikalen Allahkrieger sind wohl nur noch ein Märchen aus 1001 Zeitungsmeldung.
Eine Existenz als globaler Medienbuhmann hat sich als schlecht für die Geschäfte herausgestellt, vielleicht auch als schlecht für die Geschäfte ihrer potentiellen chinesischen Vertragspartner. Es wird weitergehen wie bekannt: Die EU wird Geld reinpumpen, und die Chinesen werden Geld rausholen.

Anonym hat gesagt…

War das ganze am Ende ein Geschenk von 'Beijing' Biden an China bevor er ins Pflegeheim geht? Weil es bei ihm sowieso längst alles wurst ist? Zwei Fliegen mit einer Klappe, Biden demontiert sich selbst, liefert einen Vorwand für einen Rückzug aus dem Amt, macht also wie geplant Platz, und die Partner in Peking bekommen Afghanistan.

Volker hat gesagt…

Ein Fanal für die Welt, das die Lumpensoldaten des Talibanrates angezündet haben. War Afghanistan bei seiner Energieversorgung bisher schon beispielhaft unterwegs - so benötigt ein Afghane nicht einmal ein Hundertstel an Strom, Treibstoff und Heizung wie ein Europäer

Noch beispielhafter ist der oberste Klimabesorgte Al Gore.
Sein klein Häusgen verbraucht pro Jahr gerade mal 221.000 kWh.
Die Welt wäre eine bessere, wären alle so sparsam wie Klima Gore.

Anonym hat gesagt…

der Westen hat gründlich verkackt

Deppenkasper hat gesagt…

Ist doch luschtig, wenn man in seinen letzten Sekunden glaubt, es handle sich nur um den Dreh einer filmischen Abschlachtszene aus "Fluch der Karibik". Wer möchte da nicht mal Statist sein? Diese Taliban sind also echte Künstler, wenn die uns direkt vorm Transfer in die Ungläubigenhölle noch bunte Fantasybilder schenken. Das verlangt keine Genfer Konvention.

Man muss also deren guten Willen erkennen können, auch das Leben eines Todfeindes bis zum Schluss mit spannenden Hollywoodvisionen zu bereichern. Das gilt bei genauerer Betrachtung auch für jede heimische Einmannattacke, die einer gewissen cineastischen Dramatik nicht entbehrt. Vermutlich sind also wir die Kulturbanausen, die exotische Inszenierungen nur sehr langsam in ihrer ganzen kreativen Fülle begreifen können.

Ich denke jedoch, man wird uns diese importierte Virtuosität noch lebensecht näherbringen, denn der Zustrom solch spezieller Action-Fachkräfte reißt ja nicht ab.

Anonym hat gesagt…

die Taliban-trash-Tarnung ausm Altkleiderkontainer tarnt im urbanen Raum tatsächlich ganz gut

Dr.Flecktarn-Punkter , Sachverständigengeheimrat für Punkttarnung und Flecken