Samstag, 2. Juli 2022

Am Inzidenzgraben: Wer früher stirbt, ist jünger tot

Sommmrwelle altes Deutschland Grafik Corona
Zwei Karten, eine Wahrheit: je älter, je Querdenker, je geringer flacher die Sommerwelle.

Die Tour de France hat vorgesorgt. Corona, in Deutschland durch eine Sommerwelle Lauterbachscher Sehnsuchtshöhe medienpräsent wie seit Monaten nicht mehr, kann der größten rollenden Apotheke der Welt nichts antun: Um Fahrerausfälle wegen Ansteckungen mit Covid-19 zu verhindern, hat sich die Tour vorausschauend Schutzregeln gegeben, die das Allerschlimmste zuverlässig verhindern werden. Pedalritter, die sich während des laufenden Wettbewerbs anstecken, können nun auch mit einem positiven Attest weiterstrampeln, wenn ein Arzt zugestimmt hat.

Ohne Abstand, ohne Hände

Die Endlösung für eine Pandemie, die bei der in der dünnen Luft der Spitzenpolitik längst aus der Phase des permanenten Händewaschens herausgewachsen ist. Ursula von der Leyen ist ebenso ins Lager der verantwortungslosen Maskenverweigerer gewechselt wie der Rest der Weltelite, man trifft sich und küsst sich und herzt sich und verzichtet demonstrativ auf Abstand und die bizarren Gesten der Vergangenheit, mit denen außerhalb von CDU-Parteitagen und Talkshows Rücksichtnahme auf vulnerable Gruppen simuliert wurde.

Plötzlich fallen die Masken, während die Inzidenzwerte überall steigen, plötzlich entpuppt sich der deutsche Osten, das Bundessorgenkind so vieler Corona-Monate, als Oase der neuen Normalität, während der Westen den Preis zahlt für die Sorglosigkeit, die Frauen und Männer wie Ursula von der Leyen, Olaf Scholz, Jean Michel und Robert Habeck vorleben, seit das Ende aller Maßnahmen verkündet wurde.  Die unvollendete deutsche Einheit, sie zeigt sich in den aktuellen Corona-Karten, ein blutroter Westen liegt neben einer sonnig-entspannten Corona-DDR

Der Ostbeauftragte schweigt

Was fehlt, sind die Sorgen, die sich Amtsträger und Leitmedien machen. Hieß es früher in den großen Magazinen stets rechtzeitig, dass auf die, die nicht so schwer betroffen seien, nun sicherlich bald ein "Coronaproblem" (Der Spiegel) zukomme, Fluch der bösen Tat und sturer Querdenkerei, ist die aktuelle deutsche Teilung entlang des Inzidenzgrabens nirgendwo eine Zeile wert. Marco Wanderwitz, Ostbeauftragter der Großen Koalition, hatte noch vor "dramatisch steigenden Coronazahlen im Osten" gewarnt. Nachfolger Carsten Schneider, Staatsminister beim Bundeskanzler, ignoriert die Gefahr, dass dort, wo heute noch nichts ist, bald ganz viel sein könnte. Zuletzt im Januar beschäftigte ihn das Thema des "rückläufigen Institutionen- und Staatsvertrauens" (Schneider) im Osten, die sich in einer niedrigen Impfquote und hohen Ansteckungszahlen zeige.

Der Westen, nun betroffen von hohen Impfquoten und Inzidenzen zugleich, hat nicht einmal einen Beauftragten, der sich für seine Interessen so engagiert in die Bresche wirft und die Reporterteams aus Berlin, München und Hamburg veranlasst, in die hot spots nach Plön, Rendsburg und Kiel zu reisen, um zu schildern, wie es sich mit Inzidenzwerten von 1.600 und 1.500 lebt. Keine "sächsische Krise", wie sie  der "Spiegel" zwischen Zwickau und Zittau entdeckte, als der ostdeutsche Freistaat die höchsten Ansteckungszahlen meldete. Sondern gar keine, weil sich eine Differenz zwischen Thüringen mit einer Inzidenz von 250 und Schleswig-Holstein mit einer von über 1.000 zu keinem politischen Zweck so recht verwenden lassen will.

Die Ältesten sterben später

Der Westen hat die höchsten Inzidenzen, der Osten dafür die ältesten Einwohner. Der Westen ist reich, der Osten arm. Im Westen vertrauen die Menschen weitgehend dem, was ihnen in der "Tagesschau" erklärt wird. Im Osten rotten sich die Querdenker, Zweifler und Miesmachen in ihren abgeschiedenen Dörfern und Weilern zusammen, unwillig, sich vom üblen Erbe ihrer Erziehung in der Diktatur zu lösen. Welchen Zusammenhang ergibt das? Welche Ursache hat welche Wirkung? Welche Wirkung verursacht welche Folge? Fragen, die nicht gestellt werden, nicht dort, wo die "Räume von Kritikern der Demokratie" gefüllt werden (Tagesspiegel), und nicht dort, wo Menschen keine "überparteilichen und niedrigschwelligen Diskussionsangebote" brauchen, um "in eine Partei einzutreten, im Stadtrat oder im Gemeinderat zu arbeiten, tatsächlich etwas mit verändern zu können".

Doch wenn die Sommerwelle durch den Westen gerauscht ist und endlich den Osten erreicht, wird sich das ändern. Wenn nicht mehr die Jungen sterben, drüben im Land von Engagement, Zivilgesellschaft und abstandshaltendem Bionadeadel, wird es wieder Zeit für tiefgründige Analysen, Ursachenforschung und Aufrufen, Abhilfe zu schaffen.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zieht die Mauer wieder hoch und lasst niemanden 'rein.

Anonym hat gesagt…

@ Anonym 1

Zu spät, ihr wolltet 1990 unbedingt den Wertewesten.

Jetzt habt ihr ihn und dürft ihn in vollen 9€-Zügen genießen, solange die noch zivil rollen und nicht für Waffen- und Truppentransporte an die Ostfront gebraucht werden.

Vielleicht hilft ja ein zielstrebig provozierter 3. Weltkrieg, um heutige Luxussorgen auszublenden, weil andere Themen interessanter werden. Wo man z.B. Nahrung und Heizmittel herbekommt, um nicht sanktionsbedingt moralweltmeisterlich zu verhungern und zu erfrieren, falls einen die militärischen Stahlgewitter verschonen.

Nahrung wird der alte und plötzlich wieder neue Feind uns wohl nicht mehr liefern. Uns durch eigene blöde Sanktionen schockgefrosteten Ukrainenazifreunden aber atomar einheizen, das könnte er bei einer Verschärfung des Konfliktes vermutlich tun.

Man sollte nämlich wissen, wie ein zu sehr in die Enge getriebener Bär reagiert, bevor man ihn per hysterischer Kläffermeute jagt. Und es gibt für des Bären schnellen Tod in der Nato nicht genug Gehorsamshunde. Das könnte also blutiger werden als die Kulturbereicherung durch psychisch gestörte Importfachkräfte. Aber vermutlich hören inzwischen auch schon viele Einheimische innere Stimmen, die sie auffordern, Russen zu hassen und umzubringen.

Das kann im besten aller Grenzenlos-Schlands also nur noch heiter werden.

Freuen wie uns auf die Endsiegparty mit Blitz und Donner von den D-Day-DJs Olaff, Rohbäärt und Christianus LIndwurm.

Anonym hat gesagt…

Muss heißen: Wer früher stirbt ist länger Tod!