Samstag, 13. August 2022

Männersache: Wie Gemeinsinnfeinde den RBB-Vorfall instrumentalisierinnen

Mit dem Framing-Manual wurden vor zwei Jahren Abwehrmaßnahmen gegen Angriffe von außen geprobt.

Misogyn, coller Neid und hasserfüllt, so fielen sie beinahe durchweg aus, die Reaktionen auf den mutigen Rücktritt der über Jahre bewährten RBB-Intendantin und ARD-Vorsitzenden Patricia Schlesinger. Wochenlange Hetze, betrieben von privaten Medienhäusern, die durch die umfassende und faire, unabhängige und staatsferne Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender ihre Felle davonschwimmen sehen, hatten letztlich Erfolg. Eine über Jahre bewährte Kraft, bis 2007 Leiterin des Programmbereichs Kultur und Dokumentation des NDR Fernsehens und seit Juni 2019 neben ihrer Arbeit bei RBB und ARD noch Vorsitzende des Aufsichtsrats der ARD-Produktionsfirma Degeto Film, geht der Gemeinschaft der Zuschauenden verloren. Weit vor der Zeit.

Ursprung Männerseilschaften

PPQ-Kolumnistin Svenja Prantl zeigt, wie Männerseilschaften, privates Profitinteresse und gezielt aufgeputschte Massen in den sozialen Netzwerken gemeinsam großen Schaden an der Demokratie angerichtet haben, die gerade in den früheren neuen Ländern noch wachsen muss.

Svenja Prantl ist stolze ARD-Nutzerin.
Eine Männersache, das war es. Wie immer eigentlich. Die Berichterstatter: Männer. Die Kommentäter: Männer! Die, die am lautesten Empörung schreien: Männer! Noch ohne jeden Beweis für ein angebliches Fehlverhalten, ohne Anklage der Staatsanwaltschaft oder auch nur einen triftigen Prüfbericht der internen Aufseher ihres Senders bauten sie öffentlich so viel Druck auf, dass die erfahrene Fernseh- und Meinungsmanagerin aus Hannover nach hartem Kampf einsehen musste, dass sie diesen Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Das Medien-Patriarchat, das ihr einen "fragwürdigen Umgang mit Beitragsgeldern" vorgeworfen hatte, ohne seine eigenen Spesenabrechnungen der zurückliegenden Jahrzehnte zu erwähnen, ging als Sieger aus dem Ring. Verloren aber hat die Sache der Frauen, die  geschlechtergerechte Quote, mithin der Fortschritt, der es zumindest manchem Bürger und mancher Bürgerin bereits normal erscheinen ließ, dass auch Frauen abgrundtief korrupt sein können, ausschließlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht und entschlossen, dafür alles zu tun, was nicht gleich auffällt.

Rückschlag für die Emanzipation

Eine Enttäuschung nicht nur für die Hälfte der Bevölkerung, die über Jahrzehnte zuschauen musste, wie Männernetzwerke sich Posten zuschusterten, wie treue Dienste mit neuen Stellungen belohnt wurden und unbestechliche Kontrolleure der Macht die Seiten wechselten. Patricia Schlesinger hat das nie getan, sie war bis ins Herz eine öffentlich-rechtliche Person. Und sie wurde doch fortlaufend kritisiert! Dabei sind die Summen, um die es geht, selbstverständlich nebensächlich. 650.000 Euro oder 1,4 Millionen für ein Büro mit Mooswand? Eine oder zwei Limousinen mit Chauffeur? Ein bisschen Sekt und Aufschnitt? In einem Gesamtetat von 8,5 Milliarden Euro fällt nichts davon ins Gewicht. Und verglichen mit dem Erweiterungsneubau des Bundeskanzleramtes war sogar äußerst preiswert, was Patricia Schlesinger an Investitionen anstieß, um die Arbeitsbedingungen beim RBB zu verbessern.

Nein, es geht hier gar nicht um ein Einzelschicksal wie damals bei Anne Spiegel, die keineswegs weniger tüchtig war als ihre Kabinettskollegin Christine Lambrecht, aber in einer Partei, die ganz besonders unter Hass und Nachstellungen zu leiden hat. Mit Schlesinger wird ein System aufs Schaffott geführt, das bis heute 70 Jahre lang sozialen Frieden und Wohlstand in Deutschland bewahrt hat. Seine Feinde, die vom Umsturz träumen, setzen dort an, wo sie eine Schwachstelle wittern: Nachdem Schlesinger die Stellung geräumt hatte, verzweifelt und ohne Rückhalt selbst von besser bezahlten Intendanten-Kollegen, musste auch die Leiterin der Hauptabteilung Intendanz, Verena Formen-Mohr, gehen. Und Wolf-Dieter Wolf trat vom Verwaltungsratsvorsitz beim Sender zurück.

Das bisschen Raffgier

Qui bono? Wem nützt es, dort in Potsdam seltsame Seilschaften aufzudecken, angebliche Interessenskonflikte und Raffgier? Hand aufs Herz und nicht beiseiteschauen: Wer von uns nimmt denn nicht, wo er kann? Das ist beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht anders. Es kann und darf auch nicht anders sein, sollen die 76 Sender im Gemeinsinnland nicht aus einem Elfenbeinturm senden. Rationale Bewertungen zeigen: Vergleicht man Patricia Schlesingers Gehalt nicht mit dem eines Mindestlohnempfängers, eines Bauarbeiters oder seit 25 Jahren fest-frei beschäftigten RBB-Mitarbeiters, sondern mit einem RBB-Redakteur, wirkt es gar nicht mehr so obszön hoch, wie es die Gegner des öffentlich-rechtlichen Freiheitsfunks darstellen wollen.

Es gilt, bei der Wahrheit zu bleiben, wie sie richtig ist. Es mag Korruption geben, auch bei ARD und ZDF, finstere Geschäfte, Betrug und eine irrsinnige Verschwendung vom Millionensummen. Doch von den mehr als 22.000 festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ARD haben Stand heute vielleicht eine Handvoll versagt, also ganz, ganz wenige. Die nun zu fragen, "was ist denn da los bei euch?",nur weil dieser oder jener meint, er habe durch seine monatliche Beitragszahlung ein recht dazu, hilft nur denen, die nach einer Abschaffung des bewährten Systems schreien.

Provozierende Sprüche

Provozierend wird vom "System Schlesinger" gesprochen, die Beitragszahler finanzierten angeblich eine Vetternwirtschaft - schon das ein schräges Bild, denn welche Frau, die als Frau gelesen wird, könnte ein Vetter sein? Aber es stimmt ja auch alles nicht: Keineswegs haben die Beitragszahler für Schlesingers Gehalt zahlen müssen - es waren nur etwa 17.000 von ihnen. Und die Umbauarbeiten? Dasselbe: Nur 76.000 von ihnen und keineswegs alle mussten 18,36 Euro zahlen, um die Investition zu ermöglichen. In nur einem Monat!

Doch weil das so klar nirgendwo steht, steckt in den Köpfen der Menschen nun ein Zerrbild von ARD-Intendant*innen, die mit Luxusschlitten durch die Hauptstadt kurven, Champagner auf Spesenrechnung schlürfen und lassen sich ihre Büros "mit sich selbst bewässernden Grünzeug-Wänden veredeln" (T-Online). Mit 220 Euro, die jeder Beitragszahler im Jahr aufbringt, ist das kaum zu machen, schließlich ist der Kontrollapparat groß, viele wollen und müssen partizipieren, damit ein empfindliches Gebäude aus Senderchefetage, Sender-Finanzprüfer, Rundfunkrat, ARD-Gremien und politischen Beobachtern reibungslos funktioniert und seiner Intendantin im Gegenzug für eine erfolgreiche Entlassungswelle eine Bonuszahlung genehmigt.

Augenmaß statt Hass,  Nachsicht statt Neid, das ist das Gebot der Stunde. Gerade im Osten, in dem die Demokratie erst langsam wächst und immer noch so viele Freunde braucht wie ein junger Tomatenstrauch ein Stöckchen, das ihm Halt gibt, darf das Beitragsbad nicht mit dem Wasser ausgeschüttet werden. Tina Hassel, die als Favoritin auf die Schlesinger-Nachfolge gilt, weil sie nicht nur das richtige Geschlecht, sondern auch die richtigen Überzeugungen hat, wird in Potsdam und Berlin auskehren müssen. Wischen, saugen oder gar neu bauen sind nicht nötig.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

beim wdr und Co. geben sich die Echsberrden die Klinke in die Hand - Krédo : "ich warne vor Schnellschüssen und Vorverurteilungen UND überhaupt die Feinde der Dämonokratie sagen jetzt dies und das und die bösen Internetztrolle UND auch die AfD "

einfach weini weini machen , ISRAEL rufen und schnel die ewige deutsche Schuld ins Programm nehmen . Funktioniert prima , der "deutschlandfunk" hat ganz viel Schuld und Olypia 72 und Schuld und böse weiße Männer und gender und "Umweltschutz" und achtsam - engagierte VeganklimerschützerInnen thematisiert .

und Schuld

und ewige Schuld

und der Kaiser hat auch sein Fett wechbekommen weil doch der Kaiser und das Kaiserdenkmal Schuld und Faschismusursache sind .


was stört da eine beschissene Spießerinneneinrichtung eines Proletenmädchens beim rbb

Anonym hat gesagt…

Männer machen da genauso, sie sind dabei bloß im Schnitt nicht so blöd wie die Weiber.

ppq hat gesagt…

eben. und sie wollen um ihre massagesessel um keinen preis teilen!

Gudrun Enigmayr hat gesagt…

Prantl: Morbus Bahlsen?

ppq hat gesagt…

bitte beachten sie die maasregen zur sicheren kommunikation im netz

Anonym hat gesagt…

Wow - ein Paar Lungenflügel! Sog. hypernormale Auslöser.