Dienstag, 2. August 2022

Terrorfürst Al-Sawahiri: Schmoren im Höllenfeuer

Im Foyer der unterirdischen Al-Kaida-Universität in Heidenrabatz erinnert ein als Lapislazuli zusammengesetztes Mosaik an die Schreckensherrschaft von Osama Bin Laden (l.) und  Aiman al-Sawahiri.

Er galt stets als der Besonnene, das Hirn hinter dem starken Arm des Terrorfürsten Osama Bin Laden.  Aiman Al-Sawahiri widersprach einst der von seinem berühmten Kollegen geplanten Umbenennung der Al Kaida in "Dschma´at I´Adat al-Khilafat ar-Rashida", auf Deutsch ungefähr "Gemeinschaft für die Wiederherstellung des wahrhaften Kalifats", er verwies in mehreren Schreiben an Bin Laden  auf den Wert der etablierten Marke Al Kaida, seinerzeit nach Google, Coca Cola und McDonalds und noch vor Apple und den Beatles der drittbekannteste Firmenname der Welt."The Brain" nannten ihn viele Gläubige, und er zögerte nicht, nach dem Tod des Terrorfürsten seine Nachfolge anzutreten.

Der letzte Terrorfürst

Getreu seinem Standardwerk "Ritter unter dem Banner des Propheten" sah sich der studierte Chirurg in seiner Funktion als selbsternannter Emir des unter dem Krieg gegen den Terror leidenden Al-Kaida-Netzwerkes verpflichtet, den Kampf fortzuführen. Allein: Es liefen ihm die Ritter fort, der konkurrierende IS überstrahlte mit seinen Untaten zeitweise jede Terrorbotschaft, die der neue Anführer von Al-Qaida aus seinen Verstecken sendete. Mit 71 Jahren, das wusste der gebürtige Ägypter, blieben ihm nicht mehr viele Jahre, um das ersehnte Reich des einen einzigen Gottes auf Erden zu errichten.

Und nicht mal die ließen ihm die Amerikaner, die nie vergessen haben, was ihnen Bin Laden, aber auch Al-Sawahiri im September 2001 angetan haben. Schon bei der Strafaktion gegen Bin Laden hatte die "einzige Weltmacht" (Zbigniew Brzeziński) Völkerrecht und unveräußerliche Menschenrechte für einen Augenblick außer Kraft gesetzt, damit aber große Freude bis hin ins deutsche Regierungsviertel ausgelöst. Bei Aiman al-Sawahiri, Bin Ladens Nachfolger nicht nur als Al-Kaida-Chef, sondern auch als Ziel eines tödlichen Anti-Terror-Einsatz der USA, wurde nicht einmal mehr versucht, Sagen zu erzählen wie sie einst aus Abbottabad zu hören waren. 

Zarte deutsche Gefühle

US-Präsident Joe Biden selbst verkündete die Vollstreckung eines Todesurteils, das eigentlich erst noch von einem Gericht hätte gefällt werden sollen, wenn man des meistgesuchten Mannes der Welt eines Tages hätte habhaft werden können. So aber spart man Geld und Zeit und unnötige Aufmerksamkeit. Bei einem gezielten Drohnenangriff wurde Aiman Al-Sawahiri am Wochenende auf dem Balkon seiner Wohnung im Kabuler Stadtteil Scherpur stehend exekutiert. Er sei bei der Attacke "ums Leben gekommen", heißt es in der zärtlichen deutschen Übersetzung der Biden-Ansprache, in der der US-Präsident davon gesprochen hatte, dass Al-Sawahiri "ein für alle Mal vom Schlachtfeld entfernt" worden sei. "Wir haben Gerechtigkeit geliefert", sagte Biden.

Zum Glück für die zivilisierte Welt "starb" (Der Spiegel) bei dem Angriff  mit zwei Hellfire-Raketen "nur der al-Qaida-Chef" (DPA). Zivile Opfer habe es nicht gegeben und die im Diesseits zurückbleibende Welt ist "nun ein sichererer Ort als vorher", wie Bidens Vizepräsidentin Kamala Harris betont hat. Mehr als zwei Jahrzehnte Jagd sind zu Ende, Jäger und Gejagter haben sich letztlich außergerichtlich geeinigt. 

Anerkennung der Taliban

Die Zufriedenheit über den Erfolg reicht von Saudi-Arabien bis Kanada, nur die Bundesregierung hat bisher noch keine Blumen geschickt. Im politischen Berlin wird vielmehr gewarnt, dass "Finanzströme und Terrorfinanzierung weiterhin das größte Problem" blieben.  Deutsche Medien sehen im gezielten Vernichtungsschlag auf den zuletzt Mitte Juli mit einer Terrorbotschaft aufgetretenen Emir zudem ein "Wahlkampfgeschenk für Joe Biden" (Die Welt). 

Kritik an einem Militäreinsatz in einem souveränen Staat ohne Zustimmung der dortigen Administration hingegen gibt es keine. Nicht einmal bei den Taliban selbst, für die Bidens Mitteilung, sie hätten mit ihrer Gastfreundschaft für Al-Sawahiri gegen das Doha-Abkommen verstoßen und der Drohneneinsatz sei deshalb vollkommen rechtmäßig, eine Art versteckte Anerkennung bereithält: Würden die USA die Taliban nicht für die faktische Regierung Afghanistans halten, müssten sie ihren Drohnenanschlag auf Sawahiri überhaupt nicht begründen oder rechtfertigen.


12 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

n-tv weiß es genau
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https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Al-Sawahiri-wurde-auf-Balkon-von-zwei-Raketen-getroffen-article23500847.html

Al-Sawahiri wurde auf Balkon von zwei Raketen getroffen
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Kein Scheiß. Steht da so.

Anonym hat gesagt…

Wie man lesen kann, verbrachte er manchmal Stunden auf besagtem Balkon. Mehr als genug Zeit für Aufklärung und Zielen. Die Drohnen sind aus größerer Entfernung kaum zu entdecken oder zu hören, zumal in einer Stadt. Die Hellfire überholt ihren Startknall, im Ziel hört man also nichts bis sie einschlägt.
Hätte er mal lieber seine Freizeit in der Moschee verbracht statt in der DDR-mäßigen Balkonidylle.

Anonym hat gesagt…

https://twitter.com/politicalbeauty/status/1432342620395687936/photo/1

https://www.youtube.com/watch?v=kzU1GZ_E-x0


das Centre pour la beauté politique mag die Messerbombe nicht. Bernd findet das Teil an sich recht elegant und absolut passend . Würde auch mitmessern wenn`s denn legal wäre .

Anonym hat gesagt…

von Rakete beim Scheißen erwischt

oder hat er mal wieder an sich herumgespielt

"von Rakete gemessert"

"unschukdiger Terrorchef von präpotenter Rakete erdolcht - wann kommt endlich das Messerverbot für Raketen ? "

Die Anmerkung hat gesagt…

Wenn dieser al-Sawasabi oder wie der heißt, so ein schräger Vogel war, dann kann der Herger doch in Anlehnung an die schnellste Guillotine der Welt das Edelmenü Taliban-Püree auf die Speisekarte heben. Oder am Tisch zubereiten, indem er eine Mini-Hellfire für den Küchengebrauch zum Einsatz bringt.

Anonym hat gesagt…

Die Banditen rotten sich gegenseitig aus - wo gibt's denn so was!

Hauptmann Kutschera.

(Unseren Kampfauftrag haben wir jedenfalls erfüllt: Panzer aufhalten, solange es geht. Länger ging's nicht.)

Die Anmerkung hat gesagt…

Der Süddeutsche Beobachter hat die arabische Szene genau beobachtet.

https://www.sueddeutsche.de/politik/al-qaida-al-zawahiri-reaktionen-1.5632499

Aiman al-Sawahiri

Er war noch am Leben?

Weil dabei keine Sprengsätze, sondern nur kleine Projektile zum Einsatz kamen, blieben Unbeteiligte verschont, berichtet die ägyptische Zeitung Almasri Alyoum.


Oha, wer mußte statt seiner dran glauben?

Anonym hat gesagt…

Die MQ-9 Reaper (engl. „Sensenmann“) ist eine Drohne des US-amerikanischen Herstellers...

Sensenmann? Chapeau!
Wobei Leser alter Lesebücher das Wort 'Schnitter' angemessener fänden. Generation Tiktok wäre bei der Vokabel aber raus.

Die Anmerkung hat gesagt…

So ein Schieß-und-Messerwurf-Dingens kann man sich selber bauen.

https://www.modellbauseite.at/forum/plastikmodellbau-bausatzbesprechungen/milit%C3%A4r-flugzeuge-ab/milit%C3%A4r-flugzeuge-1-48-aa/23727-revell-mq-9-reaper

Anonym hat gesagt…

"Kämpft wie ein Wolf" Herles ist ein Ar ... mleuchter, weil / wenn er das Ferkel Erika Kazmierczak als "Kanzlerversagerin" bezeichnet.
Dieses hat sich selbst offen und rotzfrech, sowie auch mit einer gewissen ungeheuchelten Verwunderung darüber, wie weit und gegen so wenig Widerstand (((man))) schon gekommen wäre, geäußert, und das wiederholt. Nix also mit "Versagen".

Die Anmerkung hat gesagt…

Ein bißchen Kollateral ist erlaubt.
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Afghan Envoy: US Strike on Al-Qaeda Chief Killed Family Members of Taliban Leader Sirajuddin Haqqani

https://sputniknews.com/20220804/afghan-envoy-us-strike-on-al-qaeda-chief-killed-family-members-of-taliban-leader-sirajuddin-haqqani-1098119485.html

Anonym hat gesagt…

ein B-52 Angriff macht aber mehr her - rein optisch . Und wenn am Freitag die Moschee bombardiert wird kann man es den israelis in die Schuhe schieben