Dienstag, 21. Februar 2023

Nord Stream: Was wir nicht wissen und warum das sehr gut ist

Auf dem Meeresgrund am Tatort konnten umfangreiche Spuren gesichert werden.

Seit den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee hatte sich die Nachrichtenlage beruhigt. In aller Stille ermittelten dänische, schwedische und deutsche Polizeien, Geheimdienste und Justizbehörden, auch die Russen waren wohl dran, womöglich auch die Schweiz als das Land, in dem der Eigentümer der zerstörten Pipelines seinen Sitz hatte. So hektisch aber die ersten paar Tage nach den Explosionen gewesen waren, so ausnehmend ruhig war es anschließend geworden. Die erste Welle der "Was wir wissen"-Beiträge schwappte vorüber. Es blieb die Erkenntnis, dass niemand nicht wusste. Eine zweite Welle blieb aus, weil sich in allen Redaktionen das Gefühl verdichtete, dass das wohl ganz gut so sei.

Mysterium auf dem Meeresgrund

Erst als der frühere Reporterstar Seymor Hersh am Schlaf der Gerechten rührte, schreckte die Branche ertappt auf. Das über fünf Monate anhaltende kollektive Schweigen angesichts eines Terroranschlages auf einen milliardenteuren Teil der kritischen deutschen Infrastruktur schien hier und da nun doch gehalten, ungemütliche Verschwörungstheorien zu befeuern. Wie aus dem Winterschlaf erwacht, machten sich die Besten der Besten daran, dem Mysterium auf den Grund zu gehen: Wie hatte jemand zwei Pipelines mitten im am gründlichsten überwachten Meer der Welt sprengen können, ohne dass es jemand beobachtete? Wie gelang es ihm zudem, die Sprengung so durchzuführen, dass selbst im Nachhinein weder deutsche noch amerikanische, schwedische, dänische, russische oder polnische Ermittler auch nur eine Spur auf die Herkunft des Sprengstoffes, einen am Tatort verlorenen Pass oder verräterische Transpondermeldungen fanden, aufgefangen von den eigentlich weltweit dauerpräsenten Satelliten?

Wie Kai aus der Kiste war Nord Stream wieder da. Für einige Stunden lang zumindest überschlugen sich die verbeamteten Faktenfinder voller Übereifer beim Versuch, Seymor Hersh jede Seriosität abzusprechen. Der ehemalige Reporterheld war nur noch uralt, teilsenil, ein von Russland bezahlter Tölpel, dessen Arbeitsweise mit den anonymen Zeugen nun endlich mal grundlegend hinterfragt werden konnte. Einen Augenblick später wurde es wieder dunkel im Fundbüro für verschwundene Joint Investigation Teams (JIT), verblasste Schlagzeilen und Beweise aus Hörensagen

Nichts wissen schadet nichts

Was aber ist nun wirklich nicht bekannt? In Deutschland und mehreren anderen europäischen Ländern, jenseits des Atlantik und in Moskau? Was haben die deutschen Ermittler bislang zum Glück nicht herausgefunden, warum ist das sehr gut? Und wie lange wird es noch dauern, bis der erste ARD-Mehrteiler das Geschehen vor Bornholm in fiktionaler Form aufarbeitet, ergänzt um eine nachfolgende Talkshow derdes Annewill-Nachfolger*in unter dem Titel "Nord Stream - Mord Stream - was geschah am Meeresboden?"

Fakt ist heute schon, dass es tatsächlich zu mehreren Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee kam. Zwischen zwei und drei Uhr nachts kam es zu einer ersten Detonation unweit der dänischen Insel Bornholm, schwer beschädigt wurde eine Röhre der noch im Bau befindliche Ostseepipeline Nord Stream 2. Hofften erste Empfänger der Botschaft in Berlin noch auf ein Seebeben, ließ eine zweite Explosion einige Stunden später in mehr als 60 Kilometer Entfernung kaum noch Zweifel: Unbekannte griffen kritische deutsche Infrastruktur an.

Gelassenheit nach Großangriff

Das größte EU-Land aber, nach ein paar Raketenstarts und Böllerschüssen regelmäßig im Ausnahmezustand, ging mit der Attacke gelassen um. Ermittler wurden ausgesandt, weit hinaus aufs Meer, verstärkt um professionelle Taucher, wenn auch ohne Tieftaucherlaubnis der Berufsgenossenschaft. Vor Ort angekommen, drehte das Navy-CIS-Kommando wieder um. Schweden und Dänen beschlossen zudem, ihre jeweils womöglich gewonnenen Erkenntnisse am Ereignisort für sich zu behalten. In Deutschland zog die Generalbundesanwaltschaft das Verfahren selbstverständlich an sich. Dem Bundeskriminalamt gelangen mit Hilfe einer tauchtauglichen Drohne schon vier Wochen nach der Anschlag erste Aufnahmen vom Tatort in 80 Metern Tiefe. Deutlich zu sehen seien, so drang es nach außen, "große Löcher, die in den Röhren der Nord-Stream-Pipelines klaffen", die "teilweise  auf rund 50 Metern Länge aufgerissen" seien.

Die hoffnungsvolle These vom Seebeben war damit vom Tisch, Ende Oktober brach dennoch eine wagemutige deutsche Aufklärungsmission zur 100 Kilometer vor der deutschen Küste liegenden Insel Bornholm auf. Das zivile Forschungsschiff "Alkor" lief gedeckt vom Polizeischiff "Bamberg" aus, an Bord einen Unterwasserroboter. Der konnte dann tatsächlich Bodenproben rund um die beschädigten Gaspipelines nehmen und Trümmerteile bergen. Berichten der ARD zufolge gelang es sogar, Tatortwasser zu bergen. 

Vermutlich war es eine Explosion

Der Verdacht, es könne sich bei der Folge von verheerenden Detonationen um die "vorsätzliche Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage", wie es der Generalbundesanwalt nennt, war nun kaum noch von der Hand zu weisen Zumal die Täter*innen "offenbar militärischen Sprengstoff verwendet hatten", wie die "Tagesschau" als Reaktion auf die Hersh-Vorwürfe mitteilte. Bekannt wurde nun auch, dass Schweden den verwendeten Sprengstoff bereits drei Monate zuvor identifiziert hatte, sich seitdem aber beharrlich weigert, Angaben zu Details zu machen. Proteste aus Berlin sind nicht bekannt, obwohl Justizminister Marco Buschmann anfangs angekündigt hatte, dass "die deutschen Behörden gemeinsam mit unseren europäischen Partnern aufklären werden, wer für die Sabotage an den Leitungen verantwortlich ist." 

Um Schaden vom deutschen Volk, von Staat, Regierung und den verschiedenen westlichen Bündnissen abzuwenden, ist es jedoch zwingend notwendig, zu wissen, wer es war, ehe man herausbekommt, wer es gewesen ist. Die Entdeckung eines falschen Täters droht, die Axt an die Basis der Beziehungen Deutschlands zu Partnerstaaten zu legen, noch existierende einseitige Vertrauensverhältnisse zu beschädigen und dem gemeinsamen Kriegsgegner zu nützen. Der Bundesnachrichtendienst assistiert dem BKA deshalb bei der Auswertung zu Daten, welche Schiffe und Flugzeuge in den Tagen und Wochen vor den Explosionen in Tatort-Nähe unterwegs waren. 

Die sogenannte russische Spur hat sich durch die bisherigen Erkenntnisse nicht erhärten lassen, sonst wäre das umfassend bekanntgemacht worden. Alle anderen theoretisch infragekommenden Täter dürfen sich hingegen sicher sein, dass sie es nicht gewesen sein werden, um den Frieden zu erhalten.


11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Fahrrad am Tatort und die ausgetrunkenen Weinflaschen wurden dort von KGB-Tauchern plaziert, um den Verdacht von den Russen auf die Holländer und die Franzosen zu lenken. Der Wein und das Fahrrad wurden über eine Tarnfirma an Moskau geliefert.
Wenn man nicht schon Krieg gegen Russland führen würde, müsste man ihn jetzt anfangen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Alina Lipp
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https://t.me/neuesausrussland/13007

⚡️Deutsches Außenministerium warnt. Wissen sie vielleicht mehr als wir?
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Sicher wissen die mehr, du Dummerchen.

Sie wußten ja auch vor einem Jahr Tage vorher mehr.

Anonym hat gesagt…

Vielleicht sollte mal jemand im Bundestag die Aussage in Richtung Scholz tätigen, dass ein Mitwissen, das Verschweigen und das Verdunkeln einer Straftat eines anderen Staates gegen die eigene kritische Infrastruktur den Tatbestand des Landesverrats erfüllen könnte, und ob Herr Scholz sich wirklich diesen Schuh anziehen will oder lieber doch noch das tut, was er sich zu Beginn nicht traute.

Anonym hat gesagt…

Vielleicht sollte mal jemand im Bundestag ...

Du beliebst zu scherzen.

Anonym hat gesagt…

Nun ja, bisher war alles Handeln unserer Politschranzen rechtlich gedeckt, zur Not auch mal schnell nachträglich durch das "Bundesvefassungsgericht" oder druch zwei Augen zudrücken.

Dies hier allerdings ist was Anderes. Die Involvierten können nur straffrei bleiben, wenn der Deckel drauf gehalten wird, koste es was es wolle. Da kannste nix medial hinbiegen, per Rechtsverdreher umdeuteln oder einen auf "Ich kann mich nicht erinnern" machen.

Die Frage ist nur, wer als erster versuchen wird, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und wer dabei unter die Räder kommt. Wäre ich Scholz, ich würde mir seeehr genau überlegen, was ich als nächstes mache.

Anonym hat gesagt…

>Die Involvierten können nur straffrei bleiben,

Bekanntlich sind Staatanwälte in der Musterdemokratie BRD an Weisungen der Justizminister gebunden. Da braucht man nicht mal weiter zu fragen, an was sie noch gebunden sein könnten.

Anonym hat gesagt…

Was will Deutschland denn machen? Gegen Skaninavien in den Krieg ziehen? Wie beliebt Deutschland
bei seinen Nachbarn ist werden wir wieder beim Schlager Grand Prix sehen, Germany 0 Points.
Grund dafür ist meiner Meinung nach die Großmannssucht, Besserwisserei, Moralaposteltum u.s.w..
Unser Geld nehmen sie gerne, aber noch lieber würden sie auf unseren Gräbern tanzen.

Anonym hat gesagt…

Grund dafür ist meiner Meinung nach

Kenne ich schon. Bei PIPI, bei Röper, bei EIKE. Wir brauchen wieder einmal die Jacke voll, damit wir vorübergehend zur Vernunft kommen.

Anonym hat gesagt…

Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um eine reine innerpolitische Angelegenheit handelt, deren Auswirkungen man per Dekret aus der Welt schaffen kann wie ein Vorredner hier mit Hinweis auf die Weisungsgebundenheit es meint.

Der Anschlag auf North Stream ist ein Kriegsakt eines Staates gegen einen anderen. Sollte zum Beispiel der UN Sicherheitsrat eine unabhängige Untersuchung anstrengen oder der Verursacher auf eine andere Art auf internationaler Bühne identifiziert werden, dann hat das weitreichende Konsequenzen, weit über Deutschland hinaus.

Man beachte, die NATO ist ein Verteidigungsbündnis, in dem sich alle Mitglieder verpflichtet haben, bei einem Angriff auf eines der Mitglieder entsprechend zu reagieren. Der Anschlag war ein solcher Angriff und es wurde Artikel 5 nur deshalb nicht aktiv, weil der Täter ofiziell nicht bekannt ist.

Solle er bekannt werden, und sollte es, wie zu vermuten steht, die USA gewesen sein, hat ein NATO Mitglied ein anderes angegriffen. Die Verwicklungen, die dadurch innerhalb des Bündnisses entstehen müssen, sind garnicht abzusehen. Ein Zerfall der NATO wäre denkbar.

Wie auch immer, werden die USA als Täter identifiziert, MUSS Deutschland reagieren, schon allein deswegen, weil sie damit Auslöser des Artikel 5 sind, oder sein müssten. Tut Deutschland nichts, ist damit de facto die NATO handlungsunfähig und es sicher wie das Amen in der Kirche, dass dies bis in den UN Sicherheitsrat Auswirkungen auf alle Mitglieder haben wird.

Dass Scholz dann des Landesverrats angeklagt werden könnte ist dabei nur ein Nebenschauplatz für die Deutschen selbst.

Anonym hat gesagt…


Der Anschlag auf North Stream ist ein Kriegsakt eines Staates ...

Es ist ein Züchtigungsakt eines Herren gegen einen Domestiken.

Die Anmerkung hat gesagt…

Führer Olaf hat mitgesprengt, wie der Pressekonferenz mit Joseph Biden zu entnehmen war.

Auch nach mehrmaliger Nachfrage ließ er nicht von dieser Behauptung ab.

Sicher ist er damit Landesverräter, wie mit vielen anderen dingen auch. Das interessiert aber niemanden in allen drei Iven. Und die vierte schon gar nicht, die Meditative.

>> Ein Zerfall der NATO wäre denkbar.

Ja, aber dabei beliebt es dann auch, denn was wir gerade erleben, ist die Disziplinierung der Großmäuligen durch die Infiltration mit Dummheit.

Noch immer bestimmen die Interessenvertreter jenseits des Atlantik, wo es im "kollektiven Westen" langgeht und wie es zu vollziehen ist.