Montag, 24. April 2023

Neues Deutschland-Tempo: Tempolimit gegen Haarausfall

Umstritten, gefürchtet, herbeigesehnt. Nach der erfolgreichen Abschaltung der letzten deutschen Kernkraftwerke verspricht der Kampf um ein Tempolimit der nächste große Schauplatz für das symbolische Kräftemessen zwischen den Kräften des Guten und des Bösen zu werden. 

Während Fernpendler, Querdenker und SUV-Fahrer die Abregelung der Höchstgeschwindigkeit auf den wenigen  freien Abschnitten der deutschen Autobahnen vehement ablehnen, fordern Freunde von Klima, Umwelt und Home Office je nach eigenem Erwartungshorizont ein Höchsttempo von 130, 120 oder 100 Kilometern pro Stunde. Erwartet wird mit fortschreitender Studienlage, dass das sogar noch mehr Effekt haben wird als jeweils bislang erwartet wurde. Zuletzt ergab eine Untersuchung schwedischer Forscher eine mögliche Kraftstoffeinsparung im Wert von 766 Millionen Euro pro Jahr, zuvor hatten Wissenschaftlernde des Umweltbundesamtes CO2-Einsparungen in halber Höhe eines Haustierverbote in Aussicht gestellt.

Gute Nachrichten aus Grimma

Aus dem sächsischen Grimma kommen nun weitere gute Nachrichten. Wie das dort im Rahmen der Bundesbehördenansiedlungsoffensive gegründete Climate Watch Institute (CWI) in einer Studie mit dem Titel "How a speed limit cures cancer and prevents hair loss" beschreibt, die nach dem notwendigen peer review im angesehenen Magazin "Science Speed Economics" veröffentlicht werden soll, könnte ein Tempolimit weit über die aktuelle Straßenlage hinaus wirken. 

Obwohl derzeit auch ohne Tempolimit 77 Prozent der Autofahrer*innen bereits langsamer als 130 km/h,  werde einem Tempolimit zugetraut, nicht nur Treibstoff einzusparen, Unfälle und Staus zu vermeiden, die Lieferkettenkosten zu senken und dem Klimaschutz den letzten, vielleicht schon entscheidenden Schub zu geben. Darüber hinaus könne ein Tempolimit auch schwere Krankheiten wie Krebs und Herzkrankheiten heilen, Haarausfall vermeiden helfen, Mobilität gerechter machen und sich positiv auf die zuletzt parteiübergreifend kritisierten Leistungen der deutschen Fußballnationalmannschaft bei internationalen Turnieren auswirken.

Alles spricht dafür

Alles spreche für das Tempolimit, nicht nur die deutlichen Unterschiede bei der Zahl der Verkehrstoten in Ländern mit und ohne vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit auf den Autobahnen. Die Big-Data- und Verkehrsexperten des CWI haben dazu statistische Daten etwa zur Häufigkeit von Herzinfarkten verglichen und eine sogenannte "sichere Korrelation" festgestellt. danach kommt es in Staaten mit Tempolimit deutlich weniger häufig zu Herzinfarkten, ebenso ist die Zahl der Krebserkrankungen dort höher, wo schneller gefahren werden darf.

Hoffnung haben die Forscherindenen auch bei einem anderen großen gesellschaftlichen Problem. Es gebe deutliche Anzeichen dafür, dass ein bundeseinheitliches Tempolimit auch die vor allem von vielen Männern als peinigend empfundene Frage des Haarausfalls beantworten könne. Nach Daten, die mit Hilfe eines großen US-Internetportals erhoben wurden, wirkt sich das Fehlen einer Geschwindigkeitsbegrenzung offenbar selbst dann auf den Haarwuchs aus, wenn der Großteil der Fahrzeugführer auch auf Abschnitten ohne Tempolimit  langsamer als 130 km/h Fährt, wie es 77 Prozent der Autofahrer tun, weitere zwölf Prozent nur zwischen 130 und 140 km/h schnell unterwegs sind und  weniger als zwei Prozent schneller fahren als 160 km/h. 

Tempolimit gegen Haarausfall

Die Zahlen aus dem übrigen Europa zeigten deutlich, dass Deutschland als eines der wenigen Länder ohne generelles Tempolimit auf Autobahnen besonders schwer von Haarausfall betroffen sei. Ein Argument, das nach Überzeugung der Forschergruppe aus Sachsen ein neues Argument in die Diskussion um das Tempolimit einbringt. Die volkswirtschaftlichen Folgen seien noch gar nicht in Gänze abzusehen, heißt es in der Studie, denn mehr Haar bedeuteten langfristig mehr Arbeit für Friseure, mehr Umsatz in den langsam ausblutenden Innenstädten und wohl auch eine Fortsetzung des Gründerfiebers bei Barbieren.

Die Frage sei, wie stehen die Autofahrer in Deutschland zu einem Tempolimit stünden, heißt es weiter. Was ist ihnen wichtiger, der Fahrspaß oder ein Tempolimit gegen Haarausfall, Krebs, Herzinfarkte und weitere schwere Krankheiten?, fragen die Forscher*innenden im Entwurf ihres Beitrages für das Fachjournal "Science Speed Economics". Auch wenn ein Tempolimit im Vergleich zu einem umfassenden Verbot der privaten Haltung von Haus- und Ziertieren nur sehr wenig Klimagift einzusparen verspreche, seien die Wohlfahrtsgewinne unübersehbar. "Als unglaublich erleichternd", heißt es in der Studie, "würden viele Menschen bereits das Ende der unendlichen Diskussion um ein  Tempolimit empfinden." 

Langsamkeit erhöht die Attraktivität der Bahn

Spannend für professionell Interessierte werde es zudem sein, zu beobachten, was danach komme. Auch wenn ein Tempolimit ein ganz klein wenig Energie gespart habe, werde der Kampf anschließend  weitergehen müssen. Da der Energieverbrauch mit der durchschnittlich gefahrenen Geschwindigkeit ansteige, rechne man in einem ersten Zug mit einer Debatte darum, ob ein Tempolimit von 130 Kilometern in der Stunde nicht besser auf 120 km/h oder gar 100 oder 80 km/h gesenkt werden solle. Ein Argument, schlugen die Wissenschaftmachenden vor, könne die Erhöhung der Attraktivität von Bus und Bahn sein, ohne dass an deren Verspätungsproblem gerührt werden müsse. "Fahren Autos langsamer, wird die Bahn im Verhältnis schneller." 

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass ein Tempolimit volkswirtschaftlich sogar noch sehr viel vorteilhafter sei als bislang angenommen. 77 Prozent aller Fahrerinnen und Fahrer in ihrer Fahrweise nicht eingeschränkt, dennoch könnten Haarausfall und schwere Krankheiten verhindert werden, während die vielkritisierte Deutsche Bahn zugleich zügiger als bisher unterwegs sein könne, ohne zusätzliche Emissionen zu erzeugen. In der Kosten-Nutzen-Analyse seien die Auswirkungen eines Tempolimits somit rundherum positiv zu bewerten. Reisezeiten verlängerten sich zwar, aber da eine Mehrheit der Bevölkerung eine 130-km/h-Grenze ohnehin befürwortete, sei eine weitere Ablehnung einer sofortigen Einführung nicht nachzuvollziehen.


3 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Warum sind Frauen in dem Artikel außen vor?

Wie beim Klimawandel so beim Rasertempo. Frauen leiden am meisten daran.

Das ist ein Thema, das zu erörtern wäre.

Anonym hat gesagt…

Ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde könnte Kraftstoff im Wert von 766 Millionen Euro pro Jahr sparen

ZDF.de

Das ist aber rührend, dass man sich bei dem Thema plötzlich Sorgen darum macht, dass den Bürgernden das Geld ausgehen könnte. Die sind doch sonst so großzügig, wenn anderen den Leuten in die Kasse greifen.
Andererseits, wenn die 766 Millionen freigesetzt werden könnten, würde es die nächste Erhöhung von irgendwas wegen irgendwas quasi zum Nulltarif für die Bürger geben. Das sollte man mehr herausstellen.

Anonym hat gesagt…

OT Frage: Kann man alles falsch machen und wie?

Antwort: FDP
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/fdp-bundesparteitag-109.html