Mittwoch, 19. April 2023

Schutzzauber: So feit sich die Truppe gegen ihre Feinde

Das "Feien" gegen negative Einflüsterungen gilt bei der Bundeswehr als wichtige Möglichkeit, die innere Abwehr zu stärken.

Sie hat Feinde, überall. Zwar ist die Reinigung der Truppe, die Deutschland schützt, schon um einiges vorangekommen, seit der suspendierte Franco A. zu einer Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt wurde. Doch immer noch legen es Russen, Reichsbürger und Rechtsextreme, linke Propagandisten, Selbstverwalter und Verfechter von sogenannten "Bürgerräten" darauf an, die Abwehrkräfte der Parlamentsarmee gegen Einflüsterungen von außen zu schwächen. Auch Soldaten können anfällig für ideologische Verführungen sein, sie tragen zwar Uniform und sind an der Waffe ausgebildet. Doch unter dem Baumwollstoff schlagen ganz normale Herzen, denken ganz gewöhnliche Hirne.

Einflüsterer mit unbekanntem Auftrag

Zweifel können hier gesät werden, zuweilen gehen sie sogar auf. So gelang es Einflüsterern in unbekanntem Auftrag in den letzten Wochen, Soldatinnen und Soldaten bis hin in die höheren Offiziersränge mit einer Kampagne zu verunsichern, die der sechstteuersten Militärstreitmacht der Welt    die Verteidigungsfähigkeit rundheraus absprach. Mit einem Anteil von 3,2 Prozent an allen Militärausgaben der Menschheit im vergangenen Jahr sei die Bundeswehr nicht in der Lage, die 0,23 Prozent der Erdoberfläche zu verteidigen, die auf Deutschland entfallen, hieß es skeptisch. Nicht genug Waffen. Nicht genug Material. Nicht genug Munition. Und wenn erst die erste Reihe der aktiven Soldatinnen und Soldaten gefallen sei, komme keine Reserve nach. 

Angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der schon fortgeschrittenen Planungen von Reichsbürgern aus Adelskreisen, die Macht zu übernehmen, geht die Bundeswehr nun verstärkt gegen Zweifel und Anfälle von Knieweichheit vor. Wie die FAZ berichtet, sollen Soldaten "mit Blick auf Verschwörungsmythen und Propaganda gefeit" (FAZ) werden gegen sogenannte falsche Narrative. Die körpereigene Abwehr gegen Desinformationen zum Beispiel aus Russland wird dabei gezielt gestärkt, verantwortlich hierfür ist das Zentrum Innere Führung (ZIF), das nicht nur falsche Informationsblasen des Internets zu platzen bringt, sondern in modernen Medientrainings Soldaten politisch so schult, dass sie fest in der freiheitlichen demokratischen Grundordnung verankert bleiben.

Schutzzauber gegen Verführer

Ein Schutzzauber gegen die Verführung durch falsche Werte und irrige Versprechungen, den das ZIF nach einem Bericht der Nachrichtenagentur DPA in speziellen meist einwöchigen Lehrgängen bewirkt, die in Koblenz und Strausberg bei Berlin, aber auch vor Ort bei den Angehörigen der "komplett maroden"  (T-Online) Teilstreitkräfte in ganz Deutschland ausgeführt wird. 

Der Brauch des sogenannten  "Feiens", im modernen Deutsch so viel wie "gegen etwas schützen, unverletzlich machen", kommt dabei tief aus der Geschichte. Bereits im Mittelhochdeutschen galt das "Veinen" als Methode, Menschen nach Art der Feen durch Zauber zu schützen. Im berühmten "Hel"-Mythos wird ein Beispiel ausgeführt: Als der Schutzzauber versagt, wird er Fenriswolf an die Kette Gleipnir gebunden, die Midgardschlange von Odin ins Meer geworfen und Hel aus Asgard verbannt.

Zaubersprüche für die Front

Das Feien gilt auch heute noch als komplizierter Vorgang, denn auch im Abwehrkampf gegen fremde Ideologien ist jeder Zauberspruch abhängig von seinem Komplexitätswert. Eine wirksame Vorbehandlung gegen den Einfluss von Einflüsterern, die Soldatinnen und Soldaten dauerhaft feit, als  unangreifbar, unverwundbar oder auch immun macht insbesondere durch Feenkraft, bedarf gründlicher Vorbereitung und klarer Schwerpunktsetzungen. Die Bundeswehrführung hat deshalb zuerst die Stammbesatzung des eben erst wieder in Dienst gestellten Segelschulschiffs "Gorch Fock" durch das Zentrum Innere Führung feien lassen. Der Segler gilt als Speerspitze der deutschen Seemacht, die bis zur Indienststellung der neuen Mittleren Überwasserkampfeinheit (MÜKE) ab 2028 Flagge zeigen muss auf den Ozeanen.

Das Konzept des "Feiens" von verantwortungsvoll handelnden und in der Gesellschaft verankerten Staatsbürgern in Uniform gegen fremde Einflüsse gilt als weltweit einmalig. Seit das ZIF in den 50er Jahren gegründet wurde, um im damaligen kalten Krieg verschiedene Arten von Schutz- und Feenzauber gegen mutmaßliche Versuche kommunistischer Agenten anzuwenden, sind in der scherzhaft auch "Feenkommando"  genannten Sondereinheit eine Vielzahl von Schulungen in sogenannter heller Hexerei und militärischer Magie entwickelt worden. Die Kurse, die beispielsweise "Zaubern im Zug als Teileinheit oberhalb der Gruppe" oder „Beschwörungen zur Verteidigung gegen Verschwörungserzählungen" heißen, richten sich an Offiziere und Soldaten vor Auslandseinsätzen, werden aber angesichts der aktuellen Lage nach und nach im gesamten Heer ausgerollt.


9 Kommentare:

Volker hat gesagt…

Das ist ja mal ne gute Nachricht. Noch mehr Versorgungspöstchen für die Absolventenden der pseudowissenschaftlichen Fakultäten.
Da lernen die Rekruten, wie man heute die Verschwörungsmythen widerlegt, deren Richtigkeit erst morgen bestätigt wird.

Hase, Du bleibst hier... hat gesagt…

"Gott mit uns" stand auf jedem Koppelschloss. Zuzüglich die Vergatterung zur Wacht am Rhein, am Westwall und die Ernennung zur Festung einer jeden Stadt bis zum bitteren Ende. Geholfen hat es nix.

Anonym hat gesagt…

Sehr gelacht, danke! Na dann feit mal schön...

Anonym hat gesagt…

Bernd feiert heute den Etappensieg gegen den internationalen Bolschewismus

Anonym hat gesagt…

The return of the Politunterricht. Es nimmt weiter Formen an. Gut bekannte Formen.

REKRUT MEIER!
HIER!
WAS MACHT DER RUSSE, REKRUT MEIER?
DER RUSSE LÜGT, HERR LEUTNANT!
KORREKT! HINSETZEN!

Anonym hat gesagt…

Wie Polituntericht bei der NVA. Jeden Monat 2 Tage. War sehr beliebt, man musste nicht raus zum muckern (Ausbildung) und konnte Schlaf nachholen.

ppq hat gesagt…

und es funktioniert immer wieder

Anonym hat gesagt…

War sehr beliebt ...
Durchaus nicht. In den ersten zwei bis drei Wochen dachte ich zwar, hier kratzte ab - aber aufgeben ist nicht. Dann aber waren mir letztlich die Künste des Mars lieber als das Wabbeln mit der Roten Grütze.

Anonym hat gesagt…

Mein 1. Politunterricht NVA:
"Sehnse das Chemiewerk da hinten? 1 Treffer und die Gegend ist auf Jahrzehnte verseucht. ... Treibstoffreserven reichen für 3 Tage Bewegungskrieg. Danach kommt der Atomschlag, der hier alles auf Jahrhunderte verseucht. ... Krieg ist sinnlos, davon müssen wir die Deppen drüben aber überzeugen. Daher blablabla..." osä.
Politunterricht später auch:
"2 Äpfel sind so gut wie eine Banane!"