Freitag, 12. Januar 2024

Die Zeit und die Grünen: Ja, es ist Liebe!

Die Ablehnung, die so manchem Grünen entgegenschlägt, kommt aus heiterem Himmel.

Die einen regieren und die anderen kontrollieren, die einen sind die zweite Gewalt, die anderen die vierte, die einen sitzen in Berlin, die anderen in Hamburg, jeweils abgeschirmt in bewachten Elfenbeinpalästen. Die Grünen sind die erfolgreichste Partei der Ampelkoalition, ihre Wählerinnejn und Wähler stehen anders als die von SPD und Liberalen trotz aller Beschwernisse in Treue fest zur gemeinsamen Sache.  

Auf dem Beobachterbalkon

Die Wochenschrift "Die Zeit" hingegen thront seit Jahren auf einem bequemen Beobachterbalkon über dem politischen Tagesgeschehen: Rechtzeitig hatte das früher von einer Gräfin geführte Blatt des alten Bonner Bildungsbürgertums seinen Kurs geändert und auf Bio, Klima und Bedenken all den westlichen Zivilisationserrungenschaften gegenüber gesetzt. 

Beim Starbucks- und Bionadeadel kam das hervorragend an. Die "Zeit" lieferte Zeitzeichen in Form von Volvo-Fahrberichten, aber nach deren Amtsverzicht auch kritische Texte zu Angela Merkel. Sorgenvoll berichtete das Blatt immer wieder über das Schicksal der Armen, aber auch über den bösen US-Präsidenten Trump, der von der Redaktion als erster Mensch überhaupt mehr Artikel gewidmet bekam als Adolf Hitler. 

Ein grünes Herz

Dass im Haus in der Buceriusstraße das grüne Herz der Transformationsrepublik schlägt, war lange ein offenes Geheimnis. Abonnenten bestellten "Die Zeit" nicht trotzdem, sondern genau deswegen. Hier gab es Zuspruch, auch wenn der Wind so manchen Traum fortblies. Hier wurde vor Terror gewarnt, wo es passte. Hier wird Israel stabil kritisiert, wie das auch die deutsche Außenministerin auf ihren Abstechern ins Heilige Land tut. Und hier wird eine Zukunft fröhlich ausgemalt, wie sie so manchen Sachsen, Bauern und Bayern den Angstschweiß auf die Stirn treibt.

Die Zeiten, als Die Zeit noch von "Negern" schrieb, sie sind vorüber, heute ist die Wochenschrift Heimat des "N-Wortes" und anderer sprachlicher Umschreibungen. Klartext dagegen wagt die Redaktion zuverlässig, wo es gegen den Klassenfeind geht: Die Bauernproteste sind natürlich überzogen, die Zufriedenheit der Menschen mit dem beliebtesten Präsidenten Südamerikas ein Problem und die Enthauptung der öffentlich-rechtlichen Sender durch die neue Regierung verständlich, aber handwerklich nicht so gut gemacht.

Sympathie für das eigene Lager

Sympathiepunkte bekommt, wer im eigenen Lager steht. Die auf der anderen dagegen dürfen gern mal gegen "Zeit"-Texte anschreien. Machen sich damit aber erst recht verdächtig: Kritik an den Grünen, der Lieblingspartei der Redaktion, ist dann "Bashing" und im Grunde gar nicht erlaubt. Das Rumgenörgel  an Regierungsentscheidungen speist sich nicht aus einem Gefühl des hilflosen Ausgesetztseins. Nein, es zeugt vom "Verfall unserer politischen Kultur".

Die definiert Bernd Ulrich, ehemals Graswurzelaktivist, Grünen-Politiker und später erst Transatlantiker, wie der große Ex-Vorsitzende Robert Habeck: Die einzigen Demokraten sind wir, alle anderen dürfen mal aufmerksam zuhören, wie ihnen das so lange erklärt wird, bis sie dermaßen ermattet sind, dass ein Kompromiss gefunden werden kann, der exakt dem entspricht, was die Ampelspitzen sich ausgedacht und die "Zeit"-Kolumnisten für sehr gut befunden haben.

Handwerklich schlechte große Würfe

Dass es immer anders kommt, dass mancher große Wurf später sogar von Hamburg aus als "handwerklich schlecht" entschuldigt werden muss, tut nichts zur Sache. Dass sich unter die Bauern rechte Unterwandertruppen mischen könnten, dafür kann der Bauernverband sehr wohl etwas. 

Dass nach zwei Jahren Fortschrittskoalition ein allgemeiner Eindruck von rasch in Zusammenbruch übergehendem Rückschritt herrscht, das ist zumindest eins nicht: Die Schuld von Robert Habeck und Ricarda Lang, den beiden grünen Ikonen, die nach den "dummen Fehlern" der zuvor favorisierten Annalena Baerbocks, die in "lächerlichen Plagiatsbeschulkdigungen" gipfelten, in Hamburg als die kommenden Leute in der früheren Öko-Partei gelten. 

Ja, es ist Liebe! Liebe, die alles verzeiht, die vergisst, was nicht mehr zu ändern ist. Die verehrt, abgöttisch. Und verteidigt, wo Miesepeter, Kleingläubige und Wohlstandsverwahrloste ihre private Bequemlichkeit höher stellen als das große Ganze der globalen Rettung. Schuld haben immer die anderen, die Demokraten, das sind immer wir. Wer Volkssport treibt, bei dem die Leistungen der Grünen in den bisherigen zwei kurzweiligen Jahren Ampel in Abrede gestellt werden, der muss damit rechnen, dass die mediale Prätorianergarde weiterhin Kübel aus Lob über der Partei ausschüttet.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

OT
Olaf Hüffner

Napoleon I. hatte bezüglich seiner Einschätzung der Deutschen recht:
“Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgten sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.“
Januar 11, 2024
Antworten
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Na klar, wer allen Ernstes an die heiligen sechs Melonen glaubt ...

Anonym hat gesagt…

Gerade, wenn es scheiße läuft, ist es die Aufgabe der unabhängigen Presse, Regierungsparteien anzuspornen und zu ermutigen. Alles andere ist rechts.

ppq hat gesagt…

sehr gut erkannt.das ist die rechte einstellung! also die linke

Anonym hat gesagt…


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Von Christian Parth
6. Dezember 2023, 18:22 Uhr 120 Kommentare

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Sagte ich wohl schon: Trau keinem Fuchs auf grüner Heid', und keinem Musk auf seinen Eid ...

Anonym hat gesagt…

In Ergänzung: Trau keinem Fuchs auf grüner Heid', und keinem Hersh auf seinen Eid. Meister Wisnewski nimmt den guten ßiemer Hersh recht auseinander ...
In anderen Punkten tangiert er aber, leider, nicht unerheblich die Spackosphäre.