Freitag, 6. Juni 2025

Trump vs. Musk: Nahkampf der Narzissten

Elon Musk Donald Trump Boxing Wrestling
Mit US-Präsident Donald Trump und dem Multimilliardär Elon Musk streiten die beiden größten Egomanen der Gegenwart auf offener Bühne, Schläge unter die Gürtellinie inbegriffen. 

Es ist beinahe wie der Streit, den sich die SPD mit ihrem ehemaligen Kanzler und Vorsitzenden Gerhard Schröder lieferte. Oder wie der Feldzug, den die CDU gegen Helmut Kohl führte. Es rappelt im Karton, es fliegen die Fetzen, es geht unter die Gürtellinie und in die Hose. Das aktuelle Drama aber läuft in den USA. Naturgemäß ist alles größer, bunter und bedeutsamer. Den Beteiligten geht es nicht darum, einander nur wehzutun oder sich aneinander zu rächen, indem der eine den anderen möglichst schwer beschädigt.

Die wichtigsten Figuren der Gegenwart

Mit Donald Trump und Elon Musk treten viel die beiden wichtigsten Figuren der Gegenwart auf: Trump ist der polarisierende Populist mit der nationalistischen Agenda. Musk der technokratische Visionär mit globalistischen Ambitionen, der zum Libertären neigt. Trump will einen starken Staat, Musk am liebsten einen ganz kleinen. Die Allianz beider beruhte auf gemeinsamen Interessen, sie richtete sich gegen das, was Trump "swamp" nennt: Verhältnisse, unter denen sich eine selbsternannte "politische Klasse" Staat, Behörden und Institutionen zu eigen gemacht und in "unsere Demokratie" umverwandelt hat.

Die beiden Egomanen haben gemeinsame Interessen. Aber auch tiefe ideologische und persönliche Animositäten. Beide befürworteten Steuersenkungen für Unternehmen und den Abbau bürokratischer Hürden. Musk lobte Trumps Deregulierungswelle 2025, einig sind sich der mächtigste und der reichste Mann auch in ihrer Kritik an der "Woke Culture" mit ihrer Identitätspolitik, die Gruppen von Menschen je nach ihren Merkmalen gezielt anders behandelt, um die gleichzubehandeln. 

Frieden um jeden Preis 

Wie Musk sieht sich auch Trump als Kämpfer für die Meinungsfreiheit, die durch politische Korrektheit und die Verengung der Freiräume für die freie Rede bedroht ist. Beide sind zudem Realpolitiker, die davon überzeugt sind, dass ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges besser für alle Beteiligten ist als ein endlos andauerndes Ringen, bei dem die Toten stolz darauf sein können, nie aufgegeben zu haben. Friede gilt Trump wie Musk als Basis für gute Geschäfte. So lange die Kosten für einen Friedensschluss ihrer Berechnung nach niedriger sind als die für eine Fortsetzung der Kämpfe, sind sie bereit, einen hohen Preis dafür zu zahlen. Wie hoch, ergibt sich durch eine einfache Gleichung: Ein Krieg auf unbestimmte Zeit mit ungewissem Ausgang kostet alles. Alles, was weniger kostet, ist ein guter Deal.

Dass Trump und Musk und Musk und Trump aneinandergeraten mussten, liegt im Naturell beider begründet. Während eine multinationale Organisation wie die EU sich gemächlich bewegt, oft über ein Jahrzehnt gar nicht, haben es Trump und Musk immer eilig. Die Vorstellung, es könne zwölf Jahre an intensiven Verhandlungen brauchen, um gerade eingeführte Fluggastrechte in Teilen wieder abzuschaffen, erschiene beiden absurd. 

Zwei gegen die EU-Fluggastverordnung 

2013, als die EU begann, über eine "Änderung der Verordnung (EG) Nr. 261/2004 über eine gemeinsame Regelung für Ausgleichs- und Unterstützungsleistungen für Fluggäste im Fall der Nichtbeförderung"  zu verhandeln, gelang Musks Start Up SpaxeX der erste erfolgreiche Start einer Falcon 9 v1.1 von der Vandenberg Air Force Base. Inzwischen starten und landen SpaceX-Raketen häufiger als Busse in manchen ostdeutschen Dörfern halten.

Nur über die Richtung sind die beiden nicht einig. Aus Sicht von Musk hat Trump mit seinem "Großen schönen Gesetz", das höhere Staatsausgaben vorsieht, den gemeinsamen Konsens verraten, den Staat auf das Nötigste zurückzuschneiden. Aus Sicht von Trump hat Musk mit seinen öffentlichen Aufforderungen an republikanische Abgeordnete, das Gesetz zu stoppen - "Kill Bill" postete er - seine Kompetenzen überschritten. "Elon und ich hatten ein großartiges Verhältnis. Ich weiß nicht, ob wir das noch haben werden", sagte Trump am Rande seiner Audienz für den deutschen  Bundeskanzler Friedrich Merz, der im Angesicht des heraufziehenden Streits der Giganten zu einer Nebenfigur wurde.

Kampf der Titanen 

Trump bedeutete Musk öffentlich, dass die US-Regierung künftig auf die Dienste seiner Raketen verzichten könne. "Der einfachste Weg, in unserem Haushalt Milliarden und Abermilliarden Dollar einzusparen, besteht darin, Elons staatliche Subventionen und Verträge zu kündigen", so Trump. Er habe nie verstanden, warum Joe Biden das nicht getan habe. Musk konterte mit der Ankündigung, seine "Dragon"-Kapseln ab sofort nicht mehr zur Verfügung zu stellen. 

Der von Trump vor ein paar Tagen noch als "einer der größten Wirtschaftsführer und Innovatoren, die die Welt je hervorgebracht hat" gelobte gebürtige Südafrikaner forderte Dankbarkeit ein. "Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren" schrieb er, der angeblich 250 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf gesteckt hatte. Musk fühlt sich verraten. "So eine Undankbarkeit", schrieb er und er fragte seine 220 Millionen Follower bei X: "Ist es an der Zeit, in Amerika eine neue politische Partei zu gründen, die tatsächlich die 80 Prozent in der Mitte vertritt?".

Vernichtung angedroht

Der Nahkampf der Narzissten gipfelte schließlich in Musks "Big Bomb": Donald Trump werde in den Epstein-Akten erwähnt und das sei "der wahre Grund, warum sie nicht öffentlich gemacht wurden". Aus dem ideologischen Streit war eine Schlammsschlacht geworden, in der Musk schließlich auch noch die sofortige Ablösung von Trump durch JD Vance forderte. Trump-Soldaten wie Stephen Bannon riefen derweil nach Ermittlungen gegen den reichsten Mann der Welt, um ihn möglichst schnell aus den USA ausweisen zu können. Bannon, ehemals selbst Trump-Berater, von diesem aber nach kurzer Zeit gefeuert, sagte, er sei "der festen Überzeugung bin, dass er ein illegaler Einwanderer ist und sofort aus dem Land abgeschoben werden sollte".

Wo die Mehrheit den Sieger im Streit vermutet, zeigte sich an der Börse: Die Aktien des US-Autobauers Tesla fielen um rund 14 Prozent. Musk verlor in einer Nacht rund 18 Milliarden Dollar, aber wie diese rechnerischen Einbußen interessieren den 53-Jährigen schon immer nicht mehr als den durchschnittlichen deutschen Eigenheimbesitzer die Entwicklung der Immobilienpreise. Höhnisch kommentiert Musk: "Trump hat noch 3,5 Jahre als Präsident vor sich, aber ich werde noch mehr als 40 Jahre dabei sein..."

Ein Schulhofstreit der Egomanen 

Trump selbst hat diese Art Konflikt, die sich aus dem Nichts aufschaukeln und in absoluter Unversöhnlichkeit enden, kurz zuvor im Weißen Haus beschrieben, als er den Ukraine-Krieg mit einem  Schulhofstreit verglich, bei dem keiner der Beteiligten nachgeben wolle. Russen und Ukrainer seien voller Hass aufeinander, sie ähnelten damit kleinen Kindern, die wie verrückt streiten und einfach nicht mehr aufhören können. Dann  sei es, so Trump, seiner Erfahrung nach "manchmal besser, sie eine Weile kämpfen zu lassen und sie erst dann auseinanderzuziehen". Erst ausreichend langes Leiden, so habe er es auch Wladimir Putin gesagt, motiviere die Beteiligten, mit Kämpfen aufzuhören.

Auch der Krieg des mächtigsten Mannes der Welt mit dem reichsten Mann der Welt erinnert an einen solchen Schulhofstreit. Aus den "Bros" der ersten Wochen nach Trumps Rückkehr ins Amt, in denen Musk beauftragt war, mit dem Department of Government Efficiency (DOGE) Regierungsausgaben zu drücken und Einsparungen aus dem Sieben-Billionen-Dollar-Etat der Bundesregierung in Washington zu pressen, sind zumindest für den Augenblick erbitterte Feinde geworden.

Jetzt Feind und Berater

Elon Musk, der beim Abschied aus seinem Ehrenamt bei DOGE noch versprochen hatte, dem Präsidenten weiterhin "Freund und Berater" zu sein, ruft zum Kampf gegen Trumps  One Big Beautiful Bill Act (OBBBA), der vorangetriebene Steuersenkungen mit höheren Ausgaben kombiniert. Die Vereinigten Staaten könnten sich eine noch höhere Verschuldung nicht leisten, argumentiert er mit Verweis auf die derzeit mehr als 36 Billionen Dollar schwere Kreditlast der USA, die Jahr für Jahr Zinszahlungen erfordert, die so hoch sind wie zwei deutsche Bundeshaushalte. 

In den zurückliegenden fünf Jahren sind die Kreditkosten deutlich gestiegen: 2019 zahlten die USA noch 600 Milliarden an Zinsen. Inzwischen werden 1,2 Billionen werden jedes Jahr fällig, ein Drittel mehr, als die US-Regierung für Rüstung ausgibt. Für Musk ein Weg, der zwangsläufig in die Katastrophe führt: "Wenn das ganze Geld nur für die Zahlung von Schuldenzinsen ausgegeben wird, bleibt für nichts anderes mehr Geld übrig", hat er seine Sichtweise erklärt. Ein Land sei nicht anders als ein Mensch. "Gibt ein Land zu viel aus, geht das Land pleite, genauso wie ein Mensch, der zu viel ausgibt, pleitegeht." Für Musk ist es "keine Option, diese Probleme zu lösen". Sie müssen gelöst werden.

Trump kontert mit Vorwürfen, dass Musk eben doch genau so von geschäftlichen Interessen geleitet werde, wie es dessen Kritiker immer unterstellt hatten. Trump sagte, Musk habe kein Problem mit OBBBA gehabt - bis er erfahren habe, dass vorgesehen sei, die milliardenschwerer Subventionen für Elektrofahrzeuge zu kürzen. Musk habe das Innenleben des Gesetzes "besser als fast jeder" gekannt. Und er habe nie ein Problem damit gehabt, so lange er im weißen Haus gearbeitet habe. 

Stimmt nicht, stimmt nicht 

Stimmt nicht, grollte Musk umgehend zurück: "Dieser Gesetzentwurf wurde mir nicht ein einziges Mal gezeigt." Erregt prangert er an, dass das Gesetz "mitten in der Nacht so schnell verabschiedet" worden sei, "dass fast niemand im Kongress es überhaupt lesen konnte!" Trump hat den Aufstand seines ausgeschiedenen Beraters Nummer 1 beiläufig abgetan: "Manche Mitarbeiter werden feindselig, weil sie den Abschied aus dem Weißen Haus nicht verkraften." Das sei schon früher bei Menschen passiert, die seine Regierung verlassen hätten. "Sie gehen und wachen am Morgen auf, und der Glamour ist weg", sagte Trump, der das Phänomen als Trump Derangement Syndrom bezeichnet und Elon Musk damit psychologisiert hat.

Wird der das hinnehmen? Wer wird wem als nächstes was vorwerfen? Kann einer der beiden über den eigenen Schatten springen?

 


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Parlamentarier, egal wo, die eine tausendseitige Finanzierungsgießkanne ungelesen durchwinken, sollte man grundsätzlich an der nächsten Laterne kritisieren.

Anonym hat gesagt…

Für den Anfang würde genügen, wenn beide der sogenannten Ukraine die Satellitenunterstützun entzögen.
Das dürfte vergebens zu hoffen sein.

Anonym hat gesagt…

Der schwule Lehrer von Moabit

Hans Dralle denkt sich still und froh: Wat schert dat meck? He wollt dat jo!
Wilhelm Busch

Carl Gustaf hat gesagt…

Muss die Überschrift nicht richtigerweise "Trump vs. Musk: Nahkampf der Nazisten" heißen?