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Nach Jahren des "Kampfes gegen rechts" sind Menschen bereit, sich über Anstand und Menschlichkeit hinwegzusetzen, weil sie sich wirklich im Krieg gegen das Böse wähnen. |
Dumpf, gewissenlos und grausam, so fielen viele Reaktionen auf den Tod des US-Influencers Charlie Kirk aus. Ein Milieu, das sich selbst wieder und wieder zugesteht, die Moral gepachtet zu haben, zeigte sich als menschenfeindlich, mitleidslos und ausschließlich interessiert daran, aus einer Tragödie Honig für die eigene Agenda zu saugen. Die Wortmeldungen der Vorkämpfer unserer Demokratie erinnerten an die Art und Weise, mit der in totalitären System über eingebildete oder echte Feinde gesprochen wird. Nach der Entmenschlichung folgt die Verurteilung. Als höchstes der Mitleidsgefühle galt ein "traurig für die Familie", mit dem nachgeschobene "aber" letztlich sei das Opfer doch selbst verantwortlich.
Ein Mord als Menetekel
Ein Mord als Menetekel für den Verfall der Sitten, der seit Jahren ausgerechnet von denen beklagt wird, die sie selbst noch in einem Moment ablehnen, in dem ein Attentäter einen Familienvater aus dem Leben reißt, weil er ihn wohl für einen "Faschisten" hielt, der nur noch den Tod verdient habe. Überall schimmerte Hoffnung durch, dass der Kulturkrieg, der nach der Zeitenwende in der gesellschaftlichen Stimmung in nahezu allen großen westlichen Demokratien verlorenzugehen droht, doch noch gewonnen werden kann, wenn es gelingt, die Richtigen als Verantwortliche für Tat eines - vermutlich - fanatischen Einzeltäters darzustellen.
"Hey, Faschist" soll der 22-jährige mutmaßliche Schütze auf das Magazin seiner Waffe gepinselt haben - viel Spielraum für andere andere Erklärung ist die, dass der Mörder aus Hass auf Andersdenkende gehandelt hat, die er für Wiedergänger der Nazis hielt, bleibt da kaum. Der Verdächtige wäre mit dieser Vorstellung nicht allein: Seit Jahren schon geht unter historisch weniger Gebildeten die Parole um, bei der neuen Rechte handele es sich um die alten Nazis der Hitlerzeit. Durchweg sind ihre Protagonisten nicht nur von ausgewiesenen linken Vorkämpfern, sondern auch von großen Magazinen, Tageszeitungen und Fernsehsender hüben wie drüben in die Nachfolge der Nationalsozialisten gerückt worden.
Nazis überall, die sich radikalisieren
Bernd Lucke, ein Professor, der wegen der offiziell als "Euro-Rettungspolitik" bezeichneten Abkehr von den Maastricher EU-Verträgen eine Partei gründete, verwandelte sich allein durch diesen Akt in einen lupenreinen Nazi. Beiseitegeschoben wurde er von der sächsischen Chemikerin Frauke Petry, die Luckes Nazi-Partei radikalisierte und zur Nazi-Partei machte, ehe sie einen Machtkampf gegen die wahren Nazis verlor, die die Nazipartei seitdem stündlich weiter radikalisieren.
Ein Phänomen, das international zu beobachten ist. Von Italien über Ungarn und Frankreich bis in die USA wimmelt es mittlerweile überall von Faschisten. Trump ist selbstverständlich einer, Orban auch, Le Pen selbstverständlich, Milei ebenso und Musk sowieso. Die Italienerin Meloni wurde lange als "Post-Faschistin" feministisch rücksichtsvoller behandelt, auch ihr aber sagte sie nach, am Untergang Europas zu arbeiten und die EU vernichten zu wollen. Als sich das als Märchen herausstellte, endete die Ära der Bezeichnung. Zurückgenommen allerdings wurde sie nie.
Die moralische Vernichtung des Gegenübers
Warum auch. Nichts eignet sich besser zur moralischen Vernichtung des Gegenübers als der Vorwurf, aus der Geschichte nichts gelernt zu haben, in der der Westen im Zweiten Weltkrieg gemeinsam gegen Russland kämpfte. Mit der Behauptung, wer mit Faschisten marschiere, sei selbst ein Faschist, fand der Zeitgeist eine bündige Formel. Später, als der "Kampf gegen rechts" die AfD richtig groß gemacht hatte, wurde sie erweitert zu "Wer Faschisten wählt, ist selbst ein Faschist". Zur Zeit sind das deutschlandweit ein Viertel aller Bürgerinnen und Bürger. Da die 14 Millionen "Nichtdeutschen" (Georg Restle) naturgemäß nicht unter ihnen sein können, ist nicht nur die Dunkelziffer höher, sondern ihr Anteil unter den Schonlängerhierlebenden.
Irgendwo in der Landschaft steht eine einsame, halbzerfallene Brandmauer, doch sie umschließt im Grunde nur noch das Berliner Regierungsviertel. Seit die "kleine Koalition (Katharina Dröge) das Werk der Ampel in doppelter Geschwindigkeit fortsetzt, ist das ohnehin kaum vorhandene Interesse der Bevölkerung an den Warnungen vor neuen Nazis noch einmal zusammengeschrumpelt. Wenn selbst der Biedermannn Friedrich Merz, nach fester Überzeugung vieler Linker gekauft von einem US-Konzern, den ein Jude aus Los Angeles führt, ein Nazi ist, wie der Staatskomiker Jan Böhmermann als Erster dekretierte, könne das alles wohl nicht so schlimm sein mit dem Vierten Reich.
Das Nazi-Schwert
Das Nazi-Schwert ist stumpf geworden. Doch während es geschwungen wurde wie noch niemals zuvor in der Geschichte, hat es Schaden angerichtet. Schaden vor allem bei denen, die die wüste Propaganda von der Wiederkehr der Hitlers, Goebbels und Himmlers so gern glauben wollen, dass sie einen US-Amerikaner, dessen einzige Untat die permanente Einladung an Andersdenkende war: "Proof me wrong", widerlegt mich doch. Das Dauer-Hitlern der Medien hat aus dem Mann, der Millionen Tote auf dem Gewissen hat, einen Allzweckreiniger gemacht, der eingesetzt wird, wo immer Erklärungsnot herrscht.
Der Sozialdemokratin Natascha Strobl, obschon als Österreicherin dem strengen Wiederbetätigungsverbot unterliegend, fiel angesichts von Kirks Lebenswerk Hitlers Holocaustplaner Reinhard Heydrich ein. Julia Schramm von der Linkspartei zeigte Verständnis für die Tat, denn auch wenn der Ermordete vielleicht wirklich nicht gesagt habe, dass Homosexuelle gesteinigt werden sollen, stehe es doch in der Bibel und die habe schließlich ja gut gefunden. Deutschlands Chefamerikaerklärer Elmar Theveßen widersprach Stephen King, hielt aber an seiner Darstellung fest. Sie sei nur nicht sher ausführlich gewesen. Für das ZDF war die Kette von Falschbehauptungen damit aus der Welt.
Der Fußballspieler Felix Nmecha dagegen bekam wirklich Ärger: Nachdem er öffentlich Trauer über den Mord am "Ultrakonservativen" und "Trump-Unterstützer" Kirk geäußert hatte, kündigte sein Verein Borussia Dortmund Konsequenzen an. Man werde mit dem bekennenden Christen sprechen, der sich erlaubt hatte, mit "möge der Herr der Familie Kirk in dieser Zeit mit besonderer Gnade beistehen" Mitgefühl zu ziegen, wo aus deutscher Sicht keins angebracht ist.
Sein "polarisierender Post" (Der Spiegel) mit Sätzen wie "Ruhe in Frieden bei Gott" und "so ein trauriger Tag" hatte laut "Spiegel" "Empörung ausgelöst" und "für Unmut gesorgt", weil der Nationalspieler wie mittlerweile auch Elmar Theveßen behauptet, dass Kirk "friedlich für seine Überzeugungen und Werte eingestanden" habe. Eine "fragwürdige Einordnung", wie das Hamburger Magazin abschließend urteilte.
Ein Zeichen der Verachtung
Das EU-Parlament setzte auf seine Weise ein unübersehbares Zeichen der Verachtung: Nachdem das Präsidium der Volksvertretung eine Schweigeminute abgelehnt hatte, erklärte ein Parlamentarier, dass er den Rest seiner Redezeit im Gedenken an Kirk schwiegen wolle. Katarina Barley, eine "starke Stimme für Europa", würgte den Versuch einer Demonstrativhandlung im Stil der Schweigeminute für den in Polizeigewahrsam ums Leben gekommenen Afroamerikaner George Floyd geistesgegenwärtig ab. "Wir fahren daher fort." Hundert Abgeordnete standen dennoch auf und schwiegen laut. Europa bot das übliche Bild einer Parallelgesellschaft.
Außerhalb Straßburgs ist nach dem Mord an Charlie Kirk ist die Sehnsucht zu spüren, es möge von nun an noch schlimmer kommen in der Vereinigten Staaten. Wie die RAF einst herbeisehnte, wenn schon nicht die eigenen Morde, dann mögen doch am Ende die Fahndungsmaßnahmen der Behörden dafür sorgen, dass das Volk aufsteht und ein Sturm gegen den Staat losbricht, hoffen die Gegner der neuen Nazis auf einen Bürgerkrieg, auf Tod und Verderben durch hasserfüllt marodierende Trump-Anhänger und den Zusammenbruch der verfassungsmäßigen Ordnung. Die hatte nach bisherigen Prognosen eigentlich Donald Trump aufheben wollen und sollen, käme es anders, wäre es aber auch rechts.
Methode Stalin
Hauptsache, der Feind wird so bekämpft, dass er nicht wiederkommen und herumdiskutieren kann. Die Methode der Stalins, Maos und Pol Pots hat immer noch begeisterte Anhänger, sobald die Dauerberieselung mit der Botschaft von Hitlers Rückkehr als Björn Höcke fruchtet. Nach Jahren einer Gehirnwäsche, die nahelegt, dass seit 2015 die 30er Jahre angebrochen sind, hat sich das progressive Milieu in großen Teilen auf eine Weise radikalisiert und fanatisiert, die dazu führt, dass jedes Mittel recht erscheint, das Böse "auszumerzen", wie es der damalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering einmal ausgedrückt hat.
Der Rechten wird empört und in höchstem Maße aufgeregt nachgesagt, sie träume von Remigration. Die Linke bekennt sich zur Liquidation, weil es halt notwendig ist. Kirk sei ein "Faschist und offen rechtsextrem" gewesen, hat Annika Brockschmidt die Frage aller Fragen beantwortet. Die Journalistin, Autorin und Podcast-Produzentin, bekannt geworden durch ihr Buch "Amerikas Gotteskrieger. Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet", das ganz ohne Besuch in den USA entstand, gilt als Expertenexpertin beim Hetzportal "Volksverpetzer", die alles mit allem so erklären kann, dass es Dunja Hayali gefällt.
Es riecht nach Blutdurst im Kulturkrieg, der eben noch als "Kulturkampf" verharmlost worden war. "Wenn die AfD mal die Regie übernimmt, werden sich hier einige entscheiden müssen, was zu tun ist", imagniert sich ein Bernd Schwarte auf Facebook als neue Rote Kapelle. "Demo hilft nichts, wie wir wissen. Wie weit geht ihr aus Eurer Wohlfühlzone? Wie 1933 plötzlich ja-Sager werden?"
Nein, da macht Schwarte aus seiner Mördergrube kein Herz. Er bekennt sich demonstrativ zu der "Super Aktion" gegen "das kranke Arschloch". Reicht nur noch nicht. "Sollte in den USA Mode machen, mit Fokus auf Trump" schrieb er. Mit jeder Liquidierung solcher Idioten wird die Welt etwas besser. Von den Wichsern kann man nicht genug erschießen", glaubt er und hat schon genauere Pläne: "Christoph Lemmer auf WELT wäre auch fällig. Ein echter Fanboy von Kirk."
2 Kommentare:
Strafgesetzbuch (StGB)
§ 140 Belohnung und Billigung von Straftaten
Wer eine der in § 138 Absatz 1 Nummer 2 bis 4 und 5 letzte Alternative oder in § 126 Absatz 1 genannten rechtswidrigen Taten oder eine rechtswidrige Tat nach § 176 Absatz 1 oder nach den §§ 176c und 176d
1.
belohnt, nachdem sie begangen oder in strafbarer Weise versucht worden ist, oder
2.
in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten eines Inhalts (§ 11 Absatz 3) billigt,
wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
§ 138 5.
eines Mordes (§ 211) oder Totschlags (§ 212) oder eines Völkermordes (§ 6 des Völkerstrafgesetzbuches) oder eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit (§ 7 des Völkerstrafgesetzbuches) oder eines Kriegsverbrechens (§§ 8, 9, 10, 11 oder 12 des Völkerstrafgesetzbuches) oder eines Verbrechens der Aggression (§ 13 des Völkerstrafgesetzbuches),
Zwar ist Anscheißen das letzte - aber hier könnte man eine Ausnahme machen: Auf JouWatch, so ich mich recht entsinne (?) wurde empfohlen, die Gestalten bei der US-Botschaft anzuzinken. Die Möglichkeiten der Überwachung sind bekanntlich in den letzten Jahrzehnten erstaunlich verbessert worden ...
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