Freitag, 8. Februar 2008

Medialer Marsch in den Führerstaat


Lange war es nur ein Gefühl, ein Eindruck, ein Geruch: Adolf Hitler, so scheint es seit Jahren, wird umso lebendiger, je länger er tot ist. Längst kein Fernsehabend mehr, ohne dass der Führer spricht, kein "Spiegel"-Auflagenrekord ohne Neuigkeiten aus der alten Zeit, kein Bestseller ohne Geständnis des Autors, irrtümlich vielleicht doch Hitlerjunge gewesen zu sein, und kein Politskandal, in dem nicht irgendein Teilnehmer "Autobahn" ruft oder zerknirscht gestehen muss, ja, wie Hitler hatte ich lange Jahre eine Vorliebe für Leberknödelsuppe und Schäferhunde.

Nur Belege für den Trend zurück zum Führerstaat, die ließen sich schwer finden - bis Google kam und in seinen "Google Labs" den Timeline-View vorstellte. Der zeigt nun klar, welch berauschendes mediales Comeback die Figur Hitler feiert: Je weiter weg das Dritte Reich, desto häufiger wird "Hitler" erwähnt. Denn wenn nicht gerade Terroranschläge verübt werden, hilft Hitler wie kein anderes Thema bei der Bespaßung des Publikums. Wenn auf die Art weiter aufgearbeitet wird, gibt es zum 70. des Weltkriegendes bestimmt einen ARD-Digitalkanal "Führer TV", wo rund um die Uhr alte Wochenschauen laufen. Und zum 100. Jubiläum der Machtergreifung vielleicht sogar eine Woche schulfrei.

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