Dienstag, 21. Oktober 2008

Die Erfindung der Wirklichkeit

Die OECD hat also herausgefunden, dass die soziale Ungleichheit in Deutschland rasant wächst. Wächst. Präsens. Gegenwart. Wie der "Spiegel" schlagzeilt. Oder hat sie herausgefunden, dass die soziale Ungleichheit in Deutschland rasant wuchs. Zwischen 2000 und 2005? Wie der "Spiegel" im Kleingedruckten schreibt?

Und haben sich die Einkommensunterschiede und relative Armut der aktuellen OECD-Studie zufolge "zwischen den Jahren 2000 und 2005 stark zugenommen", wie die FAZ am Anfang ihres Beitrages namens "Kluft zwischen Arm und Reich gewachsen" schreibt? Oder hat sich die Lage, angeregt durch den konjunkturellen Aufschwung, im Jahr 2007 wieder verbessert, "was in absoluten Zahlen bedeutet, dass 1,2 Millionen Menschen in Deutschland aufgrund der verbesserten Arbeitsmarktsituation nicht mehr von Armut betroffen sind“, wie dieselbe Zeitung den Experten Markus Grabka vom DIW im selben Artikel ganz am Ende zitiert?

Kurz gesagt: Sind nun mehr Leute arm oder weniger? Wächst sie noch, die Ungleichkeit, oder schließt sich die Schere gar, weil mit den überhöhten Managergehältern auch die durchschnittlichen Einkommen infolge der Finanzkrise sinken und künftig also weniger Geld nötig ist um 50 Prozent des Durchschnittsverdienstes zu verdienen? Ist der Zusammenbruch der Weltwirtschaft am Ende gut für die Gerechtigkeit? Wäre noch mehr Zusammenbruch noch gerechter? OECD, "Spiegel", "FAZ" - übernehmen sie.

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