Donnerstag, 19. Mai 2011

Wie es war, war es nicht

Das sind die Rätsel, die in der US-Krimiserie "Law&Order New York" jedesmal für exakt 43 Minuten Spannung sorgen. Ein mächtiger Mann landet im Gefängnis, nachdem er ein Zimmermädchen sexuell belästigt hat. Der Mann sucht Ausreden, er verfängt sich in Widersprüchen, er gesteht ein bisschen, dann einen Teil. Der Prozess hat noch nicht begonnen, aber das Urteil ist gefallen. "Politisch gilt der Franzose als erledigt", schreibt n-tv, eine Art elektrisches Ferngericht.

Dabei sind einige offene Fragen noch nicht einmal aufgeworfen, geschweige denn beantwortet. Strauss-Kahn beging seine Tat nach Angaben des missbrauchten Zimmermädchens in seiner 590-Euro-Suite im New Yorker Sofitel, nach eigenen Angaben ein "Luxushotel". Nach der Anklageschrift hinderte er die 32-Jährige das Zimmer zu verlassen - die Frage ist allerdings, wie die Hotelbedienstete überhaupt in das Zimmer kam, ehe der Gast abgereist war.

Das hätte bei Strauss-Kahn nicht mehr lange gedauert, er hatte nach übereinstimmenden Medienangaben bereits seine Koffer gepackt. Normalerweise kommt der Zimmerservice, wenn der Gast abgereist ist. Dass ein Fünf-Sterne-Haus seinen Angestellten erlaubt, die Räume für den nächsten Gast vorzubereiten, während der vorige noch im Zimmer ist, dürfte ausgeschlossen sein.

Dass Zimmermädchen klopfen, um zu sehen, ob der Gast schon abgereist ist, kommt hingegen häufig vor. Normalerweise heißt es dann: Nein, kommen Sie in einer Stunde wieder.

War hier nicht so. War anders. Wie, weiß man nur nicht. Fakt ist, Strauss-Kahn und das Zimmermädchen waren zusammen im Zimmer 2806 des Sofitel. Logisch erscheint das, wenn Strauss-Kahn sein späteres Opfer in die Suite gebeten hat, weil er böse Absichten hegte. Aber welche Absichten hatte die Zugehfrau? Die genau wusste, dass sie eigentlich gehen und später wiederkommen müsste?

Wollte sie die Betten neu beziehen, während der IWF-Chef noch seine Schlipse verpackt? Wollte sie ihm beim Anlegen des Reiseanzuges helfen? War nicht so. War irgendwie anders. Wie, weiß man nur nicht. Fakt ist, sie war im Zimmer, Fakt ist auch, dass Strauss-Kahn sich Zeit für sie nahm. Sechs Anklagepunkte vom "Strumpfhose herunterziehen versuchen" über "nach Brüsten greifen" bis "Penis zweimal gewaltsam an ihren Mund halten" listet der Staatsanwalt auf. Dauert keine Stunde, aber auch nicht nur zehn Sekunden.

Dann plötzlich aber hat es der IWF-Chef eilig. Er flieht aus der Suite, lässt sein Gepäck liegen, vergisst sogar, sein Handy mitzunehmen.

Was mag, was kann zwischen dem Vergewaltigungsversuch, von dem nicht berichtet wird, dass er von lautem Geschrei des Opfers begleitet wurde, und der überstürzten Flucht passiert sein? Aus irgendeinem Grund geriet Strauss-Kahn ja in Panik, Panik, die er offenbar während seines Versuch, sich die Servicekraft zu Willen zu machen, noch kein bisschen gespürt hatte.

Die Frau bestreitet seine derzeit noch gültige Version, es habe einvernehmlichen Sex gegeben. "Nichts war einvernehmlich bei dem, was in diesem Hotelzimmer passiert ist", habe der Anwalt der Einwanderin aus dem westafrikanischen Guinea erklärt, zitiert n-tv den TV-Sender NBC. Dabei wäre die Variante, dass Strauss-Kahn den Sex bis zu einem gewissen Punkt für einvernehmlich gehalten hat, dann aber plötzlich eines Besseren belehrt wurde, die perfekte Erklärung für seinen schlagartigen Wandel vom lässigen Lebemann auf Reisen, der vor dem Heimflug schnell noch einen Quicki mitnimmt, zum von Panik getriebenen Weltbanker auf der Flucht.

War nicht so. War anders. Wie, weiß man nur nicht. "Meine Schwester ist unfähig, sich eine solche Geschichte auszudenken. Sie ist praktizierende Muslimin und trägt Kopftuch", sagt ein Mann, den die SZ aus der französischen Tageszeitung Le Parisien zitiert und der sich "Bruder" des Opfers nennt. Sie habe nicht gewusst, wer Strauss-Kahn sei, erklärt auch ihr Anwalt Jeffrey Shapiro

Verschwörungstheoretiker, die meinen, Strauss-Kahn habe wegen seiner kapitalismuskritischen Haltung durch eine "gezielte Aktion" abgeschossen werden sollen, liegen sicher falsch. Spätestens an dem Punkt, an dem der Weltbanker sein Sperma auf eine ihm wegen seiner bekannten Vorlieben für flotten Sex zugeschobene Provokateurin abgeschossen hatte, wäre er für jede Interessengruppe, die ihn hätte weghaben wollen, als IWF-Chef nützlicher gewesen als als Angeklagter eines Kachelmann-Prozesses im Weltmaßstab.

Also die Franzosen. Sarkozy, der einen möglichen Konkurrenten aus dem Feld schlagen wollte? Das Zimmermädchen, immerhin aus der früheren französischen Kolonie Guinea stammend, eine schon vor Jahren gezielt platzierte Bei-Schläferin, die nun aktiviert wurde? Und kein besseres Drehbuch mitbekam als das eines Zimmermädchens, das gegen jede Hotelregel das Zimmer für den nächsten Gast vorbereitet, während der vorige noch packt? Ach nein. War nicht so. War anders. Nur wie wird man nie wissen.

Verschwörung? Nicht ohne meine Hitlerbilder!
Jetzt auch die Taz zu Könnte sein, das was war, könnte aber auch nicht

4 Kommentare:

derherold hat gesagt…

"...eine schon vor Jahren gezielt platzierte Bei-Schläferin..."

ppq hat gesagt…

genial. ändere ich

sowaskommtvonsowasher hat gesagt…

was mir zur Beurteilung des Sachverhalts fehlt sind Navy Seals, abstürzende Tarnkappenhelikopter und eine Pornosammlung

Anonym hat gesagt…

DSK ist erledigt , das zählt .

VRIL