Freitag, 29. März 2013

Endlich: EU garantiert Taschengeld

Nach nur zwei Wochen Bankpause, der Abwicklung zweier Großbanken, der Teil-Beschlagnahmung von Sparguthaben und Betriebsvermögen oberhalb von 100.000 Euro und dem Verkauf der Auslandsfilialen der zypriotischen Banken macht die Europäische Union ernst mit ihrem Versprechen, den Euro nicht nur zu retten, sondern auch verlorenes Vertrauen zurückzuerobern. Dazu greift die Gemeinschaft zu außergewöhnlichen Maßnahmen: Die Banken auf Zypern wurden wieder geöffnet, die EZB brachte fünf Milliarden Euro in bar auf die von rund einer Million Menschen bewohnte Insel. Und Wolfgang Schäuble persönlich garantiert nun jedem Zyprioten ein tägliches Taschengeld von bis zu 300 Euro, die direkt am Geldautomaten vom eigenen Konto abgehoben werden können (Deckung notwendig).

Eine mehr als großzügige Regelung, mit der die Euro-Finanzminister, der EZB und die Europa-Kommissare auf Herzen und Hirne der Europäer zielen. Seit gestern elf Uhr deutscher Zeit wird zurückgezahlt, haben die Banken wieder geöffnet, dürfen Inhaber von Guthaben wieder über einen angemessenen Teil ihres Eigentums verfügen. Europa zeigt sich über die Maßen großzügig, sogar die bislang verbotenen Daueraufträge für die Zahlung von Löhnen über das Onlinebanking-System sind wieder erlaubt. Zur Sicherheit patroulliert Polizei, begleitet von privaten Sicherheitsdiensten, vor den Filialen. In allen Radio- und Fernsehsendern reden Sprecher von Behörden und Institutionen den Menschen gut zu, auch in Deutschland rufen alle Sender zur Ruhe auf. Es gebe keinen Andrang, keinen Bankrun, kein Chaos, alles laufe exakt so, wie damals bei der Unterzeichnung des Maastricht-Vertrages vereinbart.

Nur zur Vermeidung "mangelnden Anscheins innerbetrieblicher Demokratie" (Volker Braun) werden alle Geschäfte mit einem Volumen von mehr als 5000 Euro überprüft. Hier bestehe der dringende Verdacht, russische Oligarchen könnten ihre Milliarden vor dem Zugriff der Retter retten wollen. Auch Zahlungen mit Kreditkarten im Ausland sind deshalb auf 5000 Euro im Monat beschränkt. Zyprer, die ins Ausland reisen, dürfen hingegen satte 1.000 Euro Bargeld mit sich führen. "Mehr braucht kein Mensch", hieß es in Brüssel, wo die neue Taschengeld-Garantie als weiteres "starkes Signal an die Finanzmärkte" gewertet wird. Jeder Spekulant wisse jetzt, dass Europa eher alle Taschengelder für alle Europäer direkt von den Konten der EZB auszahlen werde als vor der Macht der Hedge Funds, Ratingagenturen und Banker zu Kreuze zu kriechen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie hat uns alles gegeben.
Sonne und Wind und sie geizte nie.
Wo sie war, war das Leben.
Was wir sind, sind wir durch sie.
Sie hat uns niemals verlassen.
Fror auch die Welt, uns war warm.
Uns schützt die Mutter der Massen.
Uns trägt ihr mächtiger Arm.

Die EU, die EU, die hat immer Recht!
Und, Genossen, es bleibe dabei;
Denn wer kämpft für das Recht,
Der hat immer recht.

Volker hat gesagt…

"(Volker Braun)"

Hätte nicht gedacht, dass sich noch jemand erinnert. Damals (vor gefühlt vierhundert Jahren) hat mich "das ungezwungene Leben Kasts" echt beeindruckt. Irgendwie hat seine Sprache damals meinen Lebensrhythmus getroffen.
Hat nichts mit dem Thema zu tun, nur eine sentimentale Erinnerung an die ... ja was für eine? ... alte Zeit.

ppq hat gesagt…

wir entkommen doch unseren erinnerungen nur im krankheitsfall

Anonym hat gesagt…

Wie gütig von den Göttern der EU Bürokratten