Dienstag, 15. Oktober 2013

Gesänge fremder Völkerschaften: Der Klangschnupperer

Kleiner, einsamer Romantiker, verloren in einer Welt der Globalisierung, die Sängern mit Wanderklampfe, Gepäcksack und Schnabelschuh als Bühne Kneipen zuweist, in denen nicht einmal mehr geraucht werden darf. Thos Henley hat sich dennoch entschlossen, als fahrender Troubadour um die Welt zu ziehen, die Strinlocke verwegen im Gesicht, die Stimme irgendwo oberhalb von Klaus Nomi. Seit er England verlassen hat, tingelt er so rum, jeden Abend eine andere Stadt, jeden Abend ein Auftritt mit den Songs seines ersten Albums "In Hearing Taste".

"Aufgewachsen bin ich mit Genesis, David Bowie und Pink Floyd. Und dann hab ich irgendwann erkannt, dass die Beatles die einzige Band sind, die man wirklich hören muss, und ich bin der Popmusik verfallen. Ich wollte Paul McCartney sein. Paul ist mein Mann. Absolut", sagt er, der seine ersten Schritte als Solokünstler im kriselnden Griechenland ging und nun in Dresden lebt. Ein Mann, ein Bekenntnis zum ganzen Europa: "Ich liebe Europa. Ich finde so viel Romantik in Europas Geschichte, auch heute noch. Romantik bedeutet für mich, dass man ein Land durchquert, über eine Grenze geht, und plötzlich in einem anderen Land ist."

Widerstand gegen die Vereinheitlichungstsrategie der EU-Kommission, die den Romantik-Barden zu einem Fall für die ethnologische PPQ-Reihe Gesänge fremder Völkerschaften macht. Henley verkörpert den Gedanken der bleibenden Unterschiedlichkeit, die Idee von Liedern über das Alleinsein. Klein und dünn mit großen Augen ist der 25-Jährige der Gegenentwurf zum zwangsinternationalisierten Einkaufszentrum-Pop der Bruno Mars, David Guetta und Lady Gaga. Über die Maßen liebenswert, der Kerl.

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