Freitag, 24. November 2017

Anetta Kahane: Kartoffeln in Salzsäure

Als Chefin der Antonio-Amadeu-Stiftung war Anetta Kahane noch nie um drastische Forderungen und steile Thesen verlegen. Mal stand ihr der Sinn nach einem Meinungsäußerungsverbot für Nazis, die sie selbst zuvor zu selektieren anbot, mal verteidigte sie die bürgerschaftliche Gesellschaft, indem sie dem im Auftrag des Justizministeriums für Facebook Meinungsfreiheitsschutz betrieb.

Aktionen, die immer zielgerichtet waren, denn die frühere IM Victoria versteht ihr Handwerk darin, "aus Angst Geld zu machen", wie die Amadeu-Stiftung einst selbst beschrieb. das Geld fließt in ein weitverzweigtes "Spinnennetz" (EF-Magazin) und dient ausschließlich dem Wohlbefinden der Aktivisten, die als außerstaatliche Meinungsschutzbehörde dafür sorgen, dass das Spektrum zulässiger Äußerungen nicht verlassen wird.

Die Chefin selbst, von ihrem früheren Führungsoffizier als „ehrlich und zuverlässig“ beurteilt, kämpft in vorderster Front - unter anderem mit einer meinungsstarken Kolumne in der winzigen Frankfurter Rundschau, einem Ableger des erzkonservativen Blattes, der am linken Rand nach Lesern fischt. Kahane gebraucht in dieser Kolumne regelmäßig wie selbstverständlich Begriffe, die ganze Menschengruppen abwerten. Da ist dann die Rede von „braunem, glitschigen Unrat“, ein verschwörungstheoretisches "Kartell der Verharmloser" rechter Gewalt wird beschworen und die Schuld einer imaginären ""Querfront" am Terror im Namen des Islam. Nebenbei fantasiert Anetta Kahane auch gern über "russische Bots" und "Integration als Erfolgsgeschichte". Gemeinsames Merkmal all ihrer Kommentare ist dabei immer der völlig Verzicht auf Fakten, Belege oder Nachweise.

Eine Frau, die in einer eigenen, selbstgemachten Welt lebt und das offenbar schon viel länger als bisher angenommen. Denn in der neuen, aktuellen Folge von "Kahane kommentiert" zeigt sich die 63-Jährige nun auch historisch verwirrt und bereit, hanebüchenen Blödsinn undbelegt und  unangespitzt in die Köpfe ihrer arglosen Leser zu rammen.

"Rassismus ist ein Standortnachteil" heißt das neue Werk, das erstmal über "Nachrichten im Terrortakt" philosophiert, die "auf uns einprasseln", Kahane aber natürlich nicht davon abhalten, "noch viel wichtigere Dinge" zu sehen. Als da wären vor allem die Fragen: "Was wird nun?" Und: "Welches Bild gibt die Politik gerade ab?" Und: Feixen nach dem Ende von Jamaika nicht die Rechten? Wo doch die Welt hinüber ist? "Müll in den Flüssen und Klimawandel, Menschen ertrinken im Meer und verhungern im Jemen, Assad massakriert in Syrien ungehindert weiter. Menschen fliehen."

Anetta Kahane ist darob in großer Sorge. Und weil es die Parteien nicht tun, tritt sie an, "jetzt unbedingt die offene Gesellschaft zu verteidigen", indem sie aus ihrer ausgedachten Welt berichtet. "Früher" das sei gewesen, als Flüchtlinge "kaum fliehen" hätten können und man "nur im Fernsehen sah, wie die Kinder in Asien und Afrika starben". Früher seien auch Arbeitsmigranten nach Deutschland-Ost wie -West gekommen, was aus Kahanes Sicht heute nicht so ist. Und früher schließlich, schreibt sie wörtlich, "wurde auch die Kartoffelernte mit verdünnter Salzsäure beschleunigt. Aber das stand nicht in der Zeitung, denn es war normal im Sozialismus."

Ähm, nun mal langsam, denn der Vorwurf kommt etwas unerwartet. Die Kartoffelernte wurde früher mit Salzsäure beschleunigt? Das war "normal im Sozialismus"? Dort sind also die Bauern mit Tankwagen voller Säure über die Felder gefahren und haben die Kartoffeln reifgespritzt? Und es stand nicht in der Zeitung, weil die Oberen es vor den Untertanen verbargen? Lügenpresse? Systempresse?

Und anhaltend! Denn es steht über diese Granatenverschwörung auch bis heute nichts im Internet. Nirgendwo auch nur der kleinste Hinweis auf "verdünnte Salzsäure", mit der "die Kartoffelernte beschleunigt" wurde. Nicht einmal Experten ahnen auf Befragen, was gemeint sind könnte. "Kartoffeln mögen saure Böden", mutmaßt eine studierte Landwirtin, verdünnte Salzsäure sei so im 19. Jahrhundert zumindest in Experimenten als Dünger getestet worden. "Aber davon abgesehen ist mir das nicht bekannt." Auch ein weiterer Experte winkt ab. Nie gehört. Ein dritter sagt nur kurz: "Quatsch".

Anetta Kahane, studierte Lateinamerikawissenschaftlerin, deutet in ihrer aufrüttelnden Kolumne ein tieferes Wissen an als Fachleute haben, gleichzeitig jedoch weckt der von ihr gewählte Zusammenhang ernst Sorgen um ihren Geisteszustand. Der mutmaßliche Missbrauch von Kartoffeln und Salzsäure im Sozialismus, geheimgehalten selbst vor studierten Landwirten, als Beleg für
unzulässige Enzymreaktionen in der gescheiterten Jamaika-Republik? Oder ist der subtile, völlig zusammenhanglose Hinweis auf die Kartoffel ein Verweis auf Kahanes Trauma mit "deutschen Kartoffeln", also der schon länger hier lebenden privilegierten Altbevölkerung? Oder ein trauriger Fall von Fake News?

PPQ hat einen Fachmann gebeten, bei Frau Kahane und der FR-Redaktion nachzufragen. Die Redaktion plant, nach Offenbarung der genauen Umstände der Salzsäurereifung im Sozialismus alle Einzelheiten der bislang geheimgehaltenen Methode der beschleunigten Kartoffelernte mit verdünnter Salzsäure öffentlich zu machen, damit Bauern in aller Welt künftig noch entschiedener gegen den Hunger ansäen und schneller abernten können.

7 Kommentare:

Carl Gustaf hat gesagt…

In der Schulspeisung und auch in den sozialistischen Betriebskantinen gab es früher gefühlt jeden Tag Salzkartoffeln! Und irgendwo muss das Salz in den Salzkartoffeln ja hergekommen sein! Also irgendwas kann das Gerücht auch stimmer. Vielleicht hat Frau Kahane auch einfach nur den Topf mit dem Acker und das Salzwasser mit Salzsäure verwechselt!
Meine Vermutung: Frau Kahana hat durch die Salzkartoffeln in der Schulspeisung ein Trauma erlitten, das bis heute nicht sauber verarbeitet ist. Welch eine Freude für jeden Freudianer.

Anonym hat gesagt…

Vielleicht hat sie als Spitzel aus Leidenschaft Zugang zu Informationen über menschenverachtende Agrartechniken, von denen wir und normale Landwirte keine Vorstellung haben.

Vielleicht hat sie aber bloß, wie schon der Vorredner vermutet, etwas verwechselt.
Der Magen enthält verdünnte Salzsäure, und die hilft, die Verdauung der Kartoffeln zu beschleunigen. Vielleicht war's was in der Richtung.

Anonym hat gesagt…

Reifebeschleunigung gabs und gibts auch im Westen.google erklärts: krautabtötung bei kartoffeln. Salzsäure ist unüblich, aber sicher wirksam.

Anonym hat gesagt…

Interessant. Vielleicht wird Salzsäure bald die ökologische Alternative zum Supergift Glyphosat, das bald nur noch Assad zur Unkrautbekämpfung benutzt wird.

ppq hat gesagt…

wir haben selbstverständlich bei der redaktion der FR nachgefragt, schon vor tagen.

bisher konnte das rätsel dort offenbar noch nicht gelöst werden, denn trotz nachfragen gab es keine antwort

Volker hat gesagt…

Kahane ist auch die Entdeckerin der Bachnazis.

Carl Gustaf hat gesagt…

"Kahane ist auch die Entdeckerin der Bachnazis."

Zitat aus Interview: "Lieber würde ich in einem verdreckten Land wohnen, wo die Leute nett zueinander sind."

Wenn es noch eines weiteren Beweises bedurfte, dass die Frau geistig nach wie vor auf Höhe der DDR samt kommunistischer Ideologie stehengeblieben ist.