Dienstag, 7. August 2007

Bagdad in Burghausen

Als es spannend wurde im DFB-Pokalspiel Burghausen gegen Bayern München, schaltete die ARD kurzerhand nach Cordoba um. Millionen Fernsehzuschauer rieben sich staunend die Augen, weil der alte Hansi Krankl plötzlich ein Tor für den bayrischen Regionalligisten machte. Auch war es sichtlich hell geworden im Wacker-Stadion, das zuvor unter Flutlicht bespielt worden war. Reinhold Beckmann, oder war es doch Kerner, tauchte auf und sagte, er werde den Fans jetzt die 50 oder 500 schönsten Tore aller Zeiten zeigen. In Burghausen hatte die Verlängerung angefangen, oder auch nicht, denn die ARD Kameras schauten beharrlich nach Bern, Stockholm und Hamburg, zurück in die Zeiten, als Klinsmann noch knipste und Rahn schießen musste, schoss und Tor! Tor! Tor!!!

Stromausfall, sagte ein verunsichert wirkender Studiomoderator, Stromausfall in Burghausen. Oliver Kahn, der zu diesem Zeitpunkt schon seinen neuen Namen "Oliver Kahn-in-seiner-letzten-Saison" trug, der inzwischen etwa vierzigmal angesagt worden war, stand also im Dunkeln! Burghausen hatte noch eine Chance. Doch dann meldete sich der Kommentator mit einer Telefonstimme aus den tiefen siebziger Jahren, als Fußballansager alle wie Blech klangen, das aus weiter Ferne Spielernamen ansagte, und es war hell über dem Platz und nur der Übertragungswagen und alle Kameras waren ausgefallen, alls bis auf eine, die "unsere Techniker schnell wieder flott gemacht hatten", wie mitgeteilt wurde.

Glücklich ein zeitalter, dem so etwas noch wiederfährt: Ein wackerer Regionalligist fordert die kickenden Supermillionäre mit an die Grenze, und eine simple Sicherung, so teilte Waldemar Hartmann später unter Verbeugungen mit, bringt die Übertragung zum Erliegen. Weil die Gebührenfinanzierung nicht für Ersatzsicherungen reicht. Bagdad? Nein, Burghausen!

Es konnte erst weitergehen, als ein "Ersatz-Übertragungswagen" (Hartmann) herbeigeschafft war. Warum einfach, wenn es auch teuer geht? Manuel Riemann, der heldische Torwart der unglücklichen Burghausener, die vom Kommentator einer eventuell bayrischen sprachlichen Sonderregelng folgend stur "Burghauser" genannt wurden, bekam am Ende, nach dem knappen 6:7 oder 7:8 oder 11:12 verbale Blumen vom eigenen Trainer und den Gegenspielern.

Auch Oliver Kahn-in-seiner-letzten-Saison, der Titan, der es, Bayern-Fans wussten das längst, ganz zum Schluß wieder mal richten musste, knurrte seinem mutmaßlichen Nachfolger ein "er stand immer richtig" hinterher. Die Bilanz des Abends ist klar: ARD null, Riemann sieben, Bayern so lala. Uli Hoeneß wird jetzt vermutlich doch noch fünf, sechs, sieben, viele Spieler kaufen, einen teurer als der andere. "Wir haben ja gut gespielt", sagte der Mark van Bommel, "nur das Tor nicht getroffen." Elfmeterschießen sei dann immer eine "Lotterei". Bommel ist Holländer. Er weiß, dass man mit einem Lacher von der Bühne geht, auch wenn man mit einem Bein im Grabe steht.

2 Kommentare:

FABRICATED LUNACY hat gesagt…

tja. ich verfolgte es im ticker. nix mit sicherung durch. aber eben auch ein langweiliges bild.

Vox Diaboli hat gesagt…

super. ersatz-ü-wagen. macht locker 8000 euro für technik und 3-mann-besatzung. ach ja, kommt noch bereitschaftszuschlag dazu. eben "klotzen, nicht kleckern".