Dienstag, 13. Oktober 2009

Drehrumbum mit Damenbart

Zum ersten Mal ist der Nobelpreis für Wirtschaft an eine Frau gegangen. US-Wissenschaftlerin Elinor Ostrom hatte herausgefunden, dass viele Köche nicht immer den Brei verderben und kollektives Eigentum nicht immer zum Schaden aller ausgebeutet wird wie seinerzeit in der DDR. Mit dutzenden Feldanalysen und Experimenten wie die 76-Jährige nach, dass auch Gemeinschaftsgüter oft effizient bewirtschaftet werden - sie widerlegte damit eine gängige Überzeugung, nach der das Streben nach maximalem Eigennutz bei gemeinschaftlichem Besitz zwangsläufig zur Zerstörung des gemeinschaftlichen Eigentums durch Übernutzung führen muss.

Das ehemalige Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" freute sich allerdings weniger über die Nachricht, dass es selbst - obwohl mehrheitlich im Besitz seiner Mitarbeiter - eine große Zukunft hat, sondern mehr über die Mitteilung "ja, es ist ein Mädchen!"

Die nicht am Konzern beteiligten Praktikanten suchten gleich ein Bild einer Frau mit Damenbart heraus, die ein wenig an den jungen SPD-Arbeiterführer Erhard Eppler erinnert. Dessen Vorliebe für Gemeinschaftseigentum ist seit seiner Mitarbeit am SED/SPD-Papier "Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit" aktenkundig - und so schließt sich der Kreis formvollendet. Eine runde Sache, Spiegel!

10 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Jetzt mal Butter bei die Fischer: Warum hat das mit der Allmende-Verwaltung im Arbeiter-und Bauernstaat nicht geklappt ? Ihr Hattet doch auch dem Mehrwert ?

Im übrigen wußte ich nicht, daß Eppler Arbeiterführer war. Wohl wußte ich, daß er Mitglied in einer Partei war, in der u.a. auch die Buchstaben S, D und P vorkommen.

derherold hat gesagt…

Sch...

Immer, wenn es um Mehrwert geht, zittern mir die Hände:

Ihr hattet doch auch den Mehrwert !

ppq hat gesagt…

weil wir kein gemeineigentum, sondern staatseigentum hatten, das nur als "volkseigen" ausgeschildert war. in ganz kurz ist das, glaube ich, die erklärung

ppq hat gesagt…

in etwas länger: die entfremdung zwischen produktionsmitteln und bedienern ließ sich durch die sehr anonyme verwaltung der "fonds" (so hießen pm in ddr-sprech) als "staatseigentum" nicht überwinden, sie wurde vielmehr verstärkt. was allen gehört, gehört keinem, das war das ergebnis.

whin das führt ist heute an jedem kalten büffett quasi im zeitraffer zu besichtigen

Stuff hat gesagt…

Muss man immer alles mehrmals schreiben: Der Kasino-Kantinen-Kaffeesudleser-Preis ist kein Nobelpreis! Dieser Preis ist maximal der Preis der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel - dem wäre doch kein Preis für's Kristallkugelauslesen eingefallen!

ppq hat gesagt…

jawojl, das ist korrekt.

Anonym hat gesagt…

Der Wert, der bei der Errichtung des Arbeiter und Bauernstaates noch da war, wurde in den folgenden Jahren erfolgreich vermehrt.(vermehrt, hier umgangssprachlich insbesondere im Sächsischen, zu übersetzen mit vertrödelt, verbummelt, verschusselt oder verschlampert)

Der Mehrwert also.

Zitat: Der folgende hebt auf Ulbrichts sächsische Mundart ab, in der die Worte "vermehren" und "vermähren" gleich klingen: Meldet sich Ulbricht aus der Gruft: "Nu, Genossen, ich sehe, in kürzester Zeit hat es der Genosse Honecker geschafft, das von mir erwirtschaftete Nationaleinkommen systematisch zu vermähren."

Aus der BZ

VolkerStramm hat gesagt…

Einspruch, PPQ.
Es hatte nichts mit dem Staat zu tun. Gemeinschaftseigentum funktioniert einfach nicht.
Das ist ja der Grund, weshalb der Sozialismus zwangläufig in die Diktatur abgleitet.
.
Die Ausnahme von der Regel (die Kibuzzim in Israel) hat eine Weile funktioniert. Aber nun sterben die Idealisten - und mit ihnen die Kibuzzim.

ppq hat gesagt…

sischersischer. um dem mangel abzuhelfen, sollte ja der sogenannte "neue mensch" entwickelt werden, der alles, was allen gehört, für seins hält und auch so behandelt. dazu kam es aber dann nicht, weil die übergangsphase sich so lange hinzog und in dieser zeit - siehe oben - die entfremdung zwischen altem menschen und staatlichen fonds (nicht zu verwechseln mit den heutigen aktienfonds) zunahme.

was sich zwischen neuem menschen mit höherem bewusstsein und echtem gemeineigentum abgespielt hätte, können wir mangels praktischer durchführung des experiments doch alle nur ahnen, oder?

derherold hat gesagt…

"Gemeinschaftseigentum funktioniert einfach nicht."

Es funktioniert schon - lt. der jüngsten Trägerin des Nobelpreises für Agitation und Propaganda.

Man muß sich nur anschauen, *wer* so sorgfältig vorgeht: Freie Bürger in "festem" sozio-kulturellen Umfeld, für die Sozialstaat, Liberalität, Toleranz, Frauenrechte, Funktionärswesen, gay pride oder ausländische Mitbürger böhmische Dörfer sind.