Donnerstag, 6. Mai 2021

Ideologieinfusion: Lebensretter Staat

Der Mythos vom tollen DDR-Gesundheitssystem lebt in der Fantasie der ehemaligen SED fort.

Wer mit der Wahrheit lügen will, und welcher Ideologe würde das nicht wollen!, der hat einige grundsätzliche Regeln zu beachten, um nicht sofort aufzufliegen. Einerseits ist es möglich, Zahlen ohne jeden Bezug zu präsentieren. Statt Werte aufwendig in einen Kontext zu stellen und sie damit einzuordnen, bevorzugen es erfahrene Propagandisten, sie einfach mit dem Zusatz "weniger als" oder "mehr als" zu versehen. Dadurch gelingt es in der Regel, beim Rezipienten das gute Gefühl zu erzeugen, dass alles auf dem richtigen Weg sei oder auch nicht, je nachdem, was gerade gebraucht wird.  

Der Ideologe weiß zu ignorieren

Echte Meisterschaft aber zeigt sich, wo auf jeden Kontext verzichtet wird. Statt einer Argumentation setzt der Handelsreisende in Sachen Propaganda auf zugespitzte Formeln, deren innerer Gehalt sich in einer Forderung erschöpft, die nicht begründet werden muss. Wahlzeiten sind Hochzeiten für diese Mechanik, denn Aufrufe wie "Reichtum für alle", "Zeit für den grünen Wandel" oder "Europa Friedensmacht im deutschen Interesse" entziehen sich jeder rationalen Überprüfung. Sie klingen gut, sie klingen erfreulich, sie klingen wollbar, wie der zutrauliche Wähler*:_In am Rande von Berlin formulieren würde.

Mit "Gesundheit gehört in staatliche Hand" verhält es sich ebenso. Das Wahlplakat der Linken, die auf jahrzehntelange Erfahrungen mit einem staatlichen  Gesundheitsangebot für alle verweisen kann, verhält es sich ebenso. Nicht, dass das vielgelobte DDR-Gesundheitswesen mehr vermochte als eine Notversorgung für alle aufrechtzuerhalten, die gerechterweise für alle gleich durchschnittlich ausfiel, abgesehen von denen, die sich  Medikamente aus dem Westen schicken lassen oder einen privaten Zahnarzt bezahlen konnten. 

 

Störende Tatsachen am DDR-Gesundheitssystem

Dass das staatliche Gesundheitswesen der DDR den sozialistischen Menschen mit nur 540 Krankenhäuser mit etwa 165.000 Betten zu versorgen versuchte, also etwa ein Bett pro 100 Einwohner zur Verfügung stellte, während in der damaligen Bundesrepublik 3.071 Krankenhäuser mit 673.687 Betten ein Bett pro nur 90 Einwohner bereithielt, ist Tatsache. Aber eine störende.

Der Mythos der netten, modernen, allumsorgenden DDR-Medizin, den die Linke nährt, ist unsterblich, längst funktioniert er als Beschwörungsformel, die entsprechende Institutionen "in sicherheitsgefährdender Art und Weise delegitimiert und verächtlich" macht, aber geduldet wird. Dabei nutzt die Linke die fake news vom segensbringenden staatlichen Gesundheitssystem in Pandemiezeiten auf besonders perfide Weise: Hinter der Parole von der Gesundheit, die in "staatliche Hand" gehöre, steckt eine geradezu strategische Ignoranz gegenüber Tatsachen.

Strategische Ignoranz

So ist das britische Gesundheitssystem NHS, dessen Versagen in einer früheren Phase der Seuche gerade in Deutschland mit einem Gefühl nahe der sprichwörtlichen klammheimlichen Freude goutiert worden war, ein staatliches, genauso das in Italien, das zuallererst zusammenbrach. Ebenso setzt das Sauerstoffnotstandsgebiet Indien auf staatliche Gesundheitsfürsorge, nicht anders ist es in Brasilien.

Auch Mexiko, das Land mit der höchsten Sterbefallrate unter Covid-Erkrankten,  verfügt über ein staatliches Gesundheitssystem mit staatlichen Krankenhäusern. Doch ebenso wie die in der Rangfolge der schlimmsten Sterbeländer folgenden Staaten Italien, Brasilien und Vereinigtes Königreich hat der Staat seine Bürgerinnen und Bürger mit diesem System weniger gut schützen können als es das teils staatliche, teils private  System in Deutschland  oder das überwiegend private System in den USA vermochte.


15 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es geht erst vorwärts, wenn Leute aus den Parteien mit Sinn für komplexe Fragen, Blick für's Ganze und Denken vom Ende her die Sache steuern. In etlichen neuen Behörden und Gremien, versteht sich.

P.S. wer es noch nicht gesehen hat, Danisch hat im Moment Bärbock unter dem Mikroskop liegen (schon mehrere sehr interessante Artikel)

Gerry hat gesagt…

Ich möchte vorsichtig darauf hinweisen, dass der Dreisatz für die Bettenanzahl in der DDR nicht hinhaut.

ppq hat gesagt…

danke, da waren ein paar nullen zu viel

Anonym hat gesagt…

neues aus Bodoland

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1094165.erinnerung-an-naziterror-mahnmal-fuer-nsu-opfer-in-erfurt-geplant.html

Meines Wissens wurde kein Täter ermittelt, also müsste auf dem Mahnmal in jedem Satz mehrfach das Wort 'mutmaßlich' benutzt werden.

Beerdigungskomiker hat gesagt…

Nicht ärgern, nur wundern, denn Doitselan ist nicht nur das Land, in dem 30 Jahre nach dem Mauerfall über ideologische Pro-Einwohner-Bettenkapazitäten in Krankenhäusern debattiert wird, nein, Doitselan ist auch das Land, in dem Besitzer und Verbreiter von Kinderpornografie mit Bewährungsstrafen in die Freiheit entlassen werden, und auch jenes, in dem arme hungrige Omas für den Diebstahl eines Brötchen eingeknastet werden. Außerdem sitzt ein GEZ-Verweigerer, der weder TV noch Radio in Betrieb hat, nun in Erzwingungshaft, die er im Gegensatz zu "normalen" Kriminellen mit 130 Euro täglich auch noch selber bezahlen soll. So ist er, unser von sedierten Traumtänzern vielgerühmter Rechtsstaat! Aber die Nutzviehherde grunzt nur zustimmend nickend "Weiter so". Eine wahrhaft grenzenlose geistige Verwahrlosung liegt wie ein eisiges Leichentuch über unseren einst blühenden Landschaften.

Es bringt darum wenig, den Bildungsweg einer Koboldexpertin zu sezieren, wenn Millionen offenbar delirierende Schwachmaten wie von Sinnen Grün wählen wollen. Über die geplanten Verteuerungen und somit Folgekosten ihrer schönen neuen Ökodiktatur machen diese lebenden Trallalatoten sich doch keinen Kopf bzw. keinen Hohlschädel. Die marschieren im stolzen Bewusstsein ihres Gutmenschendünkels schon wieder los, um die ganze Welt an ihren eitlen missionarischen Besserwisserwesen genesen zu lassen.

Das erneute große Blitzkrieg-Dreckfressen werden auch die paar geschwurbelten ppq-Beiträge für eine kleine hiesige Feinkostgruppe garantiert nicht verhindern. Das dient also mehr der Beschäftigungstherapie für ambitionierte Literaturzwerge mit -falls die Sonne scheint- großem Schattenwurf morgens und abends.

Nullen kann man in einer intakten Demokratur übrigens nie genug haben. Besonders in Führungspositionen sind sie zuverlässige Garanten des Niedergangs einer Gesellschaft.

Niemand will eine Mauer bauen, aber bestell schon mal 10 Lkw Steine und Mörtel. Ach, pack noch eine Null dazu, also 100. Sicher ist sicher.

Anonym hat gesagt…

Könnten Sie bitte die Quellen für die Bettenzahlen liefern? Wobei ich 100 Pro Bett zu 90 Pro Bett jetzt nicht so arg schlimm finde. Wenn Sie heute in ein Krankenhaus kommen, finden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Bett. So jedenfalls meine Erfahrung mit Krankenhäusern in den letzten Jahren. Da nützt Ihnen nicht mal die private Krankenkasse mit Chefarztgedöns irgendwas. Abgesehen vom Drecksfrass, den sie einem da vorsetzen und der hohen Wahrscheinlichkeit über multiresistente Keime sich ne schicke Infektion zu holen, die Sie dann umgehend in die Pathologie bringt. Sie können sich die Lobhudeleien auf private Gesundheitsvorsorge sparen. Das ist schlichtweg Dreck für die Patienten.

ppq hat gesagt…

quelle ist jetzt verlinkt.

sicher sind die zahlen nicht grundsätzlich in größenordnungen unterschiedlich. aber wer jemals in einen ddr-krankenhaus gelegen hat, wird nicht behaupten, dass es dort anders war.

abgesehen davon, dass die ärzte in ihren zimmern geraucht haben

Anonym hat gesagt…

>Das erneute große Blitzkrieg-Dreckfressen werden auch die paar geschwurbelten ppq-Beiträge
>für eine kleine hiesige Feinkostgruppe garantiert nicht verhindern.

Niemand hat behauptet, es verhindern zu wollen. Wie kommen Sie auf sowas.

ppq hat gesagt…

nein, niemand, in der tat. wer sind wir denn! ich denke zum beispiel, dass ihre diesbezüglichen bemühungen das blatt ganz sicher wenden werden. nur fleißig weiter kommentieren, das kann das tröpfchen sein!

Beerdigungskomiker hat gesagt…

@ Anonym 4

und wieder darf man die verstreuten anonymen Anonymiker erstmal durchzählen, um den richtigen anzusprechen.

Zu blöd, sich selber chronologisch durchzunummerieren, aber erneut einen einzigen Satz aus einem langen Text heraus picken, den dann auch noch komplett miss zu verstehen und sich gegen meine nicht existierende Behauptung, ihr hättet was behauptet, zu ereifern. Dabei habe ich meine Erklärung im Satz danach doch gleich mitgeliefert. ADHS oder was? Gibt es eigentlich keine bunten Pillen gegen diesen dümmlich hektischen Realitätsverlust und triebhaften Anpissversuch blasenschwacher Blogwarttölen?

Kaum kratzt man hier an der Katzenklogoldpolitur, kommt ein namenloses Wachhündchen angetrippelt und kläfft hysterisch los. Vermutlich ist ihm seine Gassigehecke so heilig wie ppq sein klinisch rein zu haltender Esstisch. Alles muss maasregelkonform und mit Kahanekette geschrubbt blitzeblank sein, damit Mutti nichts zu beanstanden hat. Und unterschwellige Drohungen kann man nun auch schon deutlich heraushören.

Was tut man nicht alles, um mit seinem Geschwurbel unter dem Radar anderer Zensoren zu bleiben?

Wahrhaftig ein Blog, der mit Infernoverhütung nix am bzw. unterm Aluhut hat. Hier sonnt man sich lieber in aussageschwacher Eigentherapie für ansonsten nutzlose Schreibstifte.

Naja, wenigstens ist das mit der richtigen Anzahl von Dreisatznullen inzwischen politisch korrekt geklärt worden. Die Welt kann also aufatmen, denn der DDR-Durchblickerorden marschiert wacker voran.

Die Idiokratie in ihrem Lauf hält weder Ochs' noch Esel auf.

In diesem Sinne "Weiter so!"

ppq hat gesagt…

ich spreche das ungern aus, aber: finden sie nicht irgendeine andere ecke, an die sie ihre schwälle pissen können? das ist ein großes land, dieses internet. vielleicht können sie irgendwo eine bewegung gründen oder was ihr revolutionäre so macht, wenn ihr sorgen habt?

Beerdigungskomiker hat gesagt…

@ ppq

Sorry, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass hier nur einige Auserwählte mit passendem Ossistallgeruch ein sorgenfreies Schwallpissrecht haben.

Es macht nun mal gefühlsmäßig einen Unterschied, ob man andere wortreich kritisiert oder von anderen detailliert kritisiert wird. Kein Wunder also, wenn man den vermeintlichen Quell dieses Übels loswerden will wie die Grünalgenpest ihren unangepassten Palmer.

Wer mich anpisst, weil ihm dieser oder jene meiner Sätze, dieses oder jenes meiner Worte in Kommentaren nicht in seinen persönlichen Ideologiekram passt, dem zahle ich es anschließend selbstverständlich mit gleicher Münze heim, denn das scheint ja dessen Debattierniveau zu sein.

Dressiere also erstmal einige zu Kläffattacken sich berufen fühlende hiesige Blogpinscher zu stubenreinen Haustierchen, denn dann gibt es für mich auch keinen Grund, denen Nachhilfe im Knigge zu erteilen. Und wenn Satire hier so in Mode ist, wieso ereifert ihr euch dann so humorlos über mein Lächerlichmachen eurer mentalen Ergüsse? Aber wie Danisch es immer trefflich formuliert: "Es sind nicht die Maßstäbe, sondern ...".

Im Gegensatz zu mir, der ich mich wirklich um die deutsche Zukunft sorge, scheint ihr alles irgendwie weibisch mit verblümtem Trallala weg zu schnattern. Wenn "wir" Revolutionäre sein sollen, was seid ihr dann? Staatlich geprüfte Radfahrer? Nach oben buckeln, nach unten treten?

Wer so leidenschaftlich gerne austeilt wie ihr, der sollte auch einstecken können, denn "Freiheit muss wehtun. Wenn sie nicht weh tut, ist sie keine". Und dazu weiß auf schwarzem Grund: " Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann vor allem das Recht, anderen Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen. (George Orwell)" Ein Netzfund in eurem Thema Brutalo-Blogger am 20 Nov 2019.

Alles im täglich neuen Wortschwall schon wieder vergessen? Oder gilt das hier nur einseitig? Teilung in korrekte und unkorrekte Meinung nach Gutsherrenart? Doch doppelte Maßstäbe?

Wer begeistert rumballert, sollte immer damit rechnen, dass zurück gefeuert wird, was dem besonders Sensiblen auch mal Seelenschmerz bereitet. Also nicht nur beim Pedeleccruisen zur Vorsicht besser immer Helmchen tragen.

ppq hat gesagt…

offen gestanden, ist es mir vollkommen brummig, wie wir ostdeutschen idioten sagen, was du wo schreibst und welchen kampf du meinst austragen zu müssen. das tut nicht weh, wirklich nicht, es interessiert mich einfach nicht.

aber "kläffattacken", "blogpinscher" und dann du als nachhilfelehrer in knigge? um gottes willen. das wird hier sicherlich niemand so richtig gern annehmen, zumal der sinn deiner worte meist dunkel bleibt.

ich lösche also, sobald ich meine, den geschmack von düstrem geschimpfe und dümmlicher beleidigung im mund zu haben.

Die Anmerkung hat gesagt…

@ppq

Bravo, Hochrufe, die Blogleser erheben sich von ihren billigen Plätzen an den Flachbildschirmen und spenden minutenlangen tosenden Applaus.

ppq hat gesagt…

@anmerkung: ich bin so allergisch gegen klassenkämpfer. und wenn sie dann noch als nachhilfelehrer:_Innnen auftreten... und wutbürgerlich gossensprechen