Mittwoch, 6. Oktober 2021

Klimapreise: Mit Vollgas zum Weltumbau

Kommende Zustände: Klima oder Komfort, die Frage ist entschieden.

Wie schnell müssen die Preise steigen, um den Deutschen zu erlauben, das Weltklima zu retten? Im Wahlkampf tobten harten Kämpfe um diese Frage, eine Seite forderte eine schnelle Erhöhung der CO2-Steuer auf 60 Euro, um den Bürgerinnen und Bürgern klimaschädliches Heizen, Fahren und Duschen schnellstmöglich auszutreiben. Andere sprachen von einer Benzinpreisbremse, die gezogen werden würde, stiegen die Preise zu schnell und zu hoch. Umweltfeinde bestrafen wolle man schon, aber den einfachen WählerIn schonen: Niemand werde auf Reisen, auf ein behagliches Wohnzimmer oder auf regelmäßige Körperpflege verzichten müssen, denn alles werde anders, nichts aber werde zum Luxus für einige wenige obszön Reiche.

Anstieg als Einstieg

Die Realität aber überholte selbst die als "zügig" angekündigten Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen. Sank der Gaspreis im Pandemiejahr 2020 wegen des Lockdowns und der mangelnden Nachfrage von Verbrauchern und der Industrie noch um klimaschädliche acht Prozent, obwohl der Winter in der Nordhalbkugel klimauntypisch bitterkalt ausfiel, ist er seitdem um das Vierfache gestiegen. Eine Mischung aus anziehender Wirtschaftstätigkeit, schwächelnden Lieferungen durch Solar- und Windkraftanlagen, einer Entspannung der Pandemiesituation und durchweg kühlerem Wetter hat die Nachfrage steigen lassen, während das Angebot auf niedrigem Niveau verharrte.

Aus dem Versprechen, die Preise zu erhöhen, ohne dass jemand mehr bezahlen müsse, ist in den Reihen aller Wahlgewinner die Angst geworden, dass alles schon zu teuer sein könnte, wenn man selbst mit mit seinen Steuererhöhungen um die Ecke kommt. Der Ölpreis hat das Hoch von 2018 erreicht, der  Gaspreis steht auf einem Sieben-Jahres-Hoch, zudem sind Rohstoffe und Computerchips, Papier und Transportleistungen aller Art so teuer wie schon lange nicht. Wo soll da für eine neue Regierung noch Platz bleiben, sich die Träume von einer klimagerechten Volkserziehung über höhere Erziehungsabgaben zu erfüllen, ohne dass Pendler und Bahnfahrer, kälteempfingliche Mieter und verzweifelte Firmenchefs von der Fahne gehen?

Die Quadratur der Klimakrise

Das Rezept zur Quadratur der Klimakrise soll Europa liefern, seit Jahren eine verlässliche Adresse für  gemeinsame Lösungen, die niemals kommen. Während Spanien die Umsatzsteuern auf Energie halbiert hat, um für Ruhe im Land zu sorgen, und Frankreich eine Energiepreisbremse verspricht, schauen deutsche Medien auf der Suche nach Schuldigen wie immer nach Russland. Zwar hat Gazprom-Chef Alexej Miller für das kommende Jahr eine Fördermenge von 510 Milliarden Kubikmeter Erdgas genannt, ein Höchstwert seit 2011. Doch derzeit, wo den Menschen im Lande auffällt, über was alles im Wahlkampf nicht gesprochen wurde, hilft es nicht, dass "Russland sein Angebot zumindest nicht ausweitet", wie die staatliche Nachrichtenagentur DPA gewunden formuliert.

Eben noch stand der Gasanstieg als nächstes an, gleich nach Atom und Braunkohle. Nun soll Gas möglichst billig sein, um die Weltrettung durch den seit einem knappen Jahrzehnt vorangetriebenen Energieausstieg ®©  möglich und erfolgreich zu machen. Aus denselben Kanälen, die den Bau der  Erdgas-Pipeline "Nord Stream 2" als russische Unterwanderaktion missbilligten, die Deutschland in eine verhängnisvolle Abhängigkeit von Putin und seinen Schergen treibe, kommt nun der Vorwurf, Nord Stream 2 sei noch immer nicht in Betrieb und darin liege eine Ursache für die so stark steigenden Gaspreise.

Vorfristig am Preisziel

Aus 15 Euro je Megawattstunde Gas wurden bis heute 60 Euro. Noch bemerken die Verbraucher das nicht, weil ihre Verträge langfristiger sind, doch spätestens über die nächste Lieferperiode wird sich niemand mehr mit einem Anbieterwechsel vor empfindlichen Preiserhöhungen retten können. 

Deutschlands weltweit einmalige Klimaschutzpolitik ist damit vorfristig am Ziel. Nach der von allen künftigen Regierungsparteien geteilten Logik sorgen höhere Preise nicht für höhere Belastungen, sondern für ein Umdenken, das am Ende jedem Verbraucher bares Geld spart. Wer nicht mehr fährt und weniger heizt, einen Pullover anzieht, statt das Thermostat aufzudrehen, und nur noch einmal in der Woche flüchtig duscht, spart sogar umso mehr Geld, je höher die Preis liegen. Dazu kommen die üppigen Zahlungen aus dem Energiegeld, das irgendwann irgendwer irgendwie sicher bekommen sollen wird, wenn sich die künftigen Koalitionäre darauf einigen können. Mit dem Beginn der nächsten Heizsaison steht das Erreichen der Klimaziele unmittelbar bevor: Die bisher erreichten Preissteigerungen übertreffen sogar den Aufschlag von 60 Euro CO2-Steuer, den Bündnis 90/Die Grünen für übernächstes Jahr versprochen hatte. 

Die kommenden Monate werden nun zeigen dürfen, wie schnell die Preissignale bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommen und wie bereitwillig die Menschen im Lande, denen der Klimaschutz das wichtigste Anliegen überhaupt ist, bereit sind, persönliche Konsequenzen aus dem Umstand zu ziehen, dass die Energiepreise heute schon das Niveau übersteigen, das sie nach den Plänen der großen demokratischen Parteien frühestens in zwei Jahren hätten erreichen sollen. Zugleich wird in den kommenden Wintermonaten auch deutlich werden, je kälter es wird, umso sicherer, wie groß die Bereitschaft der "letzten Generation" wirklich ist, vom gewohnten Wohlstand Abschied zu nehmen und die kostspielige Konsequenz dafür zu tragen, dass wenigstens Deutschland die Pariser Klimaziele erreicht. Scheitert Deutschland, dann scheitert die Welt, und scheitert der Versuch des Umsteuerns über Erziehungspreise, dann bleibt nur noch der Weg in die Klimadiktatur.


11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenn es wirklich Probleme geben sollte, bewilligen wir einige Milliarden für Projekstudien und Studienprojekte, natürlich zentral aus Brüssel gelenkt, und die finden eine Lösung. Ihr habt ja echt null Ahnung von Energiepolitik.

Team Annalena

Jodel hat gesagt…

Ich habe gerade kurz nachgedacht, was ich tun würde, wenn ich der neue Ampel-Kanzler von Deutschland wäre. Da eine Senkung der Steuern und Abgaben auf Energie absolut undenkbar sind und nur von klimahassenden Revisionisten überhaupt angedacht werden könnten, muss eine neue unkonventionelle Lösung her.
Mein Vorschlag daher: Es wird einfach eine funkelnigelnagelneues "Sehr-Gutes-Energie-Lohn-Kupplungsgesetz" eingeführt. Die Löhne werden ab sofort einfach zeitgleich genauso erhöht wie die Energiepreise. Voila, Fall gelöst.
Da kann die Energie noch so teuer werden, wie sie will. Wir in Deutschland halten einfach solidarisch dagegen und die Steuern sprudeln noch und nöcher. Als Zusatznutzen erhalten die kapitalistischen Ausbeuter auch noch einen vor den Latz und die Sozialversicherungen werden quasi im Vorbeigehen gerettet. Eine klassische Win-win-win-win-Situation.

P.S. Für alle Arbeitnehmer, die jetzt befürchten, dass bei irgendwann vielleicht einmal sinkenden Energiepreisen, die Sonne schickt ja bekanntlich keine Rechnung, die Löhne sinken werden: Das passiert natürlich nicht. Die Anpassung der Löhne erfolgt nur bei steigenden
Energiekosten. Es kann ja nicht sein, dass hier der Raubtierkapitalismus Einzug hält.

ppq hat gesagt…

das ist geradezu genial! erinnert mich an die systematik, mit der die parlamentarierdiäten an die richtergehälter gekoppelt wurden die ihrerseits an die nominallöhne angebunden sind. seitdem ist die leidige diskussion über erhöhungen endlich weg.

https://www.politplatschquatsch.com/2017/03/nominallohnreichtum-schulz-geht-dem.html

wir werden uns den vorschlag zueigen machen, das ist ja unbezwinglich einleuchtend, dass die kommende koalition das umgehend (gleich nach dem gespräch mit der letzten generation) umsetzen muss

Thomas Leske hat gesagt…

Die Zahlungsbereitschaft der Bürger sieht in einer wissenschaftlichen Umfrage von 2020 (sowie in den Erhebungen davor) ganz anders aus, als Politik- und Medienbetrieb es darstellen:

Frondel et. al., „Wahrnehmung des Klimawandels in Deutschland: Eine Längsschnittbefragung privater Haushalte“, Zeitschrift für Energiewirtschaft Vol. 45, S. 119–131 (2021):


Es zeigten sich einige überraschende Ergebnisse, etwa dass der Bekämpfung des Klimawandels in allen fünf Erhebungen mit die geringste Bedeutung unter den zur Auswahl stehenden globalen Herausforderungen wie der Bekämpfung des Terrorismus oder von Hunger und Armut beigemessen wird.

[…]

[Es] überrascht […], dass der Median der Zahlungsbereitschaft für zusätzliche Steuern zu Klimaschutzzwecken bei 5 € pro Monat liegt und damit in etwa den Ausgaben für eine Kugel Eis in der Woche entspricht.

[…]

Es bleibt unklar, ob den Bekundungen tatsächlich auch Taten folgen und die genannten Beträge auch wirklich gezahlt würden. Auch vor dem Hintergrund, dass Verbraucher in Deutschland im internationalen Vergleich mit die höchsten Strompreise zu zahlen haben, unter anderem wegen der EEG-Umlage, erscheint dies fraglich. Darüber hinaus wird insbesondere durch die 2021 neu eingeführte CO2-Bepreisung, die Verbraucher in ähnlicher Weise wie eine Steuer belastet und in den kommenden Jahren jährlich steigt, die Frage aufgeworfen, inwieweit die hypothetische absolute Mehrheit von 58 % der Befragten, die zusätzliche Steuern für den Klimaschutz befürworten würde, in der Praxis tatsächlich bestehen bliebe.

[…]

Allein auf Basis solcher unabhängiger Panelerhebungen, die unter der Maßgabe von Wissenschaftlern durchgeführt werden, sollten sich politische Entscheidungsträger ein Bild von der in der Bevölkerung vorherrschenden Meinung machen. Meinungsumfragen, die von interessierter Seite in Auftrag gegeben werden und meist nur Querschnitte, keine Zeitreihen, widerspiegeln, sind dazu aus vielerlei Gründen nicht geeignet.

Anonym hat gesagt…

Die Zahlungsbereitschaft der Bürger ...

Es ist recht zwecklos. Es gibt (oder gab) Bematschte, die ernstgemeinte Briefe - Fanpost oder Bitten um Rat - an Sherlock Holmes schicken, wie kleine Kinder an den Weihnachtsmann nach Himmelpfort (finde ich ab > 7 Jahre auch leicht bedenklich), die sich in der Schwarzwaldklinik von Prof.Brinkmann behandeln lassen wollen, oder an ihren Lieblings-Nachrichtenspecher schreiben: Sie werden sich bestimmt wundern, aber wir haben unser Wohnzimmer neu tapeziert. Mario Adorf wurde Ender der 60er ernshaft bedroht, weil er Winnetous liebliche Schwester Nscho-Tschi erschossen hatte.
Oder die Unterschriftensammlung eines Witzboldes in den 90ern - gegen das saugefährliche Dihydrogenmonoxid, u.v.m.
Vox populi - vox Rindvieh, wußte schon Bismarck.

Anonym hat gesagt…

>Allein auf Basis solcher unabhängiger Panelerhebungen, die unter der Maßgabe von
>Wissenschaftlern durchgeführt werden, sollten sich politische Entscheidungsträger ein Bild
>von der in der Bevölkerung vorherrschenden Meinung machen.

Es wäre doch mal eine wissenschaftliche Untersuchung wert, warum sie genau das niemals tun und niemals tun werden.

Anonym hat gesagt…

politische Entscheidungsträger ...

Nur noch albern! Politiker sind zweitens Schadschmarotzer und Schwerverbrecher, und erstens drittklassige Schmierenkomödianten.
Löbliche Ausnahmen davon, aber auch Deppen, die wähnen, sie hätten etwas zu melden (Fips Mistfelder zum Beispiel, oder Klaus Ceaucescu) bekommen recht schnell das Syndrom des kalten Arsches. Rasch tritt der Tod den Menschen an (Schiller).
Auf geringerer Ebene werden manchmal auf ihren Rechnern eben zarte nackte Knäblein gefunden.

ppq hat gesagt…

das wiederum ist mir zu pauschal. und die formulierung bleibt nur ausnahmsweise stehen

Thomas Leske hat gesagt…

Hallo Mr. Anonym,

die Bürger in Deutschland sind sich wohl selber nicht darüber im Klaren, dass es genügend Unzufriedenheit für eine Gelbwesten-Bewegung gibt. Dann wären auch die Politiker im Zugzwang, egal ob man die ansonsten für fremdgesteuert hält oder nicht.

Anonym hat gesagt…

Bernd hat sich heute einen 67er Mustang Trancontinäntell Europaexpress GTI ( oder so ähnlich ) beim Schulgumbl von früher ausgeliehen . in echt jetzt . eiegntlich wollte ich Beweisfotos machen - aber die Umstände waren herausfordernd .

Bernd fährt erstmal um den Block . 4 x . oder öfter .

"Herr Dr. Zipp . sind sie es seiend ? "

"pscht- Überraschung"

aufs Parkdeck -maximale Brummzahl .

Sekretärin guckt . war klar - die Gaby .

Alice Weidel Verschnitt guckt auch .

Bernd gibt Gas und fährt wieder weg - kommt zurück und brummt .

und ja : jemand hat die Cops angerufen .

"unnötiges Herumgefahre-ist strafbar"

"ich hab nur einen Parkplatz gesucht - wo ich das Audo vom Gumpl im Blick habe .

"gehört ihnen der Wagen nicht ?

nee.

hmm . also Parkplatzsuche ist jetzt auch kein Völkermord ( sagt der Cop ).

Anonym hat gesagt…

@ Blogwart: Tausend Dank.
@ Thomas Leske: Ich "halte" die nicht eigentlich für fremdgesteuert, sondern bin überzeugt davon, daß sie es eben sind. Wer in den letzten Jahrzehnten ernshaft gemuckt hatte, reitet jetzt mit Wodan. Und die "Bürger" - Nun ja, nun Gott, nun ja (Die Kuh im Propeller) - nehmen wir die "Basis" zum Beispiel: Coronaterror nein - "Klimaschutz" selbstverständlich ja ... Oder Hadmut der Weise: Zur Klimafrage wähnt er sich nicht kompetent genug ...