Montag, 8. August 2022

Gemeinsinnsender: Die Schamlosen im Selbstbedienungsladen


Das Vorbild war Angela Merkel, die damals, auf der Zielgerade ihrer Laufbahn, ihren Parteivorsitz niederlegte, um ihre Kanzlerschaft über die Zeit zur retten. Nichts ist schwerer als solch ein Rückzug aus einer unhaltbar gewordenen Position. Aber nichts geht auch häufiger schief: bei Patricia Schlesinger, bis eben noch ARD-Vorsitzende und bis vor ein paar Stunden auch Chefin des RBB, versuchte die Merkelung, indem sie ihren- automatisch zugewiesenen - Posten an der Spitze des ehemaligen "Ersten" (ARD-Werbung) räumte, um ihre Kritiker zu besänftigen.  

In goldenen Palästen

Die aber, alte, böse Männer, zornige Gebührenzahler und von Pandemie, Krieg und Erdgaskrise gelangweilte Skandalisierer und Neider, legten nach: Schlesinger habe nicht nur VetternNichtenwirtschaft betrieben, gemeinsam mit anderen ihren Mann mit Aufträgen versorgt und sich private Abendessen vom Sender bezahlen lassen. Sondern die Chef-Etage im RBB-Hochhaus mit Öko-Parkett für etwa 17.000 Euro, einem Massagesessel für fast 1.300 Euro, einer bepflanzte n Wand mit Auto-Bewässerung für  7.700 Euro und Designer-Möbeln für 60.000 Euro ausstatten lassen. Insgesamt sollen 660.000 Euro fällig geworden sein - die Jahres-Demokratieabgabe von etwa 35.000 Gebührenzahlern. 

Beinahe 15.000 GEZ-Verpflichtete werden zudem gebraucht, Schlesingers Gehalt zu zahlen, auch wenn das verglichen mit dem des WDR-Chefs Tom Buhrow bescheiden ausfällt. Um Buhrows Anstrengungen abzugelten, müssen 20.000 Rundfunkgebührenzahler ran. Danach erst kann der größte aller ARD_Sender noch mal "Kochen mit Martina und Moritz" und noch mal "Mord mit Aussicht" zeigen.

Der Griff in die Kasse hat Tradition

Obwohl der Griff in die Kasse im Gemeinsinnfunk Tradition hat, war die Frau aus Niedersachsen, im Zuge der Besetzung aller ostdeutschen Posten mit erfahrenen und verlässlichen Demokraten aus den alten Ländern an die Spitze des Ostsenders aus Berlin-Brandenburg gerutscht, nicht mehr halten. Dass der RBB für sie seit 2017 Autos im Wert von etwa 150.000 Euro nebst Chauffeur mietete, damit die Chefin sich zur Physiotherapie und zum Einkauf gefahren werden kann, erinnert an die Zustände spätrömischer Dekadenz, die in den 90er Jahren beim Mitteldeutschen Rundfunk zur Hauskultur gehören. Weinkeller, pompöse Partys, Börsenspekulation mit Gebührenmillionen - was damals bei gutgläubigen Zuschauern für Entsetzen sorgte, wird heute mit einem Achselzucken hingenommen. 

Wer hätte denn etwas anderes erwartet? Sender, die nach dem Prinzip finanziert werden, das bauarbeitende Laien vom Gipsmischen kennen - erst zu wenig Wasser, dann zu wenig Gips, dann wieder zu wenig Wasser und immer so weiter - haben die Angewohnheit, für ihre speziellen Wünsche immer mehr Geld zu benötigen, um immer mehr Programmauftrag ausführen zu können, den sie sich mit immer mehr Geld ausdenken. Selbst mehr als acht Milliarden Euro im Jahren längst nicht mehr, denn es gilt nebenher ständig neue Prunkpaläste und Zwingburgen aus Glas und edlem Eisen zu bauen, privaten Zeitungen mit eigenen Internet-Newsportalen das Wasser abzugraben und der privaten TV-Konkurrenz die begehrten Sportrechte wegzuschnappen, in dem man einfach mehr bietet.

Die Rettung der Demokratie

Wenn das Geld nicht reicht, ist das nie ein Problem gewesen. Dann kommt die mit alten Wegbegleitern besetzte Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs und die Kumpels, allesamt ehemalige GEZ-Mitarbeiter, Politiker und Funktionäre obskurer Verbände, kommen nicht umhin, zur Rettung der Demokratie mehr Gips ins Wasser zu kippen. Das ist so normal wie die staatliche Finanzierung bürgerschaftlichen Engagement in hauptberuflich ausgeübten Vereinsvorsitzen und die Spendierhosen der Gesellschaft für die Parteistiftungen. Niemand kann daran noch etwas Verwerfliches finden. "Mir doch egal, mir doch egal, wenn's schmeckt, schlagen wir zu", sang Reinhard Lakomy MItte der 70er Jahre.

Nehmen, was geht, greifen, was man halten kann und das, obwohl es bei der letzten Erhöhung denkbar knapp war mit der gesamtgesellschaftlichen Zustimmung.  Gemeinsinnwirtschaftler wie Patricia Schlesinger, Tom Buhrow oder der als Spiegel-Chef im Kampf gegen Donald Trump gescheiterte Klaus Brinkbäumer, der dann einfach beim MDR unterschlüpfte, sind von ihrer eigenen Außenwirkung nicht zu irritieren. Dass die Sender mehr Geld umsetzen als der größte private Medienkonzern im Land und mehr Geld einnehmen als alle privaten Verlagshäuser zusammen, führt in den Chefetagen nicht zu Demut, sondern zur Überzeugung, dass eine andere Welt überhaupt nicht vorstellbar ist. 

Ohne Scham

Die dicken Dienstwagen, die Schlösser, das Bioparkett, die handgenähten Gerechtigkeitsschuhe, all das steht einem zu als Soldaten in der vordersten Front des Kampfes gegen "Hetze, Hass und Zweifel" (Claus Kleber), es ist Schmerzensgeld und Entschädigung dafür, dass man sich Tag und Nacht im Dienst der Gesellschaft aufreibt, die Demokratur verteidigt und den Falschen keine Plattform gibt.

Patricia Schlesinger sendet diese Botschaft noch als ihre letzte aus, vertrieben von üblen Nachstellungen und persönlichen Gegner, die auch Gegner unserer Ordnung sind. Die RBB-Chefin geht ungebeugt, ohne jedes Schuldeingeständnis und sie zeigt nicht einmal symbolisch den Hauch einer Einsicht, dass die großfürstliche Amtführung beim Mini-Sender RBB Teile der Bevölkerung beunruhigen könnten. Im Gegenteil. 

Ein finanzieller Abschiedsgruß

In ihrer Rücktrittserklärung lehnt sie ein sofortiges Verlassen ihres Postens ab. Gemäß der "vertraglichen Regelung" erfolge ihre Kündigung vielmehr "unter Beachtung einer Ankündigungsfrist von sechs Monaten zum Monatsschluss mit Wirkung zum 28. Februar 2023". Bis dahin wird der RBB die Vorsitzende des Aufsichtsrates der ARD-Produktionsfirma Degeto Film weiterhin bezahlen müssen, wenn man sich nicht anderweitig handelseinig wird. Schlesinger hat die Hand ausgestreckt, um um noch einen finanziellen Abschiedsgruß mitzunehmen: Sie sei bereit, "diese Frist zu verkürzen, wenn es sich um einen vertragsmäßigen Verzicht handle", hat ihr Anwalt ein Angebot formuliert, sich sofort auszahlen zu lassen.


13 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

>> um immer Programmauftrag ausführen

um immer weniger Programmauftrag ausführen

Anonym hat gesagt…

Ein paar Besserungsgelöbnisse später werden sich die GEZ-Zombies wieder unbeirrt vom Tatort belehren lassen, dass sie auf der falschen Seite der Geschichte stehen.

Volker hat gesagt…

Eigentlich ist das ja nicht neu, die Öffis sind ein Versorgungswerk mit angeschlossener Propagandaabteilung.
Trotzdem Dank an Schlesinger, dass sie uns wieder mal daran erinnert hat.

Die Anmerkung hat gesagt…

OT

Gemeinsinnpapierwerk hat bei PPQ recherchiert, wie sie das Sommerloch befüllen sollten.

Es ist fündig geworden.

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article240357145/Ramsan-Kadyrow-Macho-der-sich-in-Prada-Kampfstiefeln-laecherlich-macht.html
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Das Original

https://www.politplatschquatsch.com/2022/04/ramsan-kadyrow-der-teufel-tragt-prada.html

Anonym hat gesagt…

Bei welt.de haben sie keinen, der einen Zeitstempel in eine Meldung programmieren kann, aber die Kommentare sind neu.

Rebecca Schönenbach ist Volkswirtin, Spezialistin für Islamismus und Vorstand von Frauen für Freiheit.
Da fügt sich alles: Frau, Schuhe, Ökonomie und Islamisten, und man kann für die Urlaubsaison auch mal was aus dem Frühjahr recyceln.

Wenn man wirklich in den Krieg zieht, ist gut geplant schon halb gesiegt:
Soldaten warten auf neue Stiefel
Stand: 28.08.2019 10:33 Uhr
Seit 2016 ist bei der Bundeswehr die Umstellung auf das neue "Kampfschuhsystem Streitkräfte" geplant, doch offenbar müssen Soldaten nun deutlich länger ohne neue Stiefel ausharren

https://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr-stiefel-101.html

Neue Kampfschuhe der Bundeswehr sind erst 2022 komplett
Die Industrie kommt mit der Lieferung neuer Bundeswehrstiefel nicht hinterher.
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/lieferschwierigkeiten-neue-kampfschuhe-der-bundeswehr-sind-erst-2022-komplett/24955832.html

Vermutlich mussten sie Loriots Kampfpanzerfabrik erst von Marzipankartoffeln auf Schuhe umstellen.
https://www.facebook.com/Random-564878310550693/videos/loriot-panorama-marzipankartoffeln-statt-panzer-menschen-verkleinern-bundestagsr/792046164573650/

ppq hat gesagt…

das nenne ich mal eine ausgrabung. zur bewaffnungskrise, dem gasmangel, dem keinstromproblem nun auch noch eine offene schuhfrage. und das, obwohl die sachlage nahezulegen scheint, dass in der EU wie in der NATO schuhmäßig auf nationalen sonderwegen gewandelt wird. was ansich schon eine sehr traurige sache ist

Anonym hat gesagt…

diese gez Person ist dann doch ziemlich vulgär

Jodel hat gesagt…

Dem Rücktritt muss man hinzufügen, dass dieser ja nur erfolgte, da beinahe täglich neue kleine Sauereien auf den schon bestehenden Hügel draufgepackt werden konnten und dieser enorme Ausmaße angenommen hatte. Wäre es nur eine Handvoll Bereicherungen im üblichen Rahmen gewesen, hätte das ewig so weitergehen können.

Zum anderen hätte Frau Schlesinger dem ganzen Spektakel den Wind aus den Segeln nehmen können, wenn sie gleich nach den ersten Anschuldigungen sofort als ARD-Vorsitzende zurückgetreten wäre und sich ein wenig Asche auf das weibliche Haupt gestreut hätte. Dass da noch viel mehr kommen könnte, hätte der guten Frau doch klar gewesen sein müssen. Der RBB als Versorgungsposten und Erbhof wäre ihr dann evtl. weiter erhalten geblieben. Die Restmedien hätten diesen Schritt als wahre Größe und absolut angemessen verkaufen können. Das komplett fehlende Unrechtsbewusstsein macht solchen Leuten aber eine solche Selbsterkenntnis völlig unmöglich. Frau Spiegel war der exakt gleiche Fall. Was erlaube Strunz.

Unsere Nomenklatura hat bereits vollständig die Attitüde einer feudalen Adelsschicht angenommen. Leider sind die Rechte dieser Klasse mit ihrem Anspruchsverhalten noch nicht ganz deckungsgleich. Noch kann es einen den Posten kosten, wenn man es zu sehr übertreibt. Hier sind für die Zukunft noch einige Anpassungen nötig. Das wird sich aber sicherlich zeitnah geben, wenn man sieht, was heute schon alles an Fehlverhalten tolleriert wird.
Es kann ja nicht sein, dass es dem Pöbel zusteht, dem Fürsten vorzuschreiben, was diesem zusteht und was nicht.

Volker hat gesagt…

Das ist immer eine gute Idee, sich die Polizei zum Freund zu machen.

Anonym hat gesagt…

"in Spanien werden die Eiswürfel knapp - aber (hihi) unsere wdr Mitarbeiterin Franka hat (hihi) genug Eiswürfel haha .

"

vielleicht müssen wir mal mit dem wdr über die Energiekrise sprechen , die Berndwärmebildanlage sagt : ca. 18°C im wdr Gebäude .

Anonym hat gesagt…

Wobei den blaublütigen Degeneraten von und zu Rotz an der Backe, so wenig ich sie sonst abkann, noch zugute zu halten wäre, dass sie wenigstens noch ihre eigene Haut zu Markte getragen haben. Der Neger Nobi im spanischen Bürgerkrieg, oder der im pfoinen Rittergut verehrte Stauffenberg.

Anonym hat gesagt…

Zwar ist nicht jeder Fisch ein Karpfen, aber jeder Karpfen ist ein Fisch.
Zwar ist nicht jeder, der Schlesinger heisst, (((ein))) - aber es kam auf Pipi, der namensspendende Opa war dann eben doch (((einer))). Da darf man natürlich nicht verallgemeinern.

Anonym hat gesagt…

Meine Rente beträgt 640 €. Ich hatte dann Befreiung von den Rundfunkgebühren beantragt. Das wurde abgelehnt. Da war ich sauer. Jetzt sehe ich aber, wofür sie das Geld so dringend brauchen.
Wenn es also für den guten Zweck ist.