Donnerstag, 13. Oktober 2022

Todesfalle Teelichtofen: Volksfeind Paraffin

Bis vor wenigen Wochen galten Kerzen noch als Quelle folgenloser Gemütlichkeit. Seit der Entwicklung des Teelichtofens durch deutschen Erfindergeist wird vor Brandgefahr und Schadstoffen gewarnt.

Er ist eine typische Frucht alter deutscher Tugenden. Einfach und doch innovativ, nachhaltig und billig, dank deutscher Ingenieurskunst von jedermann und jeder Frau schnell zusammengeschraubt aus Produkten alter deutscher Handwerkmeister. Er arbeitet durchweg mit natürlichen Zutaten, die meisten Bauteile stammen aus regionalem Anbau und er erfüllt seinen Zweck gerade dort, wo keine andere Methode zur Verfügung steht, Frau und Kinder, aber auch den Mann in kalter Winterzeit  mit Stromblackout und Gasmangellage Stufe 3 warmzuhalten.

Smarte deutsche Erfindung

Teelichtöfen sind eine echte deutsche Erfindung, smart in der Verwendung vorhandener Materialien und mit entsprechender Vorbereitung* nahezu kostenlos zu betreiben. Einige Kerzen sorgen für wohlige Wärme, ein oder zwei Blumentöpfe verhindern, dass sie den physikalischen Gesetzen folgend an die Zimmerdecke steigt und dort den Fußboden des Nachbarn wärmt. Vergleichen mit dem menschlichen Körper, der bei nur leichter Anstrengung 100 Watt Wärme zu produzieren in der Lage ist, liefert ein Teelichtofen nur überschaubare Heizwerte. Doch die je nach Anzahl 42, 84 oder 168 Watt in der Teelichtofenschale vermitteln Blackout-Betroffenen ohne Kamin, Kachelofen oder Ölheizung zumindest den Eindruck, es ein wenig wärmer zu haben.

Heizlichtöfen können ganze Landstriche verbrennen.
Eine große Leistung in einen Land, dessen Fähigkeiten, gerade in angespannten Situationen stets konstruktiv kreative  Auswege aus Mangellagen zu finden, seit dem Holzgasgenerator, der Karbidchemie und dem Nachtspeicherofen recht eingeschlafen schienen. Zur Neuzeit der Technologieentwicklung steuert Europas verlässlichste Demokratie seit Airbag und MP3-Player kaum noch Nennenswertes bei. Und doch trifft der Teelichtofen, Deutschlands womöglich wichtigster Beitrag zur Moderne seit der Erfindung der Chipkarte durch Jürgen Dethloff und Helmut Gröttrup im Jahr 1988, keineswegs auf Applaus. Sondern medial auf massiven Widerstand.  

Von der Rügener Feuerwehr bis zur Allgäuer Zeitung, von Radio Gong bis RTL hagelt es Warnungen vor den kleinen Notheizungen. Die seien "brandgefährlich" (Nordwest-Zeitung), wenn nicht sogar "lebensgefährlich", wie das zum Teil SPD-eigene Redaktionsnetzwerk Deutschland beherzt anprangert. Auf "keinen Fall" dürfe so geheizt werden. Zum einen, weil die Brandgefahr wie bei Kerzen hoch sei, zum anderen, weil man gerade bei sehr vielen Teelichtern "auf Dauer ein Schadstoffproblem kriege".

Neu im Angstregal

Das ist neu im Angstregal auch bei der WAZ, die im Teelichtofen eine  "Todesfalle" sieht. Galten blakende und gemütlich vor sich hinrußende Kerzen, gern auch dick angereichert mit künstlichen Duftstoffen aus chinesischen Kerzenzieherkinderlagern, bis vor wenigen Wochen noch als Teil bionadenahen Lebensstils mit grünem Tee, Wollsocken, Echtholzmöbeln und abgeschliffenem Parkett,  Rotwein, grünen Grundüberzeugungen, Bahncard 100 und einem Volvo in der Garage, in der auch ein Lastenrad steht, hat die Entwicklung des Teelichtofens und seine Entdeckung durch die verängstigte Unterschicht Paraffin in einem Peststoff aus der Höllenküche der "Fossilen" (Ricarda Lang) verwandelt.

In Kirchen oder daheim auf dem Ikea-Beistelltisch in Ordnung, unter einem Blumentopf-Deckel aber  rußend und räuchern und zweifelsfrei in Bälde Auslöser lodernder Hochhausbrände, so das allgemeine Urteil. Zudem werde der "Sauerstoff knapp" (Mimikama) - ebenfalls ein Phänomen, das erst im Zuge des Teelichttrends entdeckt wurde. Penibel rechnen die Expertenrunden vor, wie teuer das Heizen mit Paraffin kommt. An Spartipps wie dem, Kerzen einfach kostensparend im Bündel aus Kirchen mitzunehmen*, gegen eine kleine Spende natürlich, weil Gott die seinen kennt und sowohl Evangelen als auch Katholiken das Mantelteilen als Basis ihrer Identität verstehen, mangelt es hingegen. 

Volksfeind Paraffin

Was eben noch der überbesorgte Heizlüfterkäufer war, ein bedrohlicher Feind der Solidargemeinschaft nämlich, ist nun der Teelichtkaminbesitzer. Er verseucht die Luft, vergiftet die Seinen, überfordert die Feuerwehr und glaubt eher an die Wärmeversprechen aus dem Alu-Töpfchen als an das You'll never walk alone des Kanzlers. Heizlichtofenbetreiber sind Egoisten, Klimaschädlinge, die Fünfte Kolonne des Kreml und unverantwortliche Leugner von Pullover, Strickjacke und Wärmflasche.



5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

https://de.wikipedia.org/wiki/Teelicht
Handelsübliche Teelichter aus Paraffin haben – je nach Beschaffenheit des Dochtes oder der Flamme – eine Heizleistung von etwa 30 bis 40 Watt.

Zum Heizen eines Zimmers (1000 bis 1500 Watt Minimum) braucht man demnach 40 bis 50 Teelichte, die gleichzeitig brennen. Ist es einmal auf Temperatur, auch weniger. Auf die Schnapsidee, dafür Teelichte in geschlossenen Räumen zu verheizen, kommen nur Minderbemittelte. Vielleicht erschließt sich mir auch der Lifestylefaktor nicht.

Die Anmerkung hat gesagt…

>> Was eben noch der überbesorgte Heizlüfterkäufer war, ein bedrohlicher Feind der Solidargemeinschaft nämlich

Wieso war? Die Giffey hat alle ihr angeschlossenen Berliner vor dem massenhaften Gebrauch von Heizlüftern gewarnt, weil das nicht sinnvoll sei. Ich hingegen hatte meinen Heizlüfter angeschlossen, da der Vermieter nicht heizte, erst eine Woche später.

https://www.n-tv.de/regionales/berlin-und-brandenburg/Senat-Massenhafte-Heizluefter-Nutzung-nicht-sinnvoll-article23642906.html

"muss es gelingen, die Berliner davon zu überzeugen, dass die uneingeschränkte Nutzung von Heizlüftern nicht sinnvoll ist"

Doch ist es, habe ich schon ausprobiert, Meiner hat 1.800 Watt und macht genau das, was er machen soll, heizen. Dann ist es schön warm, ergo ist heizen mit einem Heizlüfter sinnvoll.

Das mit den Teelichtern sehe ich in einem weiteren Punkt sehr kritisch. Jedes in einer Behausung verbrennende Teelicht fehlt letztlich auf den Friedhöfen des Landes für das Gedenken an all die Kältetoten, die sich eine warme Bude nicht mehr leisten konnten. So werden sie im Grunde ein zweites Mal kaltblütig ermordet und ihrer Seele beraubt.

ppq hat gesagt…

@anonym: wohl eher nicht minderbemittelte, sondern mietende ohne ofen und kamin, die delegitimierend daran zu zweifeln scheinen, dass die ampel im winter noch strom haben wird.

vom heizwert her ist paraffin angesichts des bescheidenen angebots an alternativen für diese leute die beste wahl, besser jedenfalls als eine ghettotonne im wohnzimmer

gegen die schadstoffe kann man ja FFP-2-maske tragen, sind genug im umlauf. und was die kosten betrifft, die bei minus zehn grad gar keine rolle mehr spielen werden: der text weist ja den ausweg. in den kirchen liegen tonnen an altarkerzen, die bedürftigen nach gottes willen und mit unterstützung der großen kirchen nahezu kostenlos zur verfügung gestellt werden.

die lassen sich auch von ungeübten unkompliziert auf die kleinen alubecher umziehen

Anonym hat gesagt…

Die allgemeine Unkenntnis betr. Sauers-stoff und Zee-oh-zwei sind auch betrüblich.
Ebenso betrüblich: Ein Juhser uli12us auf PIPI um 21.17 gestern im Strang "Ex-SPD-Wählerin ..." (wer's glaubt ...) teilt seine Erkenntnis mit: Bis vor einer Weile glaubte er an die offizielle Version von Pearl Habour. Inzwischen weiß er, dass es die perfiden Amis selber waren - sie haben sich kreirunde rote Flatschen an ihre Kampfflugzeuge gemalt und aufi. Konnte keiner mitkriegen, weil sich beim Bombanangriff sowieso jeder verkriecht(!) ---
Oh Herr, lass Hirn herabfallen! --- Platsch!

Die Anmerkung hat gesagt…

Au weia
-----
https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/glosse/imagevideo-robert-habeck-entdeckt-die-vorteile-des-vaterlands/

Robert Habeck findet "Vaterlandsliebe zum Kotzen". Eigentlich. Doch weil unter ihm als Wirtschaftsminister Energie "knapp und teuer" geworden ist, appelliert der Vorzeigegrüne jetzt an die Volkssolidarität.
-----
Es lebe die Volksgemeinschaft?

Kein Soli mit den Habecks. Niemals.