Montag, 12. Dezember 2022

Anpassung ist Verrat: Die neue Strategie der Klimaleugner

Der Gott des Klimagemetzels ist eine unumstößliche Tatsache, kein Boxer, dessen Schlägen man durch Mitnehmen die Wirkung nehmen kann.

Sie haben über Jahrzehnte abgestritten, dass es überhaupt ein Problem gibt. sie haben auf Hannibal und die Römer verwiesen, auf Ötzi und den Gletscher über ihm, auf Wein in Großbritannien und darauf, dass Europa einst bis hinunter nach Tschechien von Eis bedeckt gewesen sei. Die Menschheit habe das überlebt und danach die Zeit, als die Griechen in luftigen Gewändern herumliefen, weil es so warm war. Wieso also sollte etwas mehr Wärme, die der Mensch ja doch zumeist als wohltuend empfindet, problematisch sein? Schließlich stürben weltweit durch niedrige Temperaturen zehnmal mehr Menschen vorzeitig als durch höhere.  

Raumgreifende Leugnung

So hartnäckig Klimaleugner diese kruden Thesen vertreten haben, so rabiat steuern sie nun aber um. Seit die "New York Times" als eine der fortschrittlichsten und progressivsten Tageszeitungen in den USA, in einem großen Beitrag dem bekennenden Wandelverharmloser Bret Stephens Raum gab, stehen alle Zeichen auf Appeasement. Rechte, Konservative und Wirtschaftslobbyisten, die bisher versucht hatten, nachzuweisen, dass der Klimawandel nicht stattfindet oder aber stattfindet, aber nicht vom Menschen verursacht wird, wittern Morgenluft für neue Geschäfte. Denn, so behaupten sie nun, der Klimawandel finde schon statt. Er sei aber leider einfach nicht mehr abzuwenden. Und deshalb müsse die Menschheit halt neue Technologien entwickeln, um sich dem wärmeren Klimachaos der Zukunft anpassen zu können. 

Die schnelle Energiewende, der Grundpfeiler der deutschen Energieausstiegsstrategie, er wird als "magisches Denken" abgetan. Statt über steigende Meeresspiegel zu jammern, über Städte, die sich erhitzen, und am Bodensee Klimanotstandsgebiete auszurufen, solle der Mensch lernen, mit den sich langsam verändernden Bedingungen zu leben. Lange schon sei es doch beispielsweise in Marrakesch und Madrid viel wärmer als in München und Mecklenburg, ohne dass dort ein großes Aussterben begonnen habe. Passe man sich an, sei das auch hier möglich, im zweifellos am schlimmsten vom Klimawandel betroffenen Gebiet. 

Druck vom Klimakessel

Perfide, wie so versucht wird, den Druck vom Klimakessel zu lassen. Während Aktivisti wie Fridays-for-Future-Chefin Luisa Neubauer, Carla Hinrichs von der Letzten Generation oder die Taz- Journalistin Ulrike Hermann darum kämpfen, mit möglichst rabiaten Maßnahmen ein möglichst schnelles Ende des klimavernichtenden kapitalistischen Systems herbeizuführen, predigen die Anpasser ein Weiterso, nur anders. Es gehe auch ohne einen Verzicht auf Wohlstand, ohne staatliche Klimaplanwirtschaft und Freiheitseinschränkungen. Wenn nur die Einsicht sich einstelle, dass es besser sei, den Klimawandel zu managen als an unrealistischen Klimazielen festzuhalten, selbst wenn man selbst schon sicher wisse, dass sie erst viel zu spät erreicht werden, als dass sie das, was sie aufhalten sollen, noch merklich zu beeinflussen in der Lage wären.

In der Klimabewegung wird diese Argumentation als hinterlistiger Angriff begriffen. Nur weil ein unaufhaltsam Schiff sinke, dürfe niemand den Bau von Rettungsbooten fordern oder auch die Durchführung vom Schwimmlehrgängen. Richtig sei vielmehr,  am Glauben festzuhalten, dass der sinkende Kahn sich reparieren lasse und sei es dann später am Meeresgrund. Alles andere lasse den Willen erlahmen, die Wandelbekämpfung als erste Bürger*innenpflicht zu begreifen und die Regierenden zu verpflichten, immer neue Versprechen zum Wandelstopp abzugeben.

Verrat am Lastenrad

Der Glaube an die Möglichkeit der Anpassung ist kein kleinerer Verrat als es zuvor der Leugnung einer Veränderung war. Für die Klimakinder, in ihren formativen Jahren durch ein Stahlbad aus überfluteten "Spiegel"-Titelbildern und dramatischen "Maus"-Berichten über Schicksalsstunden auf endlosen Klimakonferenzen gegangen, führt kein anderer Weg aus der Erwartung einer neuen Endzeit als der des Verzichts, der engeren Gürtel und Lastenradstraßen. Die Behauptung der neuen Klimaleugner, dass die die meisten Menschen in der Lage sein werden, sich an die Klimakatastrophe anzupassen, wenn man sie nur lässt, legt die Axt an den Grundkonsens, dass das Unheil unabwendbar ist, wenn nicht Tempolimit, Neun-Euro-Ticket und noch strengere internationale Vereinbarungen dem Einhalt gebieten. Ein Schönheitsfehler nur, dass diese Strategie in den zurückliegenden 30 Jahren keinen Erfolg gehabt hat.

Wer es ernst meint mit der Bekämpfung des Klimawandels, der muss festhalten am 1,5-Grad-Ziel, selbst wenn es nicht mehr erreicht werden kann, wie die Vereinten Nationen zuletzt einräumen mussten. Werden es dann zwei Grad oder drei bis zum Ende des Jahrhunderts, dann gehen Milliarden von Menschen wenigstens sehenden Auges in den Untergang, dankbar dafür, dass es dank "Klima vor Acht" in der ARD und der "Frankfurter Rundschau" genug Warnungen gab.


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Für Leute, die den Klimawandel anerkennen, aber auf Anpassung daran setzen statt auf die gesetzliche Begrenzung auf 1,5 Grad, gibt es noch nicht mal ein Wort. Die Telepolis-Autorin Olivia Riggio nennt sie 'neue Klimaleugner', obwohl sie kein Klima leugnen. Da hat sie ihr Summa-Cum-Laude-Abschluss from Ithaca College’s Park School of Communications (im Nebenfach Genderstudies) wohl im Stich gelassen.

Unknown hat gesagt…

Es muss ohne einen Verzicht auf Wohlstand, ohne staatliche Klimaplanwirtschaft und Freiheitseinschränkungen gehen, alles andere wäre Klimadiktatur in der einen oder anderen Form.
Wobei umgekehrt diejenigen, die sich so sicher auf das anthropogene CO2 als einzige Ursache für den aktuellen Klimawandel, welcher seit Millionen von Jahren auf natürliche Weise stattfand, zu gelten habe wohl umgekehrt "Leugner des natürlichen Klimawandels" genannt werden können, wenn man sich zu solchen Leugnungsbegriffen versteigen möchte.
Tatsächlich sind es nämlich unterschiedliche Meinungen darüber, wie ein Klimawandel stattfindet. Leider wird in ganz undemokratischer Weise behauptet, nur die CO2-Adepten hätten Recht!

Diese demokratiefeindliche Klimadogmatik halte ich für eine weitaus größere Bedrohung für unsere Gesellschaft als Schwankungen im Erdklima, an die sich anzupassen seit Millionen von Jahren eine natürliche Reaktion ist. Die Klimadogmatik ist ein Verrat an der freiheitlichen Demokratie!

Anonym hat gesagt…

das anthropogene CO2 als einzige Ursache für den aktuellen Klimawandel, welcher seit Millionen von Jahren auf natürliche Weise stattfand ...

Das finde ich recht bedenklich - also jetzt fände er auch auf unnatürliche Weise statt, und das anthropogene CO2 würde auch eine, wenn auch nur Nebenrolle spielen? (Klimaschutz ja, aber sooo doch nicht?)
Nichts da. Mit Gerhard Polt: Dös is oa Riesnbeschiss is dös!

Anonym hat gesagt…

dieser Bernd war heute in der Kaufhalle . Sitzen da zwei schlaffe Negerburschen auf der Bank . Der eine macht "Muhuu muh " und wippt dazu , der andere schläft und guckt ab und zu aufs Händy wo wohl ein wakanda Film läuft .

Nach diesem Erlebnis habe ich Rilke gelesen und die telefonische Notfallseelsorge der Piusbruderschaft in Braunau angerufen