Dienstag, 27. Dezember 2022

In aller Stille: Tag der Befreiung

Sie hätte die schärfte Waffe im Kampf gegen die Pandemie sein sollen, ein letztes, hartes Mittel, um die Gesellschaft in die zu teilen, die mitmachen, verantwortlich und vertrauensvoll. Und die, die widerstreben, Querdenker, Quertreiber, Querulanten, Menschen ohne soziales Gewissen und solidarische Gefühle für ihren Nebenmenschen. heute noch bedauert Grünen-Co-Chef Omid Nouripour, dass die gesetzliche Impfpflicht für alle nicht eingeführt werden konnte, so dass es bei einer Impfpflicht für einige blieben musste, die dann nicht durchgesetzt wurde. Wie viele Pflegerinnen und Pfleger, Krankenschwestern, Ärzte und Krankenhausangestellten hätte man doch bei der Gelegenheit für immer loswerden können. Auch um dauerhaft etwas für die Patienten Bilanzen zu tun.

Politik aber ist das Management des gerade Machbaren und die Fortschreibung des Angefangenen, bis es einfach nicht mehr geht. Ein einmal eingeschlagener Kurs bleibt schon allein deshalb so lange richtig, bis er so falsch ist, dass nicht einmal mehr das Gegenteil stimmt. Aber vorher kann niemand bereit sein, am großen Steuer des Staatsschiffes zu drehen. Und er muss auch nicht, so lange die Mehrheit der Medien und damit auch der Menschen, wenn auch murrend, in dieselbe Richtung mitzieht. 

So lange die Mehrheit steht

Auf Corona war Deutschland deshalb sehr sehr lange sehr gut vorbereitet. Als es nicht mehr vorbereitet war, war es bereit, sich nun sehr, sehr gut vorzubereiten. Anschließend sprachen alle Zahlen dagegen, aber es gab keinen Zweifel: Das Land kam gut durch die Krise, besser als alle anderen, mochten die auch weniger  Ansteckungen, Todesopfer, Long-Covid-Fälle und niedrigere Impfzahlen haben. Schweden konnte kein Vorbild sein, auch nicht die USA, nicht einmal unter Joe Biden, der in allem ein Vorbild ist. Der langerwartete Tag der Befreiung von allen sogenannten Corona-Maßnahmen kam denn auch erst nicht und dann als föderales Befreiungstheater. Hier galt die Maske noch als lebensrettend. Dort war ihr Nutzen obsolet geworden wie in einem Regierungsflugzeug.

Es gab einen noch der zeterte, warnte und barmte, Wellen heraufbeschwor, die unbeobachtet vorüberzogen, und den Teufel an die Wand malte, wie nur er es kann. Wer sich nicht impfen ging, zum dritten, vierten oder fünften Mal, der würde es bereuen. Krankenbett oder Jobverlust, schwerer Verlauf und dauerhafter Schaden, drückte Gesundheitsminister Karl Lauterbach in seinen rarer und rarer werdenden Talkshow-Auftritten auf die ausgelutschte Pandemietube, die ihn ins Amt befördert hatte. Die Bevölkerung aber war ihm abhanden gekommen, irgendwo zwischen zweitem und dritten Piks, Wumms, Doppel-Wumms, Schütz-Dich-Impfkampagne und dem Ende der Verkündigung der Inzidenzzahlen in der "Tagesschau".

Vom Durchimpfen zur Deutschland-Turbine

Dort ging es nun um Schwerewaffen, nicht mehr darum, alle Ungeimpften aus der Gesellschaft  auszuschließen. Sorgen bereitete die Lieferung der Deutschland-Turbine, nicht mehr das Versagen der EU beim Versuch, der Welt allen verfügbaren Impfstoff wegzukaufen und dabei ausreichend große Vorräte anzuhäufen, um den Rest der Welt in einem Zug mit durchimpfen zu können. Die Pandemie war vorbei, vermutlich genau an dem Tag im Februar, als die Tagesschau-Redaktion den Ausbruch des Krieges im Osten nutzte, um ein für allemal aus der Corona-Berichterstattung auszusteigen.

Die "regelbasierte Ordnung" (Olaf Scholz) der Seuchenzeit, heute hier, morgen dort, dieses Mal so jenes Mal fort, sie löste sich danach nicht mit einem Jubelschrei auf, sondern durch Erosion. Die Verteidiger von Null-Covid, wiederholtem einmaligem Lockdown, Schließungen, Verboten und radikalen Vorgehen gegen jede abweichende Ansicht, sie ritten nicht im Triumph und nicht gramgebeugt aus der Stadt. Sie wurden medial weggedimmt, ihr Zetern und ihr Zorn, sie rutschten unter die Hörschwelle, statt Applaus gab es nur noch Abwinken. Es war vorbei, nur nicht in allen Köpfen. Aus Rücksicht auf die Gefühle führendster Pandemiepolitiker verzichteten die Medien solidarisch auf jede Nachfrage zum Erfolg der letzten großen Impfkampagne, der es mit einem Kostenaufwand von 33 Millionen Euro und dem egoistischen Motto "Ich schütze mich" gelang, immerhin zwölf Millionen Menschen auch noch von der Notwendigkeit einer vierten Impfung zu überzeugen.

Versteckt zwischen Frühstück und Gänsebraten

Die Nachricht vom Ende aller Maßnahmen, sie versteckt sich nun zwischen  Frühstück und Gänsebraten, in einem Interview der Hauptstadtpostille "Tagesspiegel", in dem der Bundespandemieprofessor Christian Drosten seinen Beschluss verkündet, die Seuche als beendet zu betrachten. Kein Scholz auf dem Balkon, der die gute Nachricht einer jubelnden Menge zuruft. Keine Entschuldigung für fake news, taktische Lügen und strategische Irrtümer. Keine Erklärung, warum es zum Handwerkszeug der Krisenbewältigung gehören musste, ganze Gruppen von Menschen abzuwerten, abzuurteilen und als Schuldige an den Pranger zu stellen. 

Die eifrigsten Propagandisten der einfachsten Wahrheiten machen es sich einmal mehr ganz einfach: Es ist wieder so, wie gesagt wird, wer nun fordert, es solle alles werden wie früher, ist kein Hetzer, Hasser und Staatsfeind mehr sondern vernünftig und klug. Nicht einmal mehr einen Ethikrat braucht es, um die Folgen einer Aufhebung der letzten symbolischen Beschränkungen zu erörtern und Empfehlungen zu geben, die es der Politik ermöglichen, bei allem, was sie tut, darauf zu verweisen, dass sie nur dem folge, was "die Wissenschaft" (FfF) geraten habe. Auch die berühmten "mathematischen Modelle der Humboldt-Universität" (Spiegel) müssen "angesichts der Äußerungen des Virologen Christian Drosten" (Tagesschau) nicht mehr bemüht werden: So war das jetzt und so war es gut und es wird nun für immer gut gewesen, richtig und so, wie es nicht anders hätte sein können.


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenn es von der Tagesschau verkündigt wurde, sollten es nun auch die letzten Hampelmänner in den Parlamenten und Redaktionen mitbekommen.

Arminius hat gesagt…

Den Menschen, die die oktroyierte Hysterie in die Klapsmühle geführt hat, ist das Ende diese Experimentes nur ein geringer Trost.
Alle können sich ebenfalls nicht in Sicherheit wiegen. Nach diesem Präludium steht das große Klimafinale an. Unsere Herrscher*:Innen wissen nun, wie man die Population eines Landes dazu bringt, jede Repression nahezu klaglos hinzunehmen.

Carl Gustaf hat gesagt…

Ich erlebe zum ersten Mal seit drei Jahren, dass ein Großteil der guten Politiker einer Aussage Drostens offen und öffentlich widerspricht.

Anonym hat gesagt…

Dass die Mehrheit der schon länger hier Lebenden für Fortsetzung der Corinna-Massnahmen wäre, dürfte erstunken und erlogen sein. Aber mein linkes Ei würde ich nicht darauf verwetten.