Donnerstag, 9. März 2023

Zeitgeist: Allmachtsfantasien vom Amt

Eine Ansage, die 1984 noch für Verwunderung und Empörung gesorgt hätte.

Zum Mond fliegen, dynamisch sein, Europa wiederaufbauen, nachhaltig werden, ein Volk von Suppenessern und Lastenradfahrern, in der Tasche das Ticket für den Neun-Euro-Bus und im Kopf die letzte Staustatistik: 70 Stunden irgendwo auf der Straße gesessen. Beinahe mehr als Nutzer der Deutschen Bahn auf zugigen Bahnsteigen gewartet haben. Es sind zwei Staaten, in denen die Regierenden und die Regierten leben, zwei Staaten, wie sie nicht unterschiedlicher sein könnten.  

Aus dem Traumpalast

Hier der, der real existiert, bröcklig, bemoost und beinahe bewegungslos. Dort ein Gemeinwesen wie ein Traumpalast, vibrierend vor Zukunftserwartung und froher Hoffnung darauf, dass alles bald noch besser, noch gerechter, moderner und gleicher werden wird. Freilich: Selbst Politikernde höchsten Ranges stehen bisweilen vor Fragen, die niemand wird beantworten können. Wieso ist eine öffentliche Verwaltung, die noch nie so viele Mitarbeiter mit so viel moderner Technik hatte wie heute, immerzu überfordert? Wieso hat eine Regierung, die niemals zuvor so viel Steuern einnahm wie derzeit, permanent kein Geld, also kein wirkliches, heutiges, abgesehen von dem, was sie jetzt schon auf Rechnung kommender Generationen verfrühstückt? Wieso geht alles so langsam, obwohl es niemals in der Geschichte so zahlreiche Beschleunigungsgesetze gab? Und weswegen muss immer auf die EU gewartet werden, wenn Deutschland doch die EU bezahlt?

Je weniger tief noch die Ruderblätter der Regierenden ins Wasser tauchen, desto größer scheint ihre  Hybris zu werden, nicht mehr nur den eigenen Regierungskarren zu lenken, sondern gleich die ganze Welt. Aus der Erkenntnis, dass überall dort, wo ein Mensch ist, genauso wie dort, wo ein Tier ist, eine Pflanze oder ein Fluss Folgen für die Natur nicht ausbleiben, wuchs der Wunsch, Schluss zu machen mit der Zerstörung dessen, was nun als "Lebensgrundlagen" bezeichnet wurde. Flacher atmen, weniger verbrauchen, auf Zehenspitzen gehen. Der "individuelle ökologische Fußabdruck", eine statistische Erfindung, die die Schuld am menschengemachten Klimawandel nicht der beständig und stark wachsenden Zahl der Angehörigen der Gattung Mensch zuschreibt, sondern dem Fehlverhalten des Einzelnen, wurde zur magischen Beschwörungsformel für unzureichenden Verzicht.

Ungeduld und Allmachtswahn

Statt der Einsicht, dass Begrenzung wie Fortschritt ein Prozess ist, der Jahrhunderte dauert, aber letztlich einfach nicht zu beschleunigen ist, übertrifft der Allmachtswahn der Weltenretter sogar die Hybris früherer Generationen von rabiaten Umgestaltern. Mit "Klimazielen" und Luftverrechnungsmodellen, Verschmutzungsrechten und einem globalen Ablasshandel für unterwegs wird die Moderne leider, leider durch Erfindungen wie den Verbrennungsmotor, die technische Medizin, Industrie und Elektronik gehemmt. Für angerichtete Schäden werden die entschädigt, die davon noch nicht so viel haben. Auf dass sie bald aufschließen können zu denen, die an allem schuld sind.

Mit weniger als der Welt ist keiner mehr zufrieden. Je mehr es an Möglichkeiten mangelt, heute und morgen etwas zu verbessern, desto gründlicher wird das Übermorgen regiert. Mittsechziger reden über das Jahr 2050, als gingen sie davon aus, dann immer noch ein Wörtchen mitzureden. Sie finden ihr Pendant in spätadoleszenten Bürgerkindern, die sich aus Angst vor der Zukunft weigern, einen Beruf zu lernen, mit dessen späterer Ausübung sie die Welt verbessern könnten. Um sich stattdessen umfassend der Aufgabe zu widmen, durch Proteste darauf hinzuweisen, dass die Welt dringend verbessert werden muss.

Der Staat als höchster Weltenretter

Kein Lebensbereich soll sich dem Zugriff des Staates entziehen dürfen, der sich selbst als höchsten Weltenretter begreift. Seine Gesetze, Richtlinien und Maßnahmen, seine Rettungspakete, Fördermittel und Hilfsprogramme, sie dienen stets nicht nur ihrem aufgedruckten Zweck, sondern einem höheren Ziel: Dem Traum von einer planetaren Klimagerechtigkeit, die nur aus der Nähe wie ein neuer Kolonialismus wirkt, in dem die Übersatten, die schon alles hatten, allen anderen von Konsumverzicht, tugendhafter Enthaltsamkeit und der Notwendigkeit predigen, Wald und Flur großflächig mit Windrädern und Solarpanelen zuzupflastern, damit der Verzicht auf Wohlstand Arbeitsplätze schafft und Erneuerbare bereitstehen, das ewige Wachstum ersatzhalber anzutreiben.

Auf der Strecke bleibt in jedem Fall die individuelle Freiheit, die sich unterordnen muss einer Idee von  Klimagerechtigkeit, die eines Tages unweigerlich auf Lösungen zustrebt, die noch vor einigen Jahren wie bizarre Scherze geklungen hatten.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

50% der Bevölkerung( Frauen) glauben, ein schlechter Staat ist immer noch besser als gar kein Staat. Die (jetzt noch ) normalen Männer glauben, kein Staat ist immer noch besser als ein schlechter Staat.
Ich bin ein normaler Mann.

Die Anmerkung hat gesagt…

Fefe

Update: Nur dass wir uns richtig verstehen: Die kleinen Anfragen der AfD sind immer irreführende Kackscheiße.
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Nur dass wir uns richtig verstehen: Die kleinen Posts vom Fefe sind immer irreführende Kackscheiße.

Anonym hat gesagt…

Dummheit ist notwendige Bedingung für Politikerkarriere.

Anonym hat gesagt…

tja , der Michel wählt einen autoritären Spaßbremser mit hoher "Moral" . na ja . erstmal den Mittelstand vertreiben , dann ist ab 2028 die Kohle alle UND DANN entfaltet sich der rotgrüne Neobolschewismus .

wünsche weiterhin viel Spaß in der brd . Bernd

ppq hat gesagt…

das ist mir zu pauschal (Hüsch)

Anonym hat gesagt…

OT Fefe kriegt heute eine Strafminute, dafür gibt's Deduktion mit Gevatter Klonovsky

Zur geringen Übersterblichkeit in Schweden:
Die Schweden haben übrigens, worauf mich Leser *** wiederholt hinweist, eine ähnlich hohe Impfquote wie ’schland. Vielleicht was Genetisches?

Die Variable sind die Lockdowns. Es ist also wahrscheinlich, dass eine Änderung dieser Variable das Ergebnis verändert hat. Gene sind als Erklärung einstweilen nicht vonnöten.

Davon abgesehen haben die Schweden ihre Gene stark verbuntet, und davon abgesehen hat man auf Lockdowns verzichtet, weil die Besitzer der bunten Gene ohnehin nicht mitgespielt hätten wie die braven Michels.