Dienstag, 30. Mai 2023

Neue Nationale Bierstrategie: Gesternsaft

Die galoppierende Entwertung des Euro spielt dem Kampf gegen das Bier in die Hände.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat die Höchstmenge an Fleisch- und Grillgut, die Bürgerinnen und Bürgern künftig noch zusteht, eben erst auf zehn Gramm  am Tag zusammengestrichen, jetzt legt das Climate Watch Institute (CWI) im sächsischen Grimma nach und reduziert seine Empfehlung für die allgemein zuträgliche Menge an Bier, die der Bevölkerung in den kommenden Jahren weiterhin zugestanden werden soll. heraus. In den Richtlinien zu einer neuen Nationalen Bierstrategie (NBS), die derzeit in Sachsen erarbeitet werden, findet sich nach Informationen des Bierportals hopfenking.com zwar ein Orientierungswert von 0,25 Litern pro Kopf. Allerdings empfehlen die Forschernden diese Menge als Abgabehöchstgrenze für einen Monat.

Zehnmal zu hoher Bierverbrauch

Derzeit ist das in etwa der Tageskonsum eines Durchschnittsbürger*in. Der Konsum liegt damit trotz eines seit Jahren andauernden Rückgangs aufgrund veränderter Trinkgewohnheiten immer noch zehnmal so hoch wie die Klimaforscher mit Blick auf die anstehenden Aufgaben zur Einhaltung der Pariser Klimaziele als möglich erachten. Nur ein radikaler Verzicht auf die üblicherweise in deutschen Haushalten genossenen Mengen an Gesternsaft könne helfen, den zuletzt sogar wieder ansteigenden Trend beim Bierverbrauch zu brechen.

Wie die Diätvorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gelten auch die Einsparungsziele beim Bier, die das CWI in zwei Wochen offiziell vorstellen wird, nur als Empfehlungen, an die sich das politische Berlin nicht gebunden fühlen muss. Allerdings erarbeitet die Bundesregierung derzeit gerade eine umfassende neue Ernährungsstrategie für alle Bundesbürger, die neue Höchstgrenzen nicht nur für den Verzehr von Fleisch- und Wurstwaren, Süßigkeiten und hochverarbeiteten Fertiglebensmitteln vorsieht, sondern auch Grenzwerte für Getränkemengen neue ziehen wird. In vielen Bereichen kommen neue Lebensgewohnheiten auf die Deutschen zu: Statt  hochzuckerhaltiger Cola, Natursäften aus klimatechnisch umstrittenen Konzentraten, übermäßig gesüßtem Tee und dem Klimakiller Kaffee soll künftig überwiegend Wasser getrunken werden, am besten stilles, um die CO2-Belastung der Umwelt zu senken.

Bierfrage mit höchster Priorität

Der Alkoholfrage komme in diesem Zusammenhang höchste Priorität zu, sagt Herbert Haase von Climate Watch. Gerade Bier, aber auch Wein seien als hochverarbeitete Getränke verantwortlich für Monokulturen etwa in den Hopfenanbaugebieten und den Regionen, in denen ehemals naturbelassene Landschaften von Weinbergen verschandelt würden. Mit der Nationalen Bierstrategie gebe es erstmals die Chance, nicht nur gegen diese Monokulturen vorzugehen, sondern in einem Zug auch den Alkoholmissbrauch im Land zu reduzieren. Andere Ländern seien da schon viel weiter, verweist Haase auf Beispiele wie den Iran, den Sudan und Pakistan,  die ihren Bierverbrauch bereits auf Null gesenkt haben.

Soweit will die NBS freilich nicht gehen, jedenfalls nicht sofort. Obwohl man letztenendes gegen ein Nervengift kämpfe, das Jahr für Jahr immensen volkswirtschaftlichen Schaden anrichte, das Gesundheitssystem belaste und sogar Todesopfer fordere, gelte es, Rücksicht auf kulturelle Gepflogen- und Gewohnheiten zu nehmen. "Das sitzt einfach zu tief für eine schnelle Zeitenwende", erklärt der CWI-Chef. Dennoch sei es an der Zeit, auf die Wissenschaft zu hören und ihre Empfehlungen konkret umzusetzen. Dies könne geschehen, indem die im Moment viel zu niedrige deutsche Alkoholsteuer auf eine Höhe angehoben werden, die der in Finnland oder Island üblichen entspricht. In Island beispielsweise liege die Steuer bei Wodka bei 93,6 Prozent, Bier werden mit 81 Prozent besteuert. Das erziehe zum langsam und zum seltener trinken, ist der Wissenschaftler überzeugt.

Zeitenwende am Stammtisch

Die gesamtgesellschaftlichen Voraussetzungen für eine Zeitenwende seien jedenfalls so günstig wie lange nicht. "Gaststätten sterben sowieso, Stammtische überaltern, die hohen Preise machen viele Bürger vorsichtig beim ausgehen." Ringe sich die Bundesregierung dazu durch, strengere Zulassungsvorschriften für die noch verbleibenden Kneipen und Pubs einzuführen und im Einzelhandel nach dem Vorbild Schwedens auf den Verkauf von alkoholischen Getränken ausschließlich in lizensierten staatlichen Shops und noch zu gründenden Bier-Klubs zu setzen, könne eine erziehende Wirkung recht schnell einsetzen.

Klar sei allerdings auch: "An ein Verbot denkt niemand." Keiner wolle den Menschen ihr gelegentliches Glas Pils wegnehmen oder ein Gläschen Sekt bei feierlichen Anlässen verbieten. Vielmehr sehe das Eckpunktepapier des CWI "Weg zur Nationalen Bierstrategie" umfassende und gemeinschaftsschonende Mittel vor, um den Bier- wie den gesamten Alkoholkonsum in der Bevölkerung aus gesundheitlichen und Klimaschutz-Gründen schnell und drastisch zu senken. Die Vorschläge sollten nach Möglichkeit, so Haase, "vollumfänglich" Teil der Grundlage der neuen Ernährungsstrategie von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir werden, die bereits im Herbst den Pfad zu einer bevormundende Ernährungspolitik mit festen Vorgaben für alle Menschen zeichnen wird.


4 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

OT

Waldbrand statt Kornbrand.

Fefe als Fühler

So langsam wird die Klimakatastrophe fühlbar.

Ich fühl nix, außer, daß es in Berlin immer noch etwas zu kühl ist. 19 bis 20 Grad reichen noch nicht für dauernden kurzbehosten T-Shirtspaß auf dem Rad.

Anonym hat gesagt…

https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/fliesst-in-regierungspapier-ein-neue-richtlinien-empfehlen-deutschen-nur-noch-10-gramm-fleisch-pro-tag-zu-essen_id_194928590.html

Die Vorgaben der DGE sollen auch in der neuen Ernährungsstrategie von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir umgesetzt werden.

Es gibt sicher Leute, die glauben, dass die DGE tatsächlich der Politik die Vorgaben macht und nicht umgekehrt.

Über den Chef der DGE ist wenig zu finden. Das zeigt, wie maßgeblich diese Propagandabude Berlins ist

Anonym hat gesagt…

OT Fefe: Sätze wie Monumente. Aus Granit.

Ein Staat, der an einem Tag 1500 Menschen verhaftet, hat in meinen Augen die demokratische Legitimation verloren.

Wer wollte die Zahl oder die Folgerungskette in Zweifel ziehen? Nur einer, der kein Demokrat ist!

ppq hat gesagt…

es handelt sich dabei um die berühmten morphischen felder. es ist egal, wer es zuerst gesagt hat. es lag in der luft. und dann ist alles andere nur noch eine zeitfrage

das hier ist mit heute erst zur kenntnis gelangt. passt aber auch. https://www.nzz.ch/wirtschaft/nach-dem-tabak-der-alkohol-irland-sieht-sich-als-globaler-trendsetter-und-fuehrt-gesundheitswarnungen-fuer-bier-schnaps-und-wein-ein-ld.1739478