Dienstag, 13. Februar 2024

Letzte Generation: Die fest am Sessel kleben

Carla Hinrichs will sich im Sommer fest an einen Straßburger Parlamentssessel kleben.

Es ist das jüngste Kind des neuen Parteien-Booms in Deutschland, gleich in mehrerer Hinsicht. Nach Wagenknecht-, Maaßen- und  Erdogan-Partei kommt nun noch die Hinrichs-Partei: Eine Ausgründung der Klimaklebergruppe Letzte Generation, die sich erst vor wenigen Tagen offiziell vom Klimaprotest auf der Straße verabschiedet hatte. Nun will die Vereinigung bei der Europa­wahl antreten. Ein Eingeständnis, dass der drei Jahre andauernde Versuch, die Gesellschaft mit Blockaden, Farbanschlägen und der Überlastung der Gerichte zur Gefolgschaft zu erpressen, misslungen ist.

Abschied vom Aktivismus

Carla Hinrichs gehörte lange zum harten Kern der Organisation, die darum kämpfte, mit möglichst rabiaten Maßnahmen ein möglichst schnelles Ende des klimavernichtenden kapitalistischen Systems herbeizuführen. Nun wird ihr die eigene Opferrolle zu schwer, die Furcht zu groß, dass die Kosten des Klimaprotestes auf Dauer zu hoch werden. Schon bei ihrem letzten Gerichtstermin hatte die 27-jährige Vollzeitaktivistin angeboten, sich die Teilnahme an weiteren Blockadeaktionen der Letzten Generationen "überlegen" zu wollen. Nach dem Urteil folgte der knieweiche Abschied vom Aktivismus: Statt andere weiter zu nötigen, werde man nun "das EU-Parlament mal so richtig aufzu­mischen".

Das bietet sich wegen der fehlenden Sperrklausel für einen Start in den Parlamentarismus an, weshalb auch die Wagenknecht-Partei es als Sprungbrett nutzen will. Hinrichs kündigte an, in einem ersten Schritt 100 Frei­willige gewinnen und 50.000 Euro sammeln zu wollen, um anschließend als "Stimme der Überlebenswilligen" ins zumindest teilweise demokratisch gewählte größte Parlament der Welt einzuziehen. Diese Art der Teilnahme an "ungehorsamen Versammlungen" hatten Mitglieder der Letzten Generation in ihrer Abschiedserklärung an den außerparlamentarischen Widerstand angekündigt.

Heil im warmen Bauch des Parlaments

Auch die jüngste und renitenteste Abspaltung von einer größeren gesellschaftlichen Bewegung geht damit den Weg vieler ihrer Vorgänger. Schon die Grünen - damals noch grün-alternativ - und die aus den Hartz-4-Protesten hervorgegangene WASG suchten ihr Heil nach ermüdenden und erfolglosen Abenteuern im außerparlamentarischen Raum schließlich im warmen Bauch der Parlamente. Carla Hinrichs will den "Widerstand" nun von der Straße dort nach Straßburg bringen. 

Einerseits eine Konsequenz aus der nachlassenden öffentlichen Wirksamkeit der Schmier-, Klebe- und Sabotageaktionen. Andererseits eine Tür in eine vielversprechende Zukunft. Die Ex-Aktivisten rechnen damit, dass dank der vor zehn Jahren abgeschafften Drei-Prozenthürde etwa 250.000 Stimmen für den Sprung nach Europa reichen würden. Dort könnten zumindest einige aus dem Führungszirkel für die nächsten fünf Jahre fest am Sessel kleben.



3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh ja, kämpfe für noch teurere Energie und noch mehr kreditfinanzierte Subventionen, damit die Renditen der Klimainvestoren nicht wackeln, du tapferes Mädchen.

Anonym hat gesagt…

dass die Polen Hitler in den 2. Weltkrieg gezwungen haben

Hoppla, das war noch im Speicher. Sollte nich.

Was wollte ich nochmal? Ja richtig, die Kröte hat völlig richtig kalkuliert, änd schie wirl hähf ßackßäss.

Der lachende Mann hat gesagt…

Kennedy senior drückte sich noch deutlicher aus.