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Jede Fehlprognose hat ihre Zeit, aber auf jede falsche Vorhersage folgt eine nächste. |
Der Hungerkünstler begreift den Mangel an Nahrungsmitteln als höchstes Glück, der gute Ökonom seine Fehleinschätzungen als weltverändernde Warnungen. Nur derentwegen konnte alles anders kommen als vorhergesagt. Nur weil sie sich als falsch herausstellen, immer wieder und wieder, sind sie richtig gewesen.
Mit Marcel Fratzscher, Mark Schieritz, Ulrike Hermann und Maurice Höfgen hält sich Deutschland eine ganze Kompanie aus Kontraindikatoren. Nach der Devise "Das Geld ist da, es hat jetzt nur ein anderer" übertreffen sich die Männer gegenseitig in Fehlurteilen. Bei ihnen war Inflation kein Problem, der Wertverfall des Euro nur ein temporäres, die Transformation der Wirtschaft weg von der Produktion, hin zum Beamtentum sollten ihren Bekundungen nach rasend schnell grünen Wohlstand schaffen und Deutschland in ein zweites Bhutan mit blühender Armut verwandeln. Naturnah, bescheiden und glücklich mit dem, was es hat.
Regelmäßiges Versagen bei der Einschätzung
In früheren Zeiten unvorstellbar: Aus dem regelmäßigen Versagen bei der Einschätzung der Lage zieht eine ganze Generation von Ökonomen ihr Selbstbewusstsein. Je häufiger Fratzscher, Schieritz, Höfgen und Kollegen danebenliegen, umso lauter behaupten sie, es genau gewusst zu haben und natürlich auch aktuell wieder genau zu wissen.
Die Studie muss noch erfunden werden, die absurd genug wäre, um ihnen nicht als Grundlage für eine verrückte Zukunftsprojektion herzuhalten: Es gibt keine Pullfaktoren, die Zufluchtsuchende aus aller Welt letztlich in auffallend großer Zahl in Deutschland landen lassen, denn das habe die Wissenschaft vielfach herausgefunden. Es habe auch keinen Sinn, in einem Land, das einen der weltweit höchsten Unternehmenssteuersätze hat, an der Körperschaftsteuer zu schrauben, um die Belastung der Unternehmer zu senken.
Reiche aus dem hart arbeitenden Mittelstand
Populär ist in diesen Kreisen auch die These, dass angesichts von rekordhohen Steuereinnahmen des Staates nur die Steuern für Reiche aus dem hart arbeitenden Mittelstand erhöht werden müssten, um endlich mit der Sanierung der maroden Infrastruktur beginnen zu können, die einstmals aufgebaut wurde, als die Steuersätze noch bei einem Drittel der heutigen lagen.
Ja, es werde "Zumutungen" geben müssen, hat Marcel Fratzscher gerade bekanntgegeben. Ein Kurswechsel stehe an, der "vielen Menschen Entbehrungen abverlangen" werde, gleichwohl aber alternativlos sei: Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität in Berlin, der lange an die klimagesundheitsfördernde Wirkung hoher Inflationsraten geglaubt hatte, durch die "Transformation der deutschen Wirtschaft" wie von Zauberhand herbeigeführt würde, hat sich umentschieden.
Konsequente Umsetzung der Ziele
Es ist zu spät. "Deutschland hat heute nicht die Wahl zwischen einer kleinen Deindustrialisierung und der Beibehaltung des Status quo, sondern zwischen einer geringen und kurzen oder einer starken und lang anhaltenden Deindustrialisierung" ist Fratzscher zufolge die neue Rückzugsline. Dies erfordere "auch eine konsequente Umsetzung der Ziele und Maßnahmen in Bezug auf Klima und Umwelt – und zwar ohne Verzögerung". Das "auch" lässt spätere Korrekturen offen. Kommt es so, kommt es so. Kommt es anders, ist auch die neue Prognose unbestreitbar korrekt gewesen.
In der Parallelwelt der Vulgärökonomie hat sich die Wirklichkeit an Vorhersagen anzupassen, die auf Beobachtungen in der gefühlten Natur beruhen. Maurice Höfgen, ein Taz-Ökonom aus der Hermann-Schule der progressiven Degression, hat errechnet, dass es drei Jahre brauchen wird, "um die Verluste von drei Jahren gesunkener Reallöhne wieder aufzuholen". Dazu, mathematisch ist das kaum anzuzweifeln, "müssen die Reallöhne nicht nur wieder auf das Niveau von vor der Krise". Sondern danach auch noch "erstmal drei Jahre darüber liegen".
Neue Definition von Wohlstand
Nicht jede Branche hat wie der Bundestag die Möglichkeit, sich generell nach dem Nominallohnindex zu bedienen oder die eigene Bezahlung gleich generell mit der Inflationsrate wachsen zu lassen. Das gilt es zu ändern, schlägt Höfgen vor. So könnte etwa die staatliche Bundesbahn verstaatlicht werden und wieder eine Behörde werden, statt wie heute als "Börsenbahn" (Höfgen) Fahrgäste zu verschrecken.
Zahlt der Staat erst alles, kommt der Abschwung aus einer Hand. Die "neue Definition von Wohlstand", die die Degrowth-Ökonomin Ulrike Hermann vor längerer Zeit vorgeschlagen hat, müsste dann nur noch in die Köpfe der Uneinsichtigen, um Glücksgefühle über ein Stück Brot, ein Stück gute Butter von der Tafel oder eine lauschige Stunde in einem wohlig beheizten Zimmer im kalten Klimawinter auszulösen.
Falsche Entlastung
Unternehmen von Kosten zu entlasten, wäre nicht mehr falsch, sondern unnötig. Um den Konsum anzukurbeln, könnten die Steuern erhöht werden. Es würde weniger konsumiert und dank höherer Kosten trotzdem mehr gekauft. Die Abwanderung von Firmen wäre ein Segen, denn weil sie die deutsche Klimabilanz aufbessern würde. Vorbildhaft könnte Deutschland zeigen, wie lange sich eine vorhandene Infrastruktur nutzen lässt, bis alles zusammenbricht. Die DDR schaffte 40 Jahre nahezu ohne adäquate Anschlussinvestitionen.
Das kleinere Deutschland aber war auch schon mit einer maroden Grundausstattung gestartet. Da geht zweifellos mehr, wenn die Bereitschaft zum Verzicht auf den Glauben trifft, dass 84 Millionen Einwohner Deutschlands wirklich etwas bewirken können, wenn sie ihre Lebensweise drastisch ändern. Der Rückbau der Beschäftigung in der Industrie ist ein wichtiger Baustein, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Einstige Schlüsselbranchen gehen entschiedenen Schritten voran und aktuelle Projektionen des Ifo-Institutes zeigen, dass beides zugleich möglich ist: Schrumpfen und kräftig zulegen.
Widerlegte Glaubenssätze
Alte Glaubenssätze werden von neuen Statistiken widerlegt. Obwohl die Industrie im Land binnen eines Jahres 100.000 Fachkräfte für Abschlussverwendungen in volkswirtschaftlich wichtigeren Bereichen freigesetzt hat, blieb das Bruttoinlandsprodukt stabil. Die PWC- und McKinsey-Regel, wonach sich immer ein Fünftel aller Stellen einsparen lässt, ohne dass sich das Betriebsergebnis entsprechend negativ entwickelt, lässt auf gesamtgesellschaftlicher Ebene noch reichlich Spielraum.
Eine Woche vor der von Friedrich Merz für den Sommer vorhergesagten Stimmungswende im Land stehen die Zeichen auf Grün. Marcel Fratzscher hat errechnet, dass mehr Arbeit nicht mehr Wohlstand bedeutet, weniger Arbeit folgerichtigerweise auch nicht weniger. Mark Schieritz sieht sich selbst vom "kräftigen" (Ifo) Wachstumsschub bestätigt: "Die Regierung nimmt Geld in die Hand und das Wachstum springt an", hat er bemerkt, noch ehe die neue Bundesregierung auch nur einen Haushalt beschließen oder ihre Entbürokratisierungszusagen in ein Gesetz gießen konnte.
Höfgen gefällt das nicht
Höfgen gefällt das oder auch nicht: "Stell dir vor, du bist Finanzminister und SPD-Chef und mit deinem ersten Gesetz erlässt du Firmen 46 Milliarden Euro an Steuern." Es gibt keine Pullfaktoren, nirgends. Kein Untenehmen investiert, nur weil niedrigere Steuern höhere oder überhaupt Gewinne versprechen. Kein Arbeitnehmer legt sich krumm, würden ihm von tausend Euro mehr nicht mehr nur 500, sondern 600, 700 oder 800 bleiben.
Die CDU hat das schon wenige Tage nach der Bundestagswahl verstanden. Aus dem wahlversprechen, dass Rentner mit der neuen "Aktivrente" bis zu 2000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen dürften, ist die Zusage geworden, sie dürften das. So lange sie keine Rentner seien.
Während die USA nach aktuellen Befunden untergehen wie einst das Römische Empire, wächst in Europa unerbittlich die Zuversicht. "Hunderttausende Babyboomer gehen vorzeitig in Rente",hat das frühere Nachrichtenmagazin der Spiegel auf einer wagemutigen Expedition zu Pudels Kern herausgefunden. Die, die von 75 Jahren Frieden durch ein vereintes Europa, durch Mauerfall, Wehrpflicht, Euro-Einführung, Hartz.4-Reformen und Steuererhöhungen profitiert haben, machen sich in dem Moment einen schlanken Fuß, in dem sie am dringendsten gebraucht werden. "Der Wirtschaft fehlen Fachkräfte, Betriebe umwerben Babyboomer - doch die steigen auffällig frühzeitig aus, obwohl die Lebenserwartung steigt."
Auffällig frühzeitig
"Auffällig frühzeitig" ist das neue "Verdachtsfall", das zu einer Einstufung als "gesicherte Bestrebung" führen kann. Mancher hat noch keine 45, viele haben noch keine 50 Jahre gearbeitet und statt die alten Knochen im Sinne des Gemeinwohls wenigstens noch weiter auf die Baustelle zu schleppen, bis die Generation Greta die Arbeitshandschuhe und Gummistiefel anzieht, schlagen sie sich faul in die Büsche. Keine geduld, darauf zu warten, dass Flüchtlinge werden Renten der Babyboomer zahlen, wie Marcel Fratzscher von zehn Jahren vorhergesagt hatte.
Jetzt sind "Migrantinnen und Migranten langfristig ein Gewinn für Deutschland, auch finanziell", hat der Wissenschaftler nachgeschärft. Die Politik müsse aufhören, Zuwanderung nur als Problem darzustellen. Dann gebe sich das mit den Wachtumsschmerzen.
Es ist der feige Abschied der Boomer vom Arbeitsmarkt, der den Lebensstandard bedroht. Er lässt die "Sicherungssysteme" (Spiegel) so schwer beben, dass selbst die Milliardenzuschüsse nicht reichen, mit denen Zugewanderte einer Studie des Instituts für Deutsche Wirtschaft nach heute schon die Kassen "massiv" (Volksverpetzer) füllen.
7.100 Euro bringe jede zugewanderte Person als Boost für den Sozialstaat, hat der Ökonom und Wirtschaftsweise Martin Werding für den Mediendienst Integration ausgerechnet. Auf 100 Milliarden Euro jährlich taxiert er den Ertrag, den Migration den öffentlichen Haushalten beschert. Grundschulmathematik ist der Feind der Vulgärökonomie: 7.100 Euro jährlich wären selbst bei allen 2,4 Millionen Zuwanderern, die seit 2015 in Deutschland Zuflucht fanden, knappe 18 Miliarden, nicht 100. Nach Angaben des renommierten Faktencheck-Portals Volksverpetzer liegen die "Ausgaben für Geflüchtete aktuell bei etwa 30 Milliarden Euro jährlich".
Immer mehr, immer weniger
Aber so ist das. "Immer weniger Menschen", behauptet der "Spiegel", "müssen immer mehr erwirtschaften". Kein Fratzscher-Satz, denn aus wissenschaftlicher Sicht liegt "die Verantwortung für die Misere bei Politik und Unternehmen – nicht bei den Arbeitnehmern". Wohlstand sei mehr als nur der stetige Anstieg des Bruttosozialprodukts, Wohlstand ist, wenn der Boomer sich wohlfühlt, weil er auch im hohen Alter noch gebraucht wird. "Wir müssen weg von diesem sehr engstirnigen Denken, dass Wachstum das ist, was zählt", sagt Marcel Fratzscher. Jeder Mensch ist anders, niemand weiß wie.
Niemand hat die Absicht, die Renten zu kürzen. "Das ist eine wichtige und gute Nachricht für die Rentnerinnen und Rentner", hat Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) die Position der alten Bundesregierung zu der der neuen gemacht. Es ist gut, wie es ist, und so soll es bleiben, nur anders. Nach Schwesigs Angaben ist das Vertrauen in die Rentenversicherung groß. "Über 70 Prozent haben Vertrauen in die Rentenversicherung", allerdings glaubten nur 20 Prozent, "dass es eine auskömmliche Rente gibt".
Doch sie haben es selbst in der Hand. Mehr arbeiten oder länger, mehr verzichten, sich einen neuenn Wohlstandsbegriff zulegen - die freiheitliche Gesellschaft bietet viele Möglichkeiten der Wahl. Entscheiden darf sich jeder selbst.
5 Kommentare:
Die Transformation funktioniert prima, allerdings transformiert sich nur Der Spiegel zur TAZ.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/rente-die-boomer-muessen-dringend-laenger-arbeiten-a-72662e5e-bcbd-4400-9637-e6788dad2757
Hunderttausende Babyboomer verabschieden sich in den Ruhestand, bevor sie das reguläre Eintrittsalter erreicht haben – oft ohne Abschläge. Das ist grob ungerecht gegenüber den Jungen.
Wo ist denn das Millionenheer von ausländischen Workaholics geblieben, die 'unsere Rente' erarbeiten? Hat sich da jemand verrechnet?
Ich hoffe, dass ein paar Boomer, die ohnehin die letzten sind, die diesen Schund noch bezahlen, ihre Abos kündigen.
Aber klar doch, deutsche Senioren werden mit oder ohne 'Gratisbratwurst' noch ein paar Allheilmittel-Booster verpasst bekommen, um bis zum Umfalltod zu malochen, damit unseren goldwerten jungdynamischen Importfachkräften ein luxuriöses Faulenzerleben ermöglicht werden kann, weil die sonst traumatisiert Allah wohlgefälligen Djihad machen müssen.
Und die indigenen Altersschwachköpfe werden auch noch stolz auf ihr finales Sklaventum sein, weil sie sich dann länger wichtig fühlen können. Fühlen, denn das hat mit Verstand nix zu tun.
Gleich im zweiten Absatz wird Frau Hermann misgendert. Musste aufhören zu lesen.
Oh Gott, der Vogel sieht so aus, wie er heißt, nur n o c h schiecher. Eine Visage zum ... lassen wir besser.
Wird aber vom blöden Wahlpöbel aufgesaugt wie Honigseim.
https://kontrafunk.radio/de/sendung-nachhoeren/kultur-und-wissenschaft/tondokument/tondokument-bjoern-harms-der-ngo-komplex
VERBREITEN !!!
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