Mittwoch, 30. Juli 2025

Abgang aus der Politpuppenstube: Rente mit 26

Jette Nietzard geht schon  mit 26 in die verdiente Politrente. Abb: Kümram, Buntstift auf Zigarettenpapier

"Es waren immer die Frauen, und vor allem die jungen, welche die fanatischsten Anhänger der Partei waren, die Parolen nachplapperten, die Amateurspione und Aufspürer von Unorthodoxien waren." George Orwell, 1984 

Sie war kaum da, unverhofft aufgestiegen aus der vierten Reihe, als die erste sich im Zorn verabschiedete. Schnell zeigte sich ihr großes Talent, sich einen Namen zu machen. Jette Nietzard gelang es wie von Zauberhand, sich im Wolfsgehege der politischen Puppenstube einen zu machen, der wie Donnerhall durch die Gazetten klang.  

Wo die studierte Erzieherin aus Leverkusen auftauchte, war roch es streng nach Skandal. Obgleich erst 26  und nur mit der entsprechend geringen Lebenserfahrung ausgestattet, strahlte sie neben den übrigen Neueinstellungen der Berliner Soap wie eine Talgkerze neben kaputten Temu-Leuchten.

Ein Jahr in der Selbstdarstellerliga 

Und nun, nach nicht einmal einem Jahr in der ersten Selbstdarstellerliga, kündigt die Frau mit der übergroßen Brille und dem übergroßen Sendungsbewusstsein an, bei den anstehenden Vorstandswahlen  bei der Grünen Jugend nicht noch einmal antreten zu wollen. Nietzard, formell ohne richtiges Amt bei den Grünen, in der grünen Fraktion oder im Parlament, gibt Privilegien auf. Reporter der Leitmedien, die wissen wollten, "wie die tickt", empfing sie im Bundestag. 

Als Chefin der angeblich 18.000 grünen Jugendlichen sprach sie im Namen aller, die unter 30 sind. Jette Nietzard ließ ihrem Hass auf die, die "den Staat am laufen halten" (Lars Klingbeil) bei jeder Gelegenheit freien Lauf. Cops waren Bastards, Reiche nur gut dazu, besteuert zu werden bis es quietscht.

Während ihr Vorstandkollege Jakob Blasel den besonnenen gab, spielte sie die Abteilung Attacke einer Vereinigung, die längst aus dem Jugendalter heraus ist. Die Grüne Jugend, 1994 gegründet als eine Art Stachel im Fleisch der sich langsam etablierenden Partei,  sind heute eine Nachwuchszuchtanstalt. Aus der Reihen der Jungen, die den linken linken Flügel der Linkspartei mit dem Sonnenblumenlogo bilden, kommen traditionell sämtliche Führungskader der Grünen. 

Schleichend an die Macht 

So "Schleichend an die Macht", wie Vize-Fraktionschef Andreas Audretsch mal ein Buch genannt hat, haben sich die Langs, Banaszaks, Marquardts und Dzienus in die Positionen manövriert, die ihnen Sitz und Stimme in allen Talkshows sichert. Selbst ohne herausragendes Amt über sie noch Einfluss aus. Der Marschallstab bliebt immer im Tornister, denn jede Blamage ist kurzfristig peinlich. Langfristig aber dient sie der eigenen influence.

Nietzard hatte das von Anfang an verstanden wie sonst vielleicht nur ihr sozialdemokratischer Kollege  Philipp Türmer, der mit ähnlichem Aplomb auftritt. Immer ganz oben, immer voll drauf, weinerlich und kampfbereit zur gleichen Zeit und von faktenbasierter Weltbetrachtung so weit weh wie Ursula von der Leyen von der Chance, mit Donald Trump auf Augenhöhe zu verhandeln.

Verhältnisse beim Tanzen 

Jette Nietzard ist nicht nur eine der, sondern sie ist die Infantile, die für eine ganze Generation an Jungpolitikern steht, die glauben, dass Wünschen die Welt verändert. Der Mühen der Arbeit sind sie abhold, der Kenntnisse weitgehend frei, mit welcher Melodie sie die Verhältnisse zum Tanze bringen können, spüren sie allerdings instinktiv. 

Ihre Sache ist nicht der Zwischenton, sich verabscheuen das lange, leise Denken. Wo Nietzard auftaucht, plautzt allenfalls ein Halbgedanke heraus. Sie zieht es zum Schrillen hin, zur Grenze des Vernünftigen, dorthin, wo das Zuhören und Hinschauen wehtut. "Ich spalte gerne die Gesellschaft", hat die grüne Hoffnungsträgerin in einer romantischen Nachstellung früheren Rebellentums geschrieben, als ihre still nach rechts schleichende Eckkneipen-Partei gerade gar nicht wollte, dass das jemand Krawall macht.

Etwas anderes aber kann die Expertin für die Professionalisierung in der frühkindlichen Bildung aus einer kapitalismuskritischen Perspektive nicht. "Der Spalt geht nur nicht zwischen Geflüchteten und Deutschen, sondern zwischen Milliardären und allen anderen."

Jette Nietzard wird von denen geliebt, denen Spektakel als Politikersatz ausreicht. Und sie störte die Kreise derjenigen, die dorthin wollen, wo die Steuerräder stehen. Jetzt ist die Skandalnudel der Grünen ihre eigene Rolle leid. Sie werde im Oktober nicht noch einmal antreten bei der Vorstandswahl, hat Nietzard in der Gewissheit verkündet, dass die Spitze der Grünen ohnehin alles getan hätte, um ihre Wiederwahl vorbeugend zu verhindern. 

Die linke Stimme der Linken 

Sie habe versucht, eine linke Hoffnung und eine linke Stimme in den Grünen zu sein, entschuldigte sie sich einem Video bei der Meta-Tochter Instagram, gekleidet in ein T-Shirt mit dem versöhnlichen Aufdruck "Mehr Liebe" . Dass aus dem Versuch, "Aufmerksamkeit auf linke Themen und auf Ungerechtigkeiten zu lenken", eigener Ruhm wurde, war nicht beabsichtigt. Voller Selbstmitleid und Selbstgerechtigkeit quengelt sie noch zum Ende hin: "Bei den Grünen sind meine Gedanken nicht immer auf Gegenliebe gestoßen". Mal sei sie "in Fraktionssitzungen ausgebuht, mal von Realo-Spitzenpersonal angeschrien oder von Ministerpräsidenten oder solchen, die es werden wollen, ihr Rücktritt gefordert" worden. 

Ungeheuerlich. Statt sie bedingungslos zu lieben, die junge Frau ohne Bildungshintergrund, haben sie sie gemobbt. Gemobbt in einer Partei, die überraschenderweise "Realo-Spitzenpersonal" hat und, ja, Nietzards böser Abschiedsgruß liest sich so, in internen Diskussionen auftritt wie eine misogyne Hooligantruppe auf Auswärtsadrenalin.  Was genau Jette Nietzard in Fraktionssitzungen getan hat, welcher Rang, welches Amt oder welche Funktion ihr die Anwesenheit in einer Runde gewählter Volksvertreter erlaubte, verrät sie nicht. Ein Funktionsgeheimnis der Grünen. Der Jugend Vertrauen und Verantwortung.

Passiert ist passiert. Niemand kann etwas dafür. Als George Orwell, nach seiner Rückkehr aus dem Spanischen Bürgerkrieg immer noch ein Ultralinker, sich unter dem Eindruck des Hitler-Stalin-Paktes  zur Mitte bewegte, fielen ihm Gestalten wie Nietzard erstmals ins Auge. Diese "Intelligenzija", Orwell benutzte den in Russland gebräuchlichen Begriff, habe sich von der gemeinsamen Kultur der Nation getrennt. "Sie nehmen ihre Küche aus Paris und ihre Ansichten aus Moskau. In dem allgemeinen Patriotismus des Landes bilden sie eine Art von Insel abweichenden Denkens", schrieb er in "The Lion and the Unicorn" über "Intellektuelle, die sich ihrer Nationalität schämen". 

Die Scham der Intelligenzija 

Sein Testat, dass man "in Linkskreisen glaubt, dass es ein wenig schandbar ist, Engländer zu sein, und dass es eine Pflicht ist, sich über jede englische Institution lustig zu machen, vom Pferderennen bis zum Nierenpudding", lässt sich umstandslos auf die Nietzards übertragen: "Es ist eine merkwürdige Sache, aber es ist zweifellos wahr, dass fast jeder englische Intellektuelle sich mehr schämen würde, bei , God Save the King'aufzustehen, als etwas aus der Armenkollekte zu stehlen." 

Mit seinem Satz über "gerade dieses Mädchen", das ihm den Eindruck vermittelte, "noch gefährlicher zu sein als die meisten", könnte Jette Nietzard gemeint sein, die eine "Atmosphäre von Hockeyfeldern und kalten Bädern und Gemeinschaftswanderungen und allgemeiner Sauberkeit" mit sich "herumzutragen wusste".

Ideologie ersetzt Denken 

Ideologie ersetzt eigenes Denken, immer diese "fanatischsten Anhänger der Partei, die Parolen nachplapperten", in Orwells Nähe kamen, spürte er "ein mit Angst als auch Feindseligkeit gemischtes seltsames Unbehagen in sich". Eine Aura, die Nietzard selbst in der Fernwirkung umgibt, gemischt aus Selbstgerechtigkeit, Halbbildung und dem Bemühen, um jeden Preis aufzufallen. Verachtung für Andersdenkende ist inklusive.

Bis zuletzt hat Jette Nietzard festgehalten an dieser schrillen Strategie, die Demokratie als etwas zu verstehen, das ihr allein gehört, anderen aber nicht. Gefangen in einer Blase aus Fehlwahrnehmungen ist sie in großer Sorge darüber, dass Demokratie auch dann noch als funktionierend verstanden werden könnte, wenn ihr das Ergebnis einer Wahl nicht gefällt. "Wie vorbereitet ist unsere Zivilgesellschaft, wie vorbereitet sind unsere Parteien darauf, dass 2029 eine gesichert rechtsextreme Partei in Deutschland regieren könnte?", hat sie zum Abschied in einem Audio-Podcast der ARD gesagt. "Wir" müssten doch heute schon darüber nachdenken, wie Widerstand in so einem Fall aussehen kann: "Wäre der nur intellektuell? Oder müssten wir auch zu den Waffen greifen?"


3 Kommentare:

Trumpeltier hat gesagt…

Die im Kampf gegen Rechts zukünftig zu anderen als typisch weibliche Waffen greifen wollende nette Jette hat - von allen Amtpflichten befreit - nun 24/7 Zeit, bei den von ihr zahlreich importierten vollversorgten Bereicherern jene Orgasmusteilhabe einzufordern, auf die sie bei den Grünkernigen bisher offensichtlich verzichten musste.

Ich wette, da werden tausende Sozialhängematten-Akrobaten freudig harten Arbeitseifer beweisen wollen. Integration und Schlampenspaß dabei.

Anonym hat gesagt…

Sogar für diese Partei zu doof zu sein muss man erstmal schaffen.

Anonym hat gesagt…

hervorragender Text , wie immer ( PPQ hat zwischen 1902 und 2024 alle Dr. Sepp Preise für U-Bootliteratur gewonnen ) . diese Grünlinge werden doch irgendwo produziert und ausgebrütet - DIESE Leute interessieren mich