Freitag, 1. August 2025

Petition der "Kulturschaffenden": Ölige Solidarität

Nach dem Willen der deutschen Kulturschaffenden muss Friedrich Merz den Nahen Osten befrieden.

Sie sind Moderatoren, Komödianten, Musikerinnen und Musiker und Schauspielende, sie gendern nicht und haben keine Zweifel daran, dass der Schlüssel zur Macht, den Nahen Osten zu einem besseren Ort zu machen, im Berliner Kanzleramt liegt.  "Lassen Sie Gaza nicht sterben, Herr Merz", haben 200 sogenannte "Kulturschaffende" 91 Jahre nach dem ersten "Aufruf der Kulturschaffenden" und nur fünf Jahre nach dem letzten einen Prominentenappell überschrieben, der die Bundesregierung auffordert, Israel nicht her nur mit Worten in den Arm zu fallen.  

Deutschland hat es in der Hand 

Handeln müsse Deutschland, an dem einmal mehr das Schicksal von Millionen hängt. Um dem Judenstaat zu zeigen, wie man richtig auf einen Angriff von Terroristen reagiert, die ein benachbartes Gebiet mit zwei Millionen Einwohnern regieren und seit Jahrzehnten als sicheren Rückzugsraum nutzen, brauche es einen Stopp aller deutschen Waffenexporte an Israel, ein Aussetzen des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und Israel, eine erneute Wiederholung der Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand und den ungehindertem Zugang für humanitäre Hilfe.

Vier Forderungen, im Nachrichtenmagazin als "drei" gezählt, die die Absender in eine große historische Linie stellen. Wer von den Älteren erinnert sich nicht an das Jahr 2018, in Berlin regierte eine schwarz-rote Koalition und ein CSU-Innenminister namens Horst Seehofer sägte am Sockel der Willkommenskultur. 

Migration sei die "Mutter aller politischen Probleme", brüskierte der Christsoziale das Milieu der Künstlernden, die nach einer Bierzeltrede in Oberbayern zum Stift griff. Im Vorgriff auf einen späteren Konsens bis hin zu SPD und Grünen hatte Seehofer gestanden, dass er  "froh über jeden" sei, "der bei uns in Deutschland straftätig wird, straffällig, und aus dem Ausland stammt", denn diese Leute könne man dann abschieben.

Nie schmutzige Finger 

Selten hat sich ein Spitzenpolitiker so verrechnet. In einem entsetzten offenen Brief von Schauspielernden, Filmemachenden, Musizierenden und Anthropologen äußerte das bessere Deutschland, das sich bei der Arbeit nie die Finger schmutzig macht, sein Entsetzen. Überschrift  "Würde, Verantwortung, Demokratie", Forderung: Seehofer solle zurücktreten, er "beschädigt die Werte unserer Verfassung, sein Verhalten ist provozierend, rückwärtsgewandt und würdelos gegenüber den Menschen". Damit "verstelle er den Weg in eine zukunftsfähige deutsche Gesellschaft", denn er einige das Land nicht, "er spaltet es".

Mancher, der da mutig aufstand gegen den alten weißen Mann aus Ingolstadt, war schon dabeigewesen, als der für ein ganzes Vierteljahrhundert tote und begrabene Berufsstand des "Kulturschaffenden" seine Wiedergeburt erlebte. 2016, Tatort Kanzleramt. Angeführt vom Regietitanen Volker Schlöndorff eilten große Künstler wie Andrea Sawatzki, Christian Berkel, Michel Friedman und Nico Hofmann am Frauentag zum Hofe, bewaffnet mit roten Rosen, Gäsenhaut und ein paar Tränen, um der damaligen Kanzlerin Angela Merkel von Herzen Dank zu sagen für alles, was sie für alle getan hatte.

Singen für Merkel 

Es waren die Zeiten, in denen bösartige Boulevardblätter unschuldige Kinder und Berufskollegen für Merkel singen ließen. Nachdem die Behörden Diktaturenvergleiche verboten hatten, malten die Teppichweber von Bannewitz für die Ostdeutsche aus Hamburg und junge, ehrgeizige Maler schufen große Ölgemälde, die das gottgegebene politische Genie der bescheidenen Physikerin rühmten und priesen. Immer vornweg waren die, die so lange weg gewesen waren.

"Kulturschaffende" hatte es im Dritten Reich gegeben und die sozialistische DDR-Diktatur hatte die Sprachprägung aus dem von den Nationalsozialisten gegründeten Reichsamt für Worte und Benennungen (RWB - Forschungsbehörde AO) bereitwillig übernommen, obwohl Wilhelm Emanuel Süskind den Begriff 1946 in sein "Wörterbuch des Unmenschen" aufnahm. 

Mit der Gründung der Reichskulturkammer im Jahr 1933 war der Begriff zum Gattungsnamen geworden. Mit jenem ersten Aufruf der Kulturschaffenden, der sich für eine Übernahme von Reichspräsidenten- und Kanzleramts durch Adolf Hitler aussprach, schrieb er sich unauslöschlich ein ins Buch der Geschichte. Doch ein Wort, das Künstler als Kollektive vereinnahmt, erschien den Genossen der SED unwiderstehlich: Der "Kulturschaffende" war kein individueller Künstler mehr, sondern ein Geistesarbeiter im Auftrag der Sache. 

Wie die Reichskulturkammer der Nazis verteilte die Kulturbürokratie der Kommunisten Kunstschaffungszulassungen an alle künstlerisch Tätigen, die bereit waren, zu künstlern, wie man es ihnen auftrug. Das SED-Parteiorgan "Neues Deutschland" lobte die Zuverlässigen nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns. Der Staat war zufrieden mit der "überwältigenden Zustimmung der Kulturschaffenden der DDR zu Politik von Partei und Regierung". 

Ein einzigartiges Wort 

Mit dem Ende der Kommandowirtschaft auch in der Kultur aber starb der Kulturschaffende einen stillen, unbeachteten Tod. Es gab ihn einfach nicht mehr, weil niemand einer sein wollte. Der Begriff war kontaminiert, denn er stand für eine ölige Anbiederung an Unrechtsregime. Künstler ja, auch Künstlerin. Aber kulturschaffend?  Große Zweifel weckte vor allem die Einzigartigkeit des bereits in den 20er Jahren vom späteren RWB-Chef Guntram Kaiser erdachten Kunstwortes. Im Deutschen gibt es weder Brotschaffende noch Autosschaffende, keine Gesundheitsschaffenden und nicht einmal Politikschaffende. 

Allein Frauen und Männer, die an Theatern, vor Kameras, in Studios und Veranstaltungsbüros tätig sind, rühmen sich, "Kultur" zu schaffen, obwohl es im besten Falle Kunst ist, was sie produzieren. Etliche unternehmen nicht einmal den Versuch dazu. Unter den 200 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Gaza-Petition sind Fernsehansager, DJs und Content Creators, Podcaster und Sozialunternehmer. Eine Frau hat als Beruf "Starköchin" angegeben. Eine andere ist am Kulturschaffen als Casting Director beteiligt. Auch Agentinnen sind vertreten, die mit Kulturschaffen so viel zu tun haben wie ein der Manager eines Fußballclubs mit dem Toreschießen.

Keine Glasmaler, keine Maskenbildner 

Kunstschaffen ist nach dem Verständnis der Unterzeichner ein exklusives Geschäft, das nur kleine, elitäre Kreise ernsthaft betreiben. Keine Töpfer, keine Glasmaler, keine Bildhauer sind unter den Unterzeichnern, kein einziger Maler, kein Zeichner, kein Comickünstler. Selbst Maskenbildner und Grafikdesigner und Opernsänger fehlen, selbstverständlich auch sämtliche technischen Gewerke des Bühnenhandwerks, ohne das die Kunstschaffenden im Dunkeln stehen und ohne Mikrofone auskommen müsste. 

Der typische Kulturschaffende von heute wohnt in Berlin, schauspielert beruflich, er sitzt auf seinem Sofa, schaut in seinen Drehplan und denkt sich: Oh, heute könnte ich heute eigentlich mal Gaza retten. Der typische Kulturschaffende von heute muss keine Angst haben, dabei von einer Hamas-Rakete getroffen zu werden. Er hat auch keine Sorgen um Bekannte oder Verwandte, die seit Jahren in einem Foltergefängnis der Terrortruppe sitzen, mutmaßlich wenigstens zum Teil mit europäischen Hilfsgeldern gegraben. Der typische Kulturschaffende von heute ist hauptberuflich sensibel, sein Leiden leitet ihn dorthin, wo es für jedermann zu sehen ist, denn das zahlt kräftig auf sein Rufkonto ein. 

Zusammengebracht auf Initiative der US-Lobbygruppe Avaaz, "positionieren sich die  Kulturschaffenden" (Tagesspiegel) wie üblich: Kein offener Brief jemals richtete sich an die Hamas, den Kanzler aber "drängen sie auf einen Waffenstillstand", als führe Friedrich Merz den Oberbefehl über die IDF und deren Räder ständen alle still, wenn sein starker Arm es will. Pflichtschuldig werden die "grauenvollen Verbrechen der Hamas aufs Schärfste" verurteilt. Kulturschaffende wissen, wie man sich rückversichert, denn sie haben alle zugeschaut, was mit denen geschieht, die unachtsam sind. 

Das Beschwören der Kinder 

Deutlich ausführlicher fällt das Beschwören der "Kinder, abgemagert bis auf Haut und Knochen, die Augen leer, die Handgelenke dünn, Babys, vor Hunger zu schwach, um zu weinen". Auch Kulturschaffende, die ihr Gewerbe frei ausüben können, weil die Alliierten Hitler nach dessen Niederlage in Afrika 1943 keinen Waffenstillstand anboten, sind nicht gefeit vor Vergesslichkeit: "Kein Verbrechen", appellieren sie an Merz, rechtfertige es, "Millionen von unschuldigen Menschen kollektiv zu bestrafen". 

Die Hamas-Terroristen, das sind für die, die sich als Kulturschaffende freiwillig entindividualisieren und es für ein gemeinsames kollektivistisches Ziel mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, immer die anderen. Mögen inzwischen selbst arabische Staaten den Terror der Hamas verurteilen und sich für deren Entmachtung aussprechen, der deutsche Kulturschaffende kennt seine Pappenheimer. Natürlich sei es Israel gewesen, das die Zwei-Staaten-Lösung torpediert habe, heißt es in einem endlosen Sermon, in dem die Ablehnung der Hamas nie vorkommt.

Hauptziel Auslöschung 

Wie sollte sie auch, schließlich steht und fällt das Erklärungsmuster vom unmenschlichen Israel, das mit überlegenen Waffen gegen leider, leider auch schon mal "grauenvolle Verbrecher" vorgehe, mit der zentralen Illusion nicht nur der Kulturschaffenden. Auch andere fantasiebegabte Straßenkämpfer glauben, dass ein richtiger Palästinenserstaat, geführt von einer oder mehreren Befreiungsbewegungen, deren Hauptziel die Auslöschung des Judenstaates ist, ein prima Nachbar für Israel wäre. Dabei zeigen Umfragen aus der Zeit vor dem Krieg, dass mehr als die Hälfte der Palästinenser für die Rückkehr zu einem bewaffneten Aufstand sind. Attentäter werden von großen Teilen der palästinensischen Gesellschaft als Helden im Kampf gegen die israelischen Unterdrücker gefeiert.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mal sehen: Avaaz - Wiki:

In der Startphase erhielt Avaaz Zuschüsse von ...George Soros’ Open Society Foundations...

Anonym hat gesagt…

Der typische Kulturschaffende von heute ...
Der typische Spießer von heute meint, unbedingt und immer Partei ergreifen zu müssen, zum Beispiel für den einen oder den anderen von zwei psychopathischen Strolchen, lose miteinander verwandt, der eine mehr primitiv-brutal, der andere eher durchtrieben-hinterfotzig. Beide wollen uns übel - beide haben hier ihre Fans.

Anonym hat gesagt…

warum muss ich mich als Bürger für die Konflikte am Arsch der Welt interessieren ? weil es die Medienschickeria so will ? weil es eben hip ist ? der doitschlandfunkt nervt 24/7 mit seinem "Haltungsjournalismus" - schlecht informierte ; ungebildete Arschgeigenkinder haben die brd Presse gekapert

Anonym hat gesagt…

ALLES verkommene, unerträgliche, doppelmoralische medienhuren aka regime pr outlet!

ppq hat gesagt…

bitte den ton mäßigen. wir verweisen auf die heikomaasregeln!