Dienstag, 1. Juni 2010

Es kann nur einen geben: Beckenbauer ins Bellevue

Die Not ist groß, die Politik gelähmt, die Qualitätspresse wie im Koma. Am Tag nach dem Rücktritt des allseits beliebten Bundespräsidenten Horst Köhler steht das Land unter Schock, haltlos mitten in der Krise, ohne einen Führer, der ihm in Momenten der Unsicherheit, der Angst und Furcht wegweisende Sätze wie "Finanzmärkte sind Monster" oder "Jeder sollte wissen: Je kleiner die Schritte, desto mehr Schritte muss er machen" ins Ohr flüstern kann. Ungeheuerlich scheint es den Qualitätsmedienarbeitern zudem, dass der Rücktritt weder mit "Spiegel" noch mit "Bild" vorabgesprochen war. So sei er zu einem Zeitpunkt gekommen, an dem noch wenigstens anderthalb Woche Platz für Rücktrittsforderungen, sich verschärfende Debatten und eine sich zuspitzende Krise gewesen wäre, kritisiert Nikolaus Blome vom Polit-Magazin "Bild".

Und nirgendwo ist niemand in Sicht, der die klaffende Lücke füllen kann, die der Bundespräsident im Schloss Bellevue hinterlassen hat. Zwar werden fleißig Namen gehandelt, Namen von ehrbaren Frauen und Männern wie der gescheiterten Bischöfin Margot Käßmann etwa oder des politischen Pistenbully Dieter Althaus, dazu die von alten politischen Haudegen wie Kurt Biedenkopf, Heiner Geißler oder Norbert Blüm. Doch ein Konsenskandidat des gesamten Volkes, den Stadt und Land, Finanzoligarchie und Sparkassenkunde, politische Kaste und duldsames Volk gleichermaßen begeistert auf den Thron zu heben bereit sein werden.

Da kommt nach Ansicht einer neuen Facebook-Initiative nur einer in Frage: Franz Beckenbauer, der Kaiser von Deutschland, der Mann mit der goldenen Hand, dem gelingt, was er anfasst, sei es Fernsehwerbespot oder Fußballweltmeisterschaft. Beckenbauer könnte, so sind die Initiatoren der Ansicht, eine Art Graswurzelpräsident werden, dessen segensreiches Wirken über Mahnen und Warnen hinaus direkt dazu beiträgt, die Krisenfolgen zu überwinden und wieder mehr deutsche in Brot und Arbeit zu bringen.

Die Voraussetzungen sind gut, Franz Beckenbauer zur Lena des Präsidentenwahlkampfes zu machen. Das Verhältnis des Fußballdenkmals zu Angela Merkel ist innig, die Welterfahrung des in dritter Ehe gendermainstreammäßig korrekt verheirateten Publikumslieblings enzyklopädisch. Beckenbauer ist ein durch und durch ebenso politisch wie marktwirtschaftlich, aber auch sozial denkender Mensch, der bei beiden Münchner Vereinen gespielt hat, aber auch das glatte internationale Parkett kennt. Mit seiner Wohnsitzwahl bereits tut er beides - mahnen und warnen: Mahnen, dass Deutschland einst größer war. Und davor warnen, sich nach dieser Größe zurückzusehnen: Eine aus Östereichern und Deutschen zusammengestellte Mannschaft versagte bei der WM 1938.

Beckenbauer ist längst Internationalist, seine Fußballenkel nehmen seine Warnungen ernst. Zuletzt wurden bis auf einen Alibi-Greifswalder alle Ostdeutschen aus der Nationalmannschaft entfernt, um den erneuten Titelgewinn - zuletzt hatte ihn Beckenbauer noch selbst holen müssen - nicht erneut zu gefährden.

Kritik regte sich kaum, denn Beckenbauers Charisma erstickt jedes Widerwort. "Wenn er erklärt, dass der Ball eckig ist, dann glauben ihm das alle", hat einer seiner Kritiker einst über ihn gesagt - und damit analytisch bloßgelegt, an welcher Eigenschaft es dem geschiedenen Bundespräsidenten zuerst mangelte. Köhler konnte den Menschen draußen im Lande nur mit Mühe ein X für ein U vormachen, Beckenbauer aber reicht ein Satz wie "Der Grund war nicht die Ursache, sondern der Auslöser“, um auch migrantisch erfahrenen Krisenopfern klarzumachen, dass Bildung die wichtigste Investition sein muss, die sich der Einzelne nicht leisten kann.

"Der Deutsche muss arbeiten, um erfolgreich zu sein“, hat Beckenbauer rasiermesserscharf erkannt und sich ein Leben lang um jede feste Stellung gedrückt. Als Heilsbringer und Nationalikone ist der blutjunge 64-Jährige damit Vorbild für eine nachwachsende Generation aus Praktikanten und Fahrradkurieren, Zertifikateopfern und perspektivlosen Milchbauern. Beckenbauer im Bellevue wäre der Lena des personell ausgezehrten Politikbetriebes, er könnte den Weg bereiten zu einer Rettungsschirm-Notregierung mit Uli Hoeness als Kanzler, Karl-Heinz Rummenigge im Außenministerium und Oliver Kahn als Finanzminister. Deutschland hätte wieder Hoffnung, am Horizont wäre wieder Flutlicht.

12 Kommentare:

nwr hat gesagt…

Lena for President!

ppq hat gesagt…

kandidaten für das bpa muessen leider über 40 jahre alt sein. lena muss noch warten

nwr hat gesagt…

Grmpf! Dann eben Nena!
Oder Otto!

nwr hat gesagt…

Grmpf! Dann eben Nena!
Oder Otto!

ppq hat gesagt…

franz! Franz der kanns!

nwr hat gesagt…

Nein, kein Franz! Wir rühren jetzt die Werbetrommel für Bundesotto: http://wp.me/pqGTs-QM

ppq hat gesagt…

ich dachte, du meinst schily

nwr hat gesagt…

Schieli? Nein, unser Ostfriese schielt nicht.

Tim hat gesagt…

Ihr liegt alle falsch. Nur Karl Lagerfeld kann unser Volk retten. Das bestgekleidete Staatsoberhaupt der Welt!

ppq hat gesagt…

lagerfeld ist interessant. könnte ich mir vorstellen. aber ist der nicht total zickig?

dann doch lieber die klum, die ist doch sowas ähnliches wie der. oder den joop, der muss sich nur nochmal richtig mit nivea einreiben, um glanz ins amt zu bringen.

VolkerStramm hat gesagt…

Mannichl

Gustav Fröhlich hat gesagt…

nur mal so: ist der job des bundespräsidenten auch teilzeitfähig..??