Freitag, 15. März 2013

Slime: Deutschland muss sterben, damit wir lesen können


Es ist nicht vorüber, ehe es nicht vorbei ist, und es ist nie zu Ende, ehe nicht alle ihre Bücher und Hörbücher dazu abgeliefert, ihre Pflicht-Talkshowauftritte absolviert und eine Lesetour zur letzten Wahrheit hinter sich gebracht haben. Bei der Band Slime, anno 1979 gegründet, 1994 wegen Erfolglosigkeit aufgelöst und 2009 dann als Mittelstandsprojekt für Punks mit Eigenheim wiedergegründet, ist es nun endlich auch soweit: "Deutschland muss sterben, damit wir leben können", neben dem antiamerikanischen "Yankees raus" und „Polizei - SA -SS“ einer der tumben Klassiker der Hamburger Linkshooligans, ist ein Buch geworden. Und die Ex-Anarchos um Dirk Jora sind nun auf Lesereise mit ihrer Lebensgeschichte, Motto "Deutschland muss sterben, damit wir lesen können".

Disziplin wird da groß geschrieben, die alten Feindschaften dagegen erscheinen nun klitzekein. Bei "Leipzig liest", einem Festival, bei dem den Sachsen ganz im Gegensatz zum Versprechen des Titels von unterschiedlichsten Autoren Auszüge aus neuen Traktaten vorgelesen werden, paktieren die Staatsfeinde von einst nicht nur mit dem Heyne-Verlag, den Wilhelm Heyne in den Aufbruchstagen des jungen Nationalsozialismus 1934 in Dresden gegründet hatte. Sondern auch mit dem amerikanischen Großverlag Randomhouse, der Heyne vor einigen Jahren vom bei Linken ungemein beliebten Springerverlag übernommen hatte.

Im Halbstundenrhythmus berichten die Musikanten hier von ihrem tapferen Kampf gegen das Schweinesystem, den widerlichen "Bullenstaat" und "linke Spießer" (Slime). Promotet wird dabei nicht nur das aktuelle Buch, sondern auch die CD „Sich fügen heißt lügen“, auf der Slime mangels eigener originärer Textideen die Werke des Dichters Erich Mühsam vertonen.Auch der hatte wegen seiner Gegnerschaft zu den herrschenden Verhältnissen ein ähnlich schweres Schicksal wie die Hamburger erlitten.

12 Kommentare:

Teja hat gesagt…

Und jetzt? Hat sich der Staat (zum gewünschten hin) verändert? Oder wer passte sich an? Ein weiterer Fall von "borgs assimilate".

Anonym hat gesagt…

"Ich glaube eher an die Unschuld einer Hure
Als an die Gerechtigkeit der deutschen Justiz!" hieß es in einem alten Slime-Klassiker.

Da scheint man einer Stelle vom Glauben abgefallen zu sein, wenn mann alte Weggefährten (Imre von der Band Dritte Wahl aus Rostock) vorm Landgericht HH verklagt: [url] http://plastic-bomb.eu/cms/index.php/regionen/150-hamburg/2062-1-maerz-hamburg-slime-gegen-force-attack-gerichtsverhandlung [/url]

Thomas hat gesagt…

slime - nomen est omen.

Anonym hat gesagt…

Die Maden im Speck kritisieren den Speck. Geht doch nach drüben, linke Idioten.

Cordt hat gesagt…

Man kann sich einfach auf niemanden verlassen.

derherold hat gesagt…

"Geht doch nach drüben, linke Idioten."

Ein Klassiker !
Sehr simpel ... und sehr effektiv. :-)

Thomas hat gesagt…

@PPQ: Je öfter ich's lese ... "damit wir lesen können" .. unpackbar!

Cordt hat gesagt…

Frage mich, ob die Könnerlesungen unter Polizeischutz stattfinden. Man weiß ja nie: Gewaltbereite Nazis, verärgerte Punks, Ordnungshüter außer Dienst, Zeitzeugen. Historisch korrekt wäre ein eigener Saalschutz.

@dh

"Geht doch nach drüben!" ist ein Schlager allein wegen der verwirrten Gesichter, die dieser Aufruf stets hinterläßt.

ppq hat gesagt…

"damit wir lesen können" hat mich im ersten moment bezaubert. dass es solche vorlagen gibt wie die von slime, dafür lohnt es sich zu leben, denn nur das leben schreibt solche drehbücher

Thomas hat gesagt…

@PPQ
Ja, das Leben paßt sich langsam der Mark Twainschen Perspektive an.

Anonym hat gesagt…

slime is eine der wenigen bands aus dem links/alternative lager die es geschafft haben,sich in all den jahren halbwegs treu zu bleiben,ihr neider!!



Anonym hat gesagt…

Lustige Kapelle. Linke und Rechte sind eine Erfindung der Orga Gehlen (BND/Verfassungsschutz). In Deutschland gibt es nur nützliche Idioten = gesellschaftliche Mitarbeiter der Orga Gehlen. Mehr nicht. Jeder, der etwas anderes behauptet, ist Flamininus’ Saufkumpan.