Donnerstag, 5. Oktober 2017

Zitate zur Zeit: Deutschland, aus ferner Zukunft gesehen

Auch die aktuellen Wahlplakate der CDU hat Franz Werfel bereits 1945 vorhergesehen.
In seinem letzten, 1945 veröffentlichten Roman „Der Stern der Ungeborenen“ wird der aus Prag stammende jüdische Schriftsteller Franz Werfel in ferner Zukunft wiedergeboren. Bei Blick zurück in die Geschichte, die er verpasst hat, erfährt er über Deutschland Erstaunliches:

„Zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Und sie nahmen das, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zum sein. Und Humanität schien ihnen jetzt der bessere Weg zu diesem Ziel. Sie fanden diesen Weg sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenwahn. . . .

So wurden die Deutschen die Erfinder der Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit. Und die Gebildeten unter ihnen hielten Vorträge an Volkshochschulen und in protestantischen Kirchen, wobei ihr eintöniges Thema stets der brüderlichen Pflicht des Menschen gewidmet war.
Ohne Pflicht ging´s ja nicht, wie die deutsche Grundauffassung vom Leben stets in der Anbetung des Unangenehmen bestand.

Sie sind eben Schafe im Schafspelz. Da sie aber selbst dies krampfhaft sind, glaubt es ihnen niemand und man hält sie doch wieder für Wölfe.“

Danke an Wolfram Ackner

6 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Franz werfel stammt aus einer echten multi-kulti gesellschaft. Die donaumknarchie, zu der auch boehmen mit dem zentrum prag gehoerte, war bunt und im grunde liberal. Aus dee mischung entstanden kulturelle hochleistungen. Franz werfel war einer der ganz grossen, und natuerlich hat er den fanatismus jeglicher art abgelehnt, egal ob rechts oder links oder sonstwie. Und weil eben juden in boehmen grossen einfluss hatten waren die intellektuellen ausserordentlich scharfsinnig. Eine solche gesellschaft ist tatsaechlich ganz anders als die ideologisch ueberfrachtete deutsche - treffender als werfel kann man das gar nicht beschreiben

Gernot hat gesagt…

Gehörten zur Donaumonarchie eigentlich viele Araber, Asiaten, Türken und Schwarzafrikaner?

Na ja. Ob Werfel in seinem Roman wohl auch eingeräumt hat, dass man diejenigen, die das Goldene Zeitalter ohne Arbeit und Nationalität nicht wollten, getrost atomisieren dürfte?

Anonym hat gesagt…

@ Unknown: Das sehe ich seit Jahren büschen anners als früher.

Anonym hat gesagt…

Es hat, beiläufig, bei den sogenannten Landtagswahlen vor der Bimbestagswahl funktioniert, wie zu erwarten: Den Wirrwar - etymologisch mit war, guerra und guerre verwandt, nimmt der tumbe Pöbel als von denen wahr, die er als Linke ansieht, der Hort der Stabilität aber sind für ihn die scheinbar Bewahrenden, also Konservativen. Es ist so müßig ...

derherold hat gesagt…

".-.. und natuerlich hat er den fanatismus jeglicher art abgelehnt ... "

... und dann hat er die durchgeknallte Alma geehelicht, die phantasierte, sie sei eine Antisemitin.

Anonym hat gesagt…

Heidiwitzka, @ herold: Man wird alt wie eine Kuh, und lernt immer noch dazu! Zu meiner Schmach wußte ich noch nicht einmal von Alma, geschweige denn, daß sie eine derartig multiaktive Buhlerin war. Als ein gealteter Lüstling und Vulgärepikuräer mißbillige es zwar nicht grundsätzlich ...