Samstag, 9. Februar 2019

Thunberg-Effekt: Angolas Beispiel zeigt, wie es geht


Erst in 20 Jahren? Kulu Malumbo schüttelt enttäuscht den Kopf. "Dann werde ich über 30 sein", sagt der Elfjährige, der in seinem Heimatdorf Kalumolale in der angolanischen Provinz Matumbo den Widerstand gegen den Klimawandel anführt. Malumbo hatte vor Wochen im Internet vom Schulstreik der jungen Schwedin Greta Thungberg gelesen und er war sofort fasziniert von der Idee, freitags nicht zur Schule zu gehen und stattdessen mitzuprotestieren. "Wir hier in Angola", sagt er stolz, "sind beim Kohleausstieg ja schon viele Jahrzehnte weiter als ihr Deutschen."


Deren Ausstiegspläne sieht der Grundschüler nicht als Erfolg, sondern als Teil eines verantwortungslosen Handelns, das bereits seit Jahrhunderten anhält. Wie die schwedische Klimaaktivistin Greta Thungberg findet er klare Worte für den deutschen Kompromiss zum Kohleausstieg. "Unverantwortlich", nennt er ihn. Und er fordert radikale Entschlossenheit für den Klimaschutz nach dem Vorbild Angolas: Raus aus der Kohle nicht irgendwann, sondern sofort, keine Kompromisse mehr, sondern Umstieg auf das nachhaltige angolanische Modell. "Wir erzeugen unseren Strom mit Wasserkraft."

Angola ist Ausstiegsvorreiter



In Deutschland, das sich aufgrund seiner weit zurückliegenden und recht schmählich verlaufenen kolonialen Vergangenheit häufig als eine fortschrittliche Nation begreift, ist es es kaum bekannt, aber Angola war eines der ersten Länder, das bei der großen Klimakonferenz von Bonn im Jahr 2017 der Allianz der Staaten beitrat, die fest entschlossen sind, die überkommene Kohleverfeuerung hinter sich zu lassen. Bereits einen Tag nach der Gründung der Gemeinschaft der Kohleausstiegsnationen meldete Luanda Vollzug. Da Angola niemals auch nur ein  einziges Kohlekraftwerk oder eine Kohlegrube besessen hatte, konnte die nie benutzte Kohleverstromung über Nacht beendet werden. Niemandem fehlte etwa, nicht einziger Arbeitsplatz ging verloren und nirgendwo musste kompensiert werden. Beispielhaft.


Ein Signal für die Welt, das allerdings weitgehend ignoriert wurde, wie Kulu Malumbo feststellte, als er während der wenigen Stunden in der Woche, in der sein Dorf mit Strom versorgt wird, im Internet nach Reaktionen auf den wegweisenden Schritt seines Heimatlandes suchte. "Niemand ist uns damals auf unserem Weg gefolgt", klagt er enttäuscht, "und die, die es jetzt tun, schieben die Stichtage in eine ferne Zukunft."




Malumbo hält es für unverantwortlich, dass Deutschland erst im Jahr 2038 ganz aus der Kohle aussteigen möchte. deshalb führt er inzwischen seinen "Greve da escola pelo clima" - seinen eigenen Schulstreik. „Deutschland will bis 2038 Kohle verbrennen. Das ist absolut absurd. So ein modernes Land und die Leute denken, das wäre etwas Gutes“, sagt der Schüler und Klimaaktivist der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in der angolanischen Hauptstadt Luanda bei einer improvisierten Pressekonferenz, zu der er sich in tagelangen Märschen eigens begeben hatte. Selbst wenn der deutsche Ausstiegsplan aus der Kohle vorsehe, dass in den kommenden 20 Jahren Kraftwerke mit einer Leistung von 52 Gigawatt zusätzlich zu den bereits zur Abschaltung anstehenden zehn Gigawatt Stromerzeugung in Kernkraftwerken abgeschaltet werden - das entspricht etwa 75 Prozent der derzeitigen Grundlastkapazität - werde eine Kohleverstromung auch nach dem Stichtag 2038 nicht verhindert, glaubt er. Danach werde Deutschland wahrscheinlich Kohlestrom aus Polen und Tschechien importieren, um die Lichter am Leuchten zu halten. Dann nütze der symbolische Ausstieg aus der Kohle ebenso wenig wie neue "grüne" Subventionen, um die Versorger für die vorzeitige Schließung von Kohlekraftwerken zu kompensieren - Geld, das Steuerzahler und Stromkunden werden aufbringen müssen und dass dann bei der Entwicklungshilfe fehle.


Deutschlands Verantwortung


„Deutschland hat eine unglaubliche Chance und eine unglaubliche Verantwortung dabei, damit aufzuhören, Kohle zu verbrennen. Würde Deutschland das tun, wie es Angola schon lange tut, würde das ein deutliches Signal an die Welt senden, dass wir uns in einer Krise befinden und dass wir mit solchen Sachen aufhören müssen“, beschwor  Malumbo. Das angolanische Beispiel zeige, dass ein Land auch ohne Kohle und sogar ohne regelmäßige Stromversorgung überleben könne. "Wir haben uns eingerichtet, irgendwann weiß man, wann man Licht hat und wann man ins Internet kann."

Die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission, so der angolanische Klimaexperte, habe sich nur auf einen faulen Kompromiss zum deutschen Kohleausstieg geeinigt. Ein früherer Ausstieg soll 2032 geprüft werden – stimmen die Betreiber zu, ist auch ein Ende 2035 möglich. Kopfschütteln in Angola: Bloß weil Stein- und Braunkohle einen Anteil von 35 Prozent am deutschen Strommix ausmachten,  müsse man nicht am Konzept festhalten, das Weltklima zu zerstören. Seine Heimat dagegen beweise, dass Stromversorgung nicht alles sei und regelmäßige Stromausfälle durch den Betrieb teurer Generatoren zumindest teilweise kompensiert werden könne, ohne dass der Strompreis mehr als zehn Prozent des deutschen betragen müsse.

Derzeit werden weltweit 1400 Braunkohlekraftwerke geplant oder sogar schon gebaut, der deutsche Ausstieg  ist ein Spleen, den sich andere, weniger wohlhabende Staaten einfach nicht leisten können. Braunkohle ist billig, ihre Verstromung ist der längste Hebel für eine rasche Erhöhung des Wohlstandes in den Schwellenländern. Der aber, das zeigen Statistiken, ist die einzige Gewähr dafür, dass Bevölkerungswachstum einzudämmen damit die Chance zu erhöhen, ein Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch zu finden.


Kritische Schwelle


Die kritische Schwelle, hinter der überbordendes Bevölkerungswachstum zurückgeht, liegt bei einem Bruttoinlandsprodukt von rund 1 000 US-Dollar. Unter dieser Grenze haben Frauen meist keinen Zugang zu Bildung und keine Möglichkeiten zur Familienplanung, steigt das Pro-Kopf-Einkommen aber nur ein ganz klein wenig darüber, sinkt die Kinderzahl pro Frau ganz entscheidend. Billige Energie ist Voraussetzung dafür, ist sie vorhanden, liefert sie einen Beitrag zum Umweltschutz, der größer ist als der, der eintritt, wenn die Energieerzeugung in Ländern wie Deutschland weiter mit großem Aufwand optimiert und in Richtung erneuerbare Energien umgebaut wird.

Angola ist ein Beispiel.  Bereits 2017 trat das Land, dessen heimische Energieindustrie sich nicht nur dadurch auszeichnet, dass sie unzuverlässig ist und das Land noch nie stabil mit Strom versorgen konnte, sondern auch dadurch, dass sie zur Versorgung ausschließlich auf Gas- und Wasserkräftewerke setzt, einer weltweiten Initiative zum Braunkohleausstieg bei.

Angola erklärt, alle seine - nicht vorhandenen - Braunkohlekraftwerke sofort zu schließen. Dabei waren damals auch die Belgier, die  nur drei Braunkohlekraftwerke haben und den Großteil des benötigten Stroms mit zwei Atom- und einem Dutzend Gaskraftwerken erzeugen. Kurz entschlossen verkündeten auch sie einen Phantomausstieg aus einer Art der Stromerzeugung, die für Belgien bedeutungslos ist. Die Fidschi-Inseln schlossen sich dem Ausstiegsbeschluss ebenfalls an. Sie, die nie ein Kohlekraftwerk besaßen, dürfen danach weiter Wasserkraft mit Dieselverbrennung ergänzen – Diesel ist schließlich keine Kohle. Und auch Costa Rica bleibt der gute alte Diesel erhalten, ebenso den Marshallinseln, die traditionell ganz auf Diesel setzen.die während der regelmäßigen Stromausfälle Unterstützung durch den Betrieb teurer Generatoren bekommen. 



Kulu Malumbo lobt Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, den französischen Obama, der etwas von Symbolhandlungen versteht. Auch er hat deshalb erklärt, auch Frankreich werde aus Kohle aussteigen. Frankreich kann das, denn dank seiner übermächtigen Atomindustrie erzeugen Kohlekraftwerke nur vier Prozent des im Land verbrauchten Stromes. 80 Prozent kommen aus der Kernkraft, die Deutschland, das sich zu 40 Prozent mit Braunkohlestrom versorgt, zielgerichtet verlässt, weil die Sicherheit des deutschen KKW Phillipsburg niemals den hohen Standard des französischen KKW Cattenom oder die des grenznahen belgischen Meilers Tihange hätte erreichen können.  Die Schweiz steigt so ebenfalls leichten Fußes aus der Kohle aus, die für die Energieerzeugung im Land sowieso nie eine Rolle spielte.

In Angola wird das genau registriert. Hier, wo Kulu Malumbo wegen seines engagierten Klimaengagements als angolanische Greta Thunberg gilt, legen alle besonders viel Wert auf Braunkohleausstiege. Wie seine schwedische Mitaktivistin begann der Schüler im Alter von 15 mit einem Schulstreik, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Jeden Freitag geht er seitdem statt zur Schule zum Bürgermeisterhaus in der kleinen Gemeinde, in der seine Familie lebt, seit Vater José vor 29 Jahren aus der untergegangenen DDR zurückkehrte, wo er als Energietechniker ausgebildet worden war. Kulu Malumbo fordert die Politik zum Handeln auf, angefangen hat er allein, heute  folgen seinem Beispiel mehrere Dutzend Schülerinnen und Schüler aus den Volksgruppen der  Ovimbundu, der Ambundu, der  Ganguela, der OvamboHerero  und Tshokwe.

Alle Völkergruppen gegen Klimatod


„Das ist ganz schön groß geworden. Das überrascht mich“, sagt Malumbo selbst, der sich dennoch nicht als Vorbild betrachtet, nicht einmal als sonderlich stark. „Ich bin nicht so, wie die Leute denken“, sagte er. „Ich bin ziemlich ruhig. Privat spreche ich so gut wie gar nicht. weil bei uns im Dorf kaum Menschen leben, mit denen sich ein Wortwechsel lohnen würde.“ Nur wünschen, dass die Deutschen wegen ihrer zukunftsvernichtenden Klimapolitik "in Panik geraten", wie es sich Greta Thungsberg gewünscht hätte, das würde er auch wollen.

Nur die Deutschen, sagt er, seien ja daran schuld, dass afrikanische Staaten derzeit schneller neue Kohlekraftwerke bauten als Deutschland sie stilllege. "100 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 42,5 Gigawatt in elf afrikanischen Ländern werden derzeit in Afrika geplant und gebaut", klagt Malumbo die Bundesregierung ganz konkret an: "Es liegt in eurer Verantwortung, die legitimen Forderungen unserer Generation nach einer Zukunft ohne Angst zu erfüllen, indem ihr  sofort aus Kohle und Öl aussteigt."

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

womit heizen die denn ? mit Negern ?

lesandi hat gesagt…

Die haben genau eine Jahreszeit: Sommer. Kochen und wenn doch nötig auch heizen werden sie wohl mit Holz.

Anonym hat gesagt…

https://pbs.twimg.com/media/DyAVa3ZXcAU7sUd.jpg
https://juergenfritzphil.files.wordpress.com/2018/12/nazis-brauchen-2.jpg?w=750&h=424

P.S.: Satirischer Rückblick nach der Festnahme einer «rechtsradikalen Naziterrororganisation» in Chemnitz

Donnerwetter! Die haben’s doch faustdick hinter den Ohren – diese Chemnitzer! Wußten wir doch! Wollen die Republik stürzen – mit ein paar Quarzhandschuhen und einem Luftgewehr! Und uns den Feiertag zur Deutschen Einheit vermasseln mit einem Anschlag auf Ausländer & Journalisten, unsere Freiheitssymbole! Geübt hätten sie schon im Park, wie man Ausländer hetzt! Also alle Achtung, so lernt man das. Und Sonntagnacht fährt einer noch ganz brav zur Arbeit nach Stuttgart! (wird aber unterwegs festgenommen). Perfekte Tarnung! – Und schwupsdiwups wäre der dann am Dienstagabend nach der Arbeit in Berlin aufgetaucht und hätte am Mitt­woch die Diktatur ausgerufen! Mit dem Luftgewehr! – Kein Wunder, bei der Verfassung der Bundeswehr!

Oder hat uns Maaßen (dieser Schelm!) wieder reingelegt? – Hatte man ihm nicht ernsthaft aufgetragen: «Jetzt bring uns endlich ein paar Nazis aus Chemnitz, mit Pogrom und allem so drum und dran!» – Und da hat er uns nun so einen Hemdklunker-Verein ausgekramt, eine solche Rotznasentruppe – und die ganze Republik in Aufregung versetzt. Der will uns doch nur lächerlich machen! Unzuverlässig! Also da capo: Maaßen muß weg!


https://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/a-z/video-272488_zc-ca8ec3f4_zs-73445a6d.html
Der Angeklagte und sein Verteidiger im Gerichtssaal.
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ppq hat gesagt…

dort wird mit wasserkraft strom erzeugt, also das bisschen, das erzeugt wird.

Anonym hat gesagt…

man könnte auch ein Negerheer in geeigneten Tretmühlgeneratoren marschieren lassen , immer im Gleichschritt damit die Funzel nicht rauf und runter dimmt

ppq hat gesagt…

das können besser die in mosambik enteigneten weißen alten bauern machen

Der lachende Mann hat gesagt…

"National Geographic" schreibt: "Afrika, wo die steigenden Temperaturen bereits zu wachsender Nahrungsunsicherheit beigetragen haben..."
Denen kann man kein X für ein U vormachen.