Montag, 6. Mai 2019

Die Grünen und das Bündnis 90: Verratenes Erbe

Ausradiert: Eigentlich heißt die grüne Partei noch immer Bündnis 90/Die Grünen. Zum 30. Jahrestag des friedlichen Bürgeraufstandes in der DDR aber hat die frühere Bürgerrechtspartei sich von ihrem Osterbe losgesagt.
Es ging dem Berliner Pharmaunternehmen Schering ganz genauso. Nachdem die Bayer AG den Konkurrenten übernommen hatte, lautete der Name aus Pietätsgründen noch eine Weile Bayer Schering AG. Dann fiel das „Schering“, immerhin ein Name mit 130-jähriger Tradition, stillschweigend weg wie auch die Kaufhausnamen Hertie und Horten, die der Versandhändler Otto und Neckermann und die der früheren Automarken Saab und Daewoo.

Raider heißt dann irgendwann immer wirklich Twix, nicht Raider-Twix. Die Vergangenheit ist tot, beerdigt, vergessen.

Dass es mit Bündnis 90, der 1990 aus den Resten der Bürgerbewegung geschmiedeten Partei, demnächst so weit sein wird, hat die grüne Bundestagsfraktionschefin Kathrin Göring-Eckardt jetzt im „Spiegel“ angekündigt. Ganz subtil verzichtete die Frontfrau der ostdeutschen Grünen, die Anfang der 90er Jahre als Thüringer Landesvorstandsmitglied noch selbst an den Verhandlungen zur Zusammenführung von Bündnis 90 und den Grünen teilgenommen hatte, demonstrativ auf jede Erwähnung des Umstandes, dass die Grünen offiziell seitdem und bis heute immer noch "Bündnis 90/Die Grünen" heißen.


Was damals ein Symbol dafür sein sollte, dass die Grünen, zuvor schon mit der Grünen Partei in der DDR fusioniert und nun auch noch um die Bürgerrechtler des Bündnis90 bereichert, die allererste gesamtdeutsche Partei sind, ist ein Vierteljahrhundert später zur Belastung geworden. Auf Wahlplakaten und in offiziellen  Verlautbarungen kommt der ostdeutsche Teil der Partei überhaupt nicht mehr vor. Pünktlich zum 30. Jahrestag des friedlichen Bürgeraufstandes im Osten, der zum Ende der DDR führte, trennt sich die einstmalige westdeutsche Bürgerrechtspartei Die Grünen von diesem Teil ihres Erbes, das die altbundesdeutschen Parteiführer nie als wirklichen Teil der Parteiidentität gesehen haben.

Der Osten, das war Zonen-Gaby mit ihrer ersten Banane, das war Nazi-Pack aus halbgebildeten Filterkaffee- und Flaschenbiertrinkern, graue Gestalten, die es mangels ideologischer Festigkeit und antikonsumistischer Grundüberzeugung leider nicht geschafft hatten, einen ordentlichen Sozialismus aufzubauen. Niemand bei den Westgrünen wollte seinerzeit die deutsche Einheit, denn bei der Umweltpartei galt Honeckers DDR als große Errungenschaft der Geschichte - Strafe für deutsche Schuld und Experiment für deutsche Zukunft mit zentraler Leitung und Planung bei kollektiviertem Gemeineigentum zugleich. Man musste nicht einmal selbst teilnehmen.

Nur der Umstand, dass diese unerbittliche Position der West-Grünen dazu führte, dass die 1990 den Sprung in den Bundestag verpassten, führte zur Notwendigkeit, die abscheulichen Ostler von Initiative Frieden und Menschenrechte, Demokratie Jetzt, Ostgrünen und Neuem Forum vier Jahre lang im Bundestag die gesamtgrüne Fahne hochhalten lassen zu müssen. Als Dank gab es anschließend die Übernahme durch die erfahrenen Klassenkämpfer im Westen. Kryptokommunisten wie Jürgen Trittin und Claudia Roth ("Gegen die Annexion der DDR!") schlossen sich die personell überschaubaren Ostverbände gegen die Zusicherung an, man sei nun eine gemeinsame Partei, die in guter alter linker Tradition schon mit ihrem neuen, gemeinsamen Doppelnamen signalisiere, dass sie ostdeutsche Bürgerrechtstradition und westdeutsches Umweltkampferbe gleichberechtigt in der DNA trage.

Aber irgendwann ist es dann auch mal gut. Jetzt.

Anno 2019, pünktlich zum 30. Jahrestag der Gründung des Neuen Forums und des faktischen Endes der DDR, haben die Grünen sämtliche Hinweise auf den ostdeutschen Teil der Parteigeschichte eliminiert. Alle Wahlkampfutensilien verzichten konsequent auf jede Erwähnung des Bündnis 90-Teils der Parteihistorie, alle Funktionäre sprechen generell nur von der grünen Partei, als heiße die wirklich so. Radikal radiert die nachgewachsene Generation der Habecks, Baerbocks und Giegolds, Männer und Frauen, die nie etwas anderes getan haben als Funktionär zu sein, das ungeliebte Stück Osten aus, indem sie den offizielle Namen der eigenen Partei meiden. Ganze zwei Sätze hat die offizielle Parteigeschichteheute noch für das 1993 angenommene Osterbe. Kathrin Göring-Eckhardt, die noch immer wusste, woher der Wind weht und wie man seine Segel setzen muss, hat nicht einmal mehr die.




9 Kommentare:

Erbschleicher hat gesagt…

"Wer den Planeten retten will" ist doch nur ein Remake der alten Bessermenschenparole "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen".

Die Grünen sind also die echten Nazis in diesem (noch) unseren Lande, denn auch sie halten sich für eine allen anderen überlegene Spezies, obwohl viele von ihnen nicht mal das Niveau derer erreichen, die ohne globale Messias-Starallüren unterwegs sind.

Des Menschen Wille ist jedoch sein Himmelreich und darum neigen solche Typen allzugerne zu Fanatismus und Faschismus. Ob nun blutreine Diktatur oder umweltsaubere, macht für den Normalo dann keinen Unterschied, denn beide Regime regieren per Maulkorb und Zwangsjacke. Und damals wie heute gibt es leider genug Jubelarier, die das in der infantilen Hoffnung, davon zu profitieren, emsig unterstützen.

Man muss diese triebhaften Lemminge in ihren ersehnten Abgrund rennen lassen, denn dort lockt ihr imaginäres Eldorado bzw. Utopia. Danach wird aufgeräumt und ein paar Jahre Vernunft gefeiert, bis der nächste kollektive Wahnsinn sie erfasst und mitreißt.

Same Procedure every few Years.

Anonym hat gesagt…

Muss hier doch mal der punzelreplikanischen Hirnvollwasch-Narrativen partiell widersprechen, was den ach so süffisant und maso-lustvoll artikulierten Lemming-Aspekt des singulären Pösissimum Maximissimum angelngt. –

Wurden nämlich rothschildplanetarerseits fürwahr alle denkbaren Register gezogen, einen "lokalen und temporären Ausbruchsversuch“ aus deren Tyrannei brutal zu ersticken, so ist auch rel. klar, mit welch infamer Insinuation nicht nur die Protagonisten dieses „Versuchs“, sondern auch ein ganzes Volk überzogen wurden/werden. –

Allein aus Wahrscheinlichkeits- u. Plausibilitäts-Betrachtungen ist ein solches „Pösissimum, Maximissimum Singularissimum“ und dessen Exponenten schlichtweg unmöglich, kann ergo nur eine böswillige, diffamierende Erfindung sein. –

Daher glaube ich, dass die heutige, pitbullhafte, missionarische Verve der Bestmensch.Innen weniger die Tradition der ultimativ stigmatisierten „damaligen Lemminge“ fortsetzt, sondern im Gegenteil, Resultat des „Grand Exorcisme“ ist, durch dessen finale Läuterung vom „ultimativen Pööösen“ sich eine ganze „Nachfolgegeneration“ zu den grössten Durchblickern aller Länder und Zeiten und zu moralischen „Überriesen“ avanciert deucht.

Anonym hat gesagt…

"Wurden nämlich rothschildplanetarerseits fürwahr alle denkbaren Register gezogen, einen "lokalen und temporären Ausbruchsversuch“ aus deren Tyrannei brutal zu ersticken ... "

Ehrlichen Dank dafür - so ich es richtig deute. Und es heißt natürlich nicht, daß ich bei IHM wirklich ALLES lecker finden würde.

D.a.a.T.

Gerry hat gesagt…

@D.a.a.T.
Oha, eine Relativierung, bei dem Thema... ;)

Anonym hat gesagt…

„natürlich nicht, daß ich bei IHM wirklich ALLES lecker finden würde.“

Voll d‘accord. -

Die Argumentation, hienieden sei ein Pöösissimum, Maximissimum, Absolutissimum Singularissimum einfach absurd, heisst eben noch lange nicht, es sei in Wahrheit das absolute Gegenteil, ein veritables „Paradies“ gewesen. -

Es geht um eine simple „wertneutrale Betrachtung“, alles menschliche und menschengemachte, kann kein lupenreines Absolutum an Negativ-Attributen darstellen. -

@Gerry
Hoa, Hoa, das mit der „Relativierung“ iss ooch so eine infame Nummer, wird doch dem Normalo- Pöfel seit Jahrzehnten eingeflüstert, es gäbe doch gar keine absoluten (ewigen) ethischen Werte, alles sei doch nur „relativ“. -

Werte, Wertekanons, Traditionen, ethische Normen, religiöse Konventionen, Glauben, alles Heilige und Verehrte werden ridikülisiert, verächtlich gemacht, verteufelt, sogar zerstört und ausgelöscht. –

Ausser EINEM, der SIGULÄREN SINGULARITÄT ever, einem schier unaussprechbaren, heiligen Tabuuuuu, und den Tabuisierten, Unnennbaren, Unkritisierbaren. –

Und erdresten sich „Normalos“ die (doch nicht illegitime) Frage zu stellen, weshalb dieses EINE, ABSOLUTISSIMUM, SINGULARISSIMUM nicht auch mal „relativiert“ werden kann, gibt’s gewaltig eins (eins? – haha, millionenfach) auf die Nuss. –

Errgo isses nahe zwecklos mit einem ganzen, irreversibel culpathisierten, paranoiden Volk gewisse Themen anzusprechen, iss doch da nur noch ein ganzer Kosmos von Irrationalität, pawlow-konditionierter Voll-Denkblockade, eben partieller Voll-Idiotie in Millionen von Birnen implantiert worden. –

(Hielten diese Hirnvollwaschbären doch einfach mal ihre debilen Klappen, anstatt ihre Verhöhner, Kujonierer, Verarscher, Abzocker, Zerstörer auch noch mit glühender Inbrunst zu verehren und sich selber simultan in masochistischer Wolllust zu suhlen.)

Der lachende Mann hat gesagt…

Ich habe mich langsam bis nach unten durchgescrollt. Eines der Bilder gehörte dort nicht hin!

Der lachende Mann hat gesagt…

Ohne Bezug ist mein Kommentar natürlich unverständlich.

ppq hat gesagt…

entschuldige, aber ich m uss hier ab und zu mal den müll rausbringen, sonst bekomme ich patz

Der lachende Mann hat gesagt…

Das ist schon okay, aber bitte nicht zu schnell.