Montag, 6. Januar 2020

Blut doch dicker: Wenn Nähe klickt

Rechtspopulismus Medien Nationalismus
Kaum sterben Deutsche, zählt für eigentlich aufgeklärte Medien wie die Frankfurter Rundschau wieder dieNationalität.

Es wird noch ein weiter Weg, bis Hautfarbe, Herkunft, Religion in deutschen Medien keine Rolle mehr spielen!

Längst besiegt geglaubt, ersteht er in der Stunde der Not doch selbst dort wieder neu, wo alles Sinnen, Trachten und Schreiben im Alltag darauf gerichtet ist, ihm den Garaus zu machen. "Alkoholisierter Mann rast in Gruppe - Sechs junge deutsche Touristen tot", schlagzeilt die Frankfurter Rundschau, ein Blatt, das den Nationalstaat eigentlich ebenso beerdigt hat wie die von der Blutlinie abgeleitete Nationalität, an der andere, rückwärtsgewandte Medien stur festhalten. In der Rundschau, die seit Jahren erfolgreich versucht, die Berliner "Tageszeitung" zu persiflieren, war beschlossen, dass Deutschland und die Deutschen von einer größeren europäischen Entität aufgesogen und in ihr aufgegangen sind.

Nationalistische Wallungen wie das vermeintliche "Sommermärchen" von 2006 hätten nichts weiter getan, als dem Aufstieg der Rechtspopulisten den Weg zu ebnen, so hieß es dort wieder und wieder, eingebettet in ein Umfeld aus Hymnen auf die Entstaatlichung, den Wegfall von Grenzen und Barrieren und die Auflösung der Nation im Allgemeinmenschlichen.

Über den Jahreswechsel aber scheinen nun alle selbst verkündeten Leeren vergessen. Kaum wird irgendwo gestorben, beginnt die Triage, geht es schlagartig wieder um Herkunft, Abkunft, Geburt und Nationalität. "Tragischer Unfall auf Ski-Piste in St. Moritz: Deutscher tot", schreibt die FR, als wäre das Unglück weniger berichtenswert, hätte ein Indonesier, ein Chilene oder ein Kubaner sein Leben am Berg gelassen.

Blut ist doch dicker als Tinte, so dick sogar, dass das Klassenkampfblatt aus Hessen Konzessionen an rechtspopulistische Anwandlungen seiner eher linksfundamentalistischen LeserI+Innenen* macht. Deutsche interessieren sich leider hauptsächlich für deutsche Opfer, Spanier für spanische, Schweden für Schweden. Und wenn es um Schlagzeilen, Klicks und Aufmerksamkeit geht, muss das langsam im Nirgendwo einer seit Jahren nicht mehr offiziell bezifferten Auflage versinkende Traditionsmedium unverblümt die Ursprungsländer von Menschen ans Licht zerren, die bei Flugzeugunglücken, Bombenanschlägen und Attentaten ums Leben gekommen sind: Nähe klickt, Ferne nicht.

Als Muster gilt dabei die Faustformel Entfernung zum Wohnort mal Entfernung zum Tatort gleich Buchstabengröße. Als gebe es eine Zwei- oder Dreiklassengesellschaft der Toten mit besseren Plätzen und schlechteren, werden deutsche Opfer ins Licht gerückt, während ausländische zur reinen Zahl schrumpfen.

Von wegen Gleichheit vor dem Gesetz, vor der Moral. Vor dem permanent tagenden Weltgericht der globalisierten Medienhäuser, deren Aufmerksamkeit traditionell mit jedem Kilometer Entfernung in einem Maß schrumpft, dass eine Verdopplung der Opfer erfordert, um nur der halben Raum zu füllen, wenn mehr als 100 Kilometer zwischen Ereignisort und Newsroom liegen. Das Hemd der Herkunft ist näher als der Rock der gemeinsamen Aufgabe, ein geeinigtes, mit einer einheitlichen Währung, einheitlichem Datenaustausch und von einem einheitlichen EU-Bürger bewohnten Europa zu bauen. Deutsche sind die besseren Opfer, denn sie haben Namen, Nachbarn, Familien, ein Zuhause. Dinge, über die Ausländer, so zumindest lässt es die Berichterstattung vermuten, nie verfügen.

2 Kommentare:

Blutwurstsalat hat gesagt…


Wartet, wartet noch ein Weilchen, denn bislang konnte bei keinem der Opfer eine Nähe zur AfD erschnüffelt werden. Ich wette, sie arbeiten bereits beflissen daran. Falls doch, wird sich der spontane Patriotismus schnell wieder in tollwütig linken Kampf gegen Rächzz verwandeln. Hatten der oder die Deutschen überhaupt ein Recht, dort auf öffentlichen Straßen herum zu nazifizieren? Gingen sie links oder rechts auf der Fahrbahn für frei besoffene Sportwagenfahrer? Fühlte der sich dadurch politisch provoziert, oder gar in seiner Glaubensehre verletzt? Wollte er seinem Gott eine Freude machen? Hörte er teuflische Stimmen im Kopf?

Außerdem sind deutsche Opfer ja politisch korrekt, um Platz für goldwertige Premiumbürger zu schaffen, denen die aktuell akute Wohnungsnot schließlich nicht zuzumuten ist.

Es wurden dafür mit dem Segen der Hereinspaziertklatscher zwar extra Vorranggesetze verabschiedet, doch ohne nötige leere Bausubstanz, also ohne Freisetzung der lästigen eingeborenen Höhlenbewohner gibt es leider auch kein schickes Heim für die importierte Asylfachkraft mit fünf Frauen und 17 Kindern, die alle vermutlich lebenslang voll alimentiert werden.

In sofern wiederum fehlen die toten Deutschen nun in der grenzenlosen Willkommens-Wertschöpfungskette, die das ermöglicht. Kann man den Killer also nicht regresspflichtig machen für all die dem deutschen Sozialstaat entgehenden Steuereinnahmen der nun nicht mehr berufstätigen Pechvogel-Wanderer? Irgendwer muss für die fehlenden Euronen doch zur Kasse gebeten werden. Ach, da ist er ja schon: unser Max Mustermann nebst Gattin. Der wird sicher gerne noch etwas mehr verzichten, damit die Millionen Merkelandistan-Dauergäste gut und gerne hier leben können.

Blutrote Tragödien haben also oft auch eine heiter kunterbunte Seite.

Anonym hat gesagt…

Woanders stand das Übliche zu lesen: "Auto rast in Menschenmenge." Diese wildgewordenen Autos aber auch.