Montag, 10. Februar 2020

Staatskrise: Kramp-Karrenbauer wird rückgängig gemacht

CDU Spaltung AfD
Annegret Kramp-Karrenbauer fungierte 430 Tage als Merkels Geschöpf an der Spitze der CDU, 17 Tage länger als Andrea Nahles sich an der SPD-Spitze hielt.

Sie war ein Geschöpf von Angela Merkels Gnaden, aus der Provinz geholt als Kofferträgerin, aufgepäppelt und schließlich auf dem inzwischen üblichen Wege der Thronfolge installiert. Annegret Kramp-Karrenbauer, selbst verglichen mit einer Kanzlerin und Parteivorsitzenden mit Dynamik und Leidenschaft eines schleswigschen Kaltblutes ausgestattet mit dem Charisma einer Diätzwiebackscheibe, sollte Deutschland durch die Fährnisse einer unabsehbaren Zukunft führen. Durch den Hader mit neuen Nazis und alten Feinden, durch den Streit mit guten Freunden und verrückten Neidern, durch innenpolitische Auseinandersetzungen mit Hitlers Jüngern und in eine engere Partnerschaft mit unerwarteten Allianzen.

Ganz und gar nicht kanzlertauglich


Kramp-Karrenbauer startete in harten Zeiten und sie startete doch in einem gemütlichen Augenblick, im Rückspiegel betrachtet. Die Saarländerin verfügte durchaus über das Machtgen ihrer Vorgängerin, allerdings mangelte es ihrem Auftreten vom ersten Moment an an der bestimmten Unbestimmtheit, mit der sich Angela Merkel erfolgreich durch eine Karriere lavierte, die in zwei Jahren verspricht, die längste eines deutschen Kanzlers überhaupt geworden zu sein. AKK, schon an der mühsamen Abkürzung eines Namens erkennbar ganz und gar nicht kanzlertauglich, versuchte vergebens, sich von Merkel zu emanzipieren und ihr gleichzeitig willfährig zu sein. Sie wollte den rechten Rand zurückerobern, aber Merkels Strategie der Einhegung des linken Lagers umsetzen. Sie wollte modern sein wie die Grünen und trug doch immer Kittelschürze. Sie wollte AfD-Wähler zurückerobern, ohne denen zu geben, wonach sie verlangen. Die CDU sollte wieder eine Partei für alle sein, eine Volkspartei sozusagen. Doch das das Volk sollte sich nach der Partei richten, nicht die Partei nach dem Volk.

Den Schritt an die undenkbare Grenze, nicht Politik zu machen, wie man sie sich selbst vorstellt, und dann zu schauen, wer einem noch folgt, sondern zu schauen, was für Politik weite Kreise der Bevölkerung gern gemacht haben würden, und dann zu gucken, wie weit einen das bringt, den wagte die Frau mit dem SPD-typischen Doppelnamen noch weniger als Merkel. Die hatte das Ruder des Staatsschiffes zumindest immer dann, wenn sie zu erahnen glaubte, dass gerade eine Mehrheit ihre Vorstellung von Zukunft teilt, herumgerissen und Fahrt in Richtung des gerade aktuellen Zeitgeistes aufgenommen.


Mit eigenhändig gebrochenem Rückgrat


AKK konnte nicht, denn so, wie Angela Merkel das Staatsschiff lenkte, lenkte sie auch nach der Übergabe der Parteiführung an ihre Nachfolgerin weiterhin die Geschicke der CDU. Kramp-Karrenbauer durfte, so lange Merkel nicht wollte. Sie hatte Prokura, Prügel einzustecken. Die Siege aber gestattete sich die Chefin selbst zu feiern. Es gehört ein Gutteil Selbstverachtung dazu, sich in der Aussicht, für diesen Knappendienst eines Tages mit der Kanzlerschaft belohnt zu werden, einer solchen Jobbeschreibung auszuliefern. Zumal Wolfgang Schäuble weiß, das das nicht heißt, dass die unzähligen eigenen Bücklinge, das eigenhändig gebrochene Rückgrat und die verratenen Ideale tatsächlich in barer Machtmünze ausgezahlt werden.

Die Wahl des Liberalen Thomas Kemmerich bedeutete dann eine Zäsur. AKK trat nach dem "unverzeihlichen" (Merkel) Ereignis von Thüringen als Zuchtmeisterin auf die Bühne, Kurzhaarfrisur, Politbürobrille, schneidende Stimme. Sie wollte die Partei auf Linie bringen, die Reihen ordnen, die drohende "Staatskriese" (Ramelow) abwenden, noch ehe sie ausbricht.

Niemand hörte auf die kleine Frau, die sich in der Folge auch noch in dem verhedderte, was sie von wem zu fordern schien. Neuwahlen, Rücktritte, Distanzierungen, eine Säuberung, Randberührungsverboten, reisende Parteigerichte, ein Verbot der FDP. Irgendetwas davon meinte sie sicher, aber niemand hörte ihr zu. Erst die Rückkehr Angela Merkels an die Spitze der CDU, einer Partei, die vom medialen Echo der Kemmerich-Wahl verwundert, verwirrt und verwundet worden war, klärte die Lage: Merkels Ruf aus Afrika war Donnerhall und Todesstoß. "Unverzeihlich", "rückgängig machen" und "schlechter Tag für die Demokratie", urteilte das höchste deutsche Moralgericht. Wie Eisenspäne an einem Magneten ordneten sich die Christdemokraten augenblicklich am Klang der Kanzlerstimme.

Ein letzter Dank der Kanzlerin


Annegret Kramp-Karrenbauer war im selben Moment erledigt. Eine Parteichefin, deren einziges Machtmittel die Bereitschaft der Mitglieder ist, ihr zu folgen, kann ihre Partei nicht führen, wenn die Parteigliederungen aus Angst vor Bestrafung einer anderen Gefolgschaft schwören. Verteidigungsministerin darf AKK zum Dank dafür, dass sie Angela Merkel in ihren Erklärungen zum Rücktritt nicht desavouiert hat, weiterhin bleiben. Bis zum Sommer bleibt die 57-Jährige zudem symbolisch als CDU-Chefin im Akt.

Mit 430 Tagen hat sie ihre letzte SPD-Kollegin - die mittlerweile nicht nur in Parteikreisen weitgehend vergessene Andrea Nahles - allerdings heute schon übertrumpft. Nahles schaffte nur 407 Tage an der Parteispitze.

Angela Merkel kam übrigens auf 6.815. Noch gar nicht mitgerechnet die Zeit, in der sie beliebte, die CDU durch Kramp-Karrenbauer zu führen.

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Charisma einer Diätzwiebackscheibe"
Herrlich.

Anonym hat gesagt…

Ich habe 'Diätzwiebacksäge' gelesen. Passt auch.

Die CDU ist eine ziemlich beschissene Seifenoper. Die Handlung ändert sich völlig willkürlich, die Dialoge sind hirnlos und die Darsteller sind talentlos und inzwischen uralt.
Bleiben Sie dran!

Die Anmerkung hat gesagt…

Wer hat es AKK gesagt?

„Im Endeffekt bist du irgendwie auch eine Marionette, die funktionieren muss.“

Anonym hat gesagt…

Wird Ziemiak jetzt wenigstens auch verklappt oder bleibt der der einzige Gewinner des Deals zur Installation von AKK?

ppq hat gesagt…

es wird einen neuanfang geben, wie immer. es isgt schon zu riechen, wer es machen wird

Die Anmerkung hat gesagt…

Hier ist er, der Neue.

CDU-Außenpolitik und Europa-Legende Elmar Brok (73) ist „fassungslos“.

Anonym hat gesagt…

Merkel macht AKKs Rückzug rückgängig, oder? Zumindest, wenn ich die Fortsetzung schreiben dürfte.

Anonym hat gesagt…

So können Sie zum Beispiel Ihre SEPA-Einzugsermächtigung kündigen und auf Barzahlung bestehen. Die GEZ versucht, die Barzahlung mit einem Verweis auf ein Gerichtsurteil zu umgehen. Dies ist aber nachweislich falsch. Ein übergeordnetes Gericht hat entschieden, dass die Gebührenzentrale verpflichtet ist, Barzahlung zu ermöglichen. Das juristisch geprüfte Antwortschreiben finden sie hier: www.afd.de/gez

Die freundlichen Mitarbeiter der Gebührenzentrale sind überdies verpflichtet, Ihnen Auskunft über die Verwendung Ihrer Daten zu geben. Laut DSGVO muss Ihnen die GEZ innerhalb von vier Wochen Auskunft geben. Einen vorformulierten Brief finden Sie ebenfalls unter www.afd.de/gez.

Voraussichtlich am 20.02.2020 wird die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) eine weitere Erhöhung der Rundfunkgebühren, auf dann über 18 €, empfehlen. Diese Erhöhung, sowie ein nicht unbeachtlicher Teil der jetzigen Gebühr, dient nicht dazu die Qualität zu steigern, sondern, um die ca. 70 Sender, die überhöhten Gehälter, die überzogenen Pensionsansprüche und die ausufernden Strukturen zu finanzieren. Um dieses System aufrecht zu erhalten, sollen Sie zwangsweise sogar noch mehr als bisher zur Kasse gebeten werden. Deshalb ist es wichtig, jetzt aktiv zu werden.

Anonym hat gesagt…

In ein paar Monaten wird eine Altherrenriege um Friedrich Merz der Merkel den Todesstoß versetzen. Ob es mit ihm aber besser wird, ist fraglich. Er ist halt ein Globalist.

Volker hat gesagt…

“Sie wollte den rechten Rand zurückerobern, aber Merkels Strategie der Einhegung des linken Lagers umsetzen. Sie wollte modern sein wie die Grünen und trug doch immer Kittelschürze. Sie wollte AfD-Wähler zurückerobern, ohne denen zu geben, wonach sie verlangen.“

Sozusagen die fleischgewordene Springerpresse. Wie gut das geht, kann dort jedermann an der Auflagenentwicklung sehen. BILD und WELT kacken noch schneller ab als alle anderen.

“Es gehört ein Gutteil Selbstverachtung dazu, sich in der Aussicht, für diesen Knappendienst eines Tages mit der Kanzlerschaft belohnt zu werden, einer solchen Jobbeschreibung auszuliefern.“

Sozusagen das Ende der treuen Trottelin

"es wird einen neuanfang geben, wie immer. es isgt schon zu riechen, wer es machen wird"

I smell a Laschet

Anonym hat gesagt…

„Im Endeffekt bist du irgendwie auch eine Marionette, die funktionieren muss.“

Wer entsinnt sich noch Killerbees, des (vorgeblichen) bleichgelblichen Koreanermischlings?
Auf die Aussage, unsere Obermucker wären keine völlig gleichberechtigten Komplizen der globalen Oberstrolche, sondern eben nur Marionetten, reagierte er sehr unsachlich.
Geradezu irrational.
Schade, denn in der Gretchenfrage des 20.Jahrhunderts lag er richtig.