Dienstag, 5. Mai 2020

Pandemie-Poesie: Medizin nach Noten


Medizin nach Noten aus dem Heimstudio: Die Drive-by Truckers singen für die PPQ-KLeinkunstserie Pandemie-Poesie ihr neues Werk "Quarantine together".
Es sieht aus der Nähe aus, als sei auch diese Corona-Seuche wieder ein Übel, das ganz gezielt auf Deutschland angesetzt wurde. Gab es anfangs noch Nachrichten aus Indien, Afrika und Brasilien, wo sich - je nachdem, wie rechts das jeweilige Land regiert wurde - Menschen mit mehr oder weniger Erfolg und "Pfiffigkeit" (MDR) gegen die Ausbreitung der Pandemie stemmten, endeten die Auslandsberichte irgendwann in einem gähnenden Schweigen. Was aus den verpesteten Wanderarbeitern in in Indien wurde, die sich auf den letzten Bildern im Gemeinsinn-TV gerade angeschickt hatten, den Erreger in ihre heimischen Dörfer zu schleppen, blieb unaufgeklärt. Auch von der verheerenden Verseuchung Brasiliens aufgrund der Todespolitik des dortigen Trump ward nur noch wenig gehört.

Brasilien steht derzeit trotz mehr als doppelt so großer Bevölkerung wie Deutschland bei der halben Infiziertenzahl, das ist öffentlich-rechtlich schwer erklärbar, noch schwere fällt es, das Ausbleiben des großen Sterbens in Indien verständlich zu machen. Deutschlands Leitmedien konzentrieren sich deshalb auf die ausländischen Staaten, an denen aufgrund ihrer Todesraten und Infiziertenzahlen übersichtlich Kritik geübt werden kann, ohne sich in störende Einzelheiten wie den unterschiedlich hohen Bevölkerungszahlen verlieren zu müssen.

Rein gefühlstechnisch eine Gratwanderung, denn einerseits ist  Deutschland wie immer das am schwersten betroffene Krisengebiet, mit geschlossenen Kinderspielplätzen, Fußballstadien und Solo-Selbstständigen, die allesamt bereuen, keine Eisdiele zu betreiben, denn die dürfte die ganze Zeit Straßenverkauf anbieten. Andrerseits ist das Land dank der klugen und weitsichtigen Politik der Bundeskanzlerin und der guten Vorbereitung durch den Gesundheitsminister glimpflich durch die an "Corona-Zeiten" (MDR) gekommen.

Es ist also schlimm, aber man hat doch Glück gehabt - ein Gefühl, das viele ältere noch aus der Zeit vor 75 Jahren erinnern, als die deutsche Niederlage den Zweiten Weltkrieg beendete und Raum für eine langsame Interpretationsänderung schuf. Heute fühlt sich Deutschland rückblickend befreit, ein Land, das schon immer in Treue fest auf der Seite der Alliierten gestanden hat und auch heute von dort nicht weicht.

Eben erst hat der führende SPD-Epidemologiker Karl Lauterbach dem amerikanischen Präsidenten noch einmal verdeutlicht,  dass es Studien gibt, die sich - aus welchen Gründen auch immer - damit beschäftigt haben, dass das Todesvirus aus einem Labor im chinesischen Wuhan entwichen sein könnte. Dass das aber "sehr unwahrscheinlich" sei und es ihm, Karl Lauterbach, auch nicht "einleuchte". Sehr unwahrscheinlich plus nicht einleuchten heißt, Trump wird nun zurückrudern müssen.

Eine Schlappe, wie sie auch das Politiknewsportal PPQ erst vor kurzem erleben musste, weshalb die Redaktion beschloss, angesichts der vielen Ausfälle von Lesungen, Buchmessen und Poetenseminaren mehr Betonung auf die künstlerische Bewältigung der Menschheitskrise zu legen. Pandemie-Poesie (PP) überschrieben, entstand ein virtueller Spielplatz für junge DichterInnen, Musikerseiende, Jongleure und Jongleurinnen und politische Poeten, die im großen Geist des genialen Brecht aufrütteln, mahnen und zum nachdenken anregen.

Der US-Amerikaner Patterson Hood ist einer von ihnen, ein Liedermacher wie Carl Ladeplads, der zugleich aber auch Songs schreibt wie viele andere. Im brandneuen Lied "Quarantine Together", das er mit seiner Band Drive-By Truckers in Heimarbeit eingespielt hat, pranger der 55-jährige als Mitglied einer Risikogruppe Gefahren im Straßenverkehr an, die auch in Kontaktsperrezeiten nicht enden ("I saw you walking across the street"), er bittet um die Einhaltung der Abstandsregeln ("six feet away") und er streicht die romatischen Seiten des Alleinseins heraus ("what if we acclimate
and call this isolation a date").

Das ist Medizin nach Noten, denn schöner hat hygienebedingte Einsamkeit womöglich in der gesamten Geschichte der Popmusik noch nie geklungen.


Quarantine together

You got a smart looking face
I hope you don’t take that the wrong way
but I saw you walking across the street
and want to hear what you say
And if we find ourself later on
hanging out and getting along
we might as well quarantine together
as be miserable alone
we might as well quarantine together
as be miserable alone

So if you’ll come on over to my place
I promise you I will stay…
Six Feet Away
What if we acclimate
and call this isolation a date
maybe enough, time could go by
we could be each other’s mistake
We’re waiting around to go under
and I ain’t getting no younger
might as well quarantine together
and ride out the lightning and thunder
might as well quarantine together
find a blanket to hide out under

And if we find ourself later on
hanging out and getting along
we might as well quarantine together
as be miserable alone
we might as well quarantine together
as be miserable alone
we might as well quarantine together
as be miserable alone

Written and Performed by Patterson Hood, Mike Cooley, Brad Morgan, Jay Gonzalez, Matt Patton
Recorded by Patterson Hood, Mike Cooley, Brad Morgan, Jay Gonzalez, Matt Patton at each of their homes

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

https://www.compact-online.de/jetzt-verfuegbar-flyer-und-aufkleber-corona-was-uns-der-staat-verschweigt/

Gerry hat gesagt…

Das man aus den anderen Ländern nix mehr hört, liegt daran, dass da keiner was springen lassen wird. #geberkonferenz

Anonym hat gesagt…

Hallo hier sind die korrectiv Faktenchecker

Fakt: Der Brasilianer ist ein Rechtspopulist und lügt
Fakt: Indien ist ein Kolonialopfer und verzählt sich wegen der Unterdrückung immer

diese Fakten dürften eigentlich alles erklären