Freitag, 11. September 2020

Das Comeback: Al Qaida und die Goldkette


Über den Wolken, dort wo die Freiheit der Satire grenzenlos ist, hätte dergleichen nie passieren können. Unten auf der Erde aber dauerte es nur acht Jahre, und dann war ein zynischer Beitrag der Humorplattform PPQ.li aus der Öffentlichkeit verschwunden. Kaum waren die neuen Maas-Regeln zur Wahrung des Meinungsfreiheitsschutzes vor drei Jahren in Kraft getreten, handelte die amerikanische Videoplattform Youtube konsequent: Eine Dokumentation zu Verbraucherschutzfragen, die im Januar 2009 noch unter den alten Meinungsfreiheitsgesetzen veröffentlicht worden war, ging abrupt offline.

Das zweieinhalb Minuten kurze Video "Al Kaida und die Goldkette" (oben), in dem ein junger Islamist seiner Enttäuschung über einen hanebüchenen Betrugsfalls beim Kauf einer Preziose aus Gold Luft machte, die sich später als billiger Tand herausgestellt hatte, wurde von Amts wegen gelöscht. Die laute Klage des jungen Mannes, dass, der auf eine sehr menschliche Art erläuterte, wie ihn ein Juwelier beim Kauf der angeblichen Goldkette betrogen hatte, verschwand spurlos aus den digitalen Weiten.

Nun hat die Schaffung einer neuen, umfassenden und zeitgemäßen Definition des überkommenen Begriffes "Satire" gerade in Deutschland ihre Berechtigung. Lachen ist erlaubt, Lachen bleibt auch erlaubt, aber die Witze müssen selbstverständlich die richtigen sein oder zumindest von den Richtigen gerissen werden. Die staatlichen Satirerichtlinien lassen Youtube wenig Spielraum, gerade offen satirische Beiträge sind häufig genug von so fragwürdiger Natur, dass keine andere Lösung bleibt als sie radikal zu entfernen.

Gerade weil der junge Islamist trotz seiner Verschleierung recht glaubhaft in seiner Empörung wirkt, wenn er wettert, dass er 70 Euro für die Kette bezahlt habe, mithin einen ganzen Teil seiner Altersvorsorge, letztlich aber böse übervorteilt worden sei, habe sich doch herausgestellt, dass es sich keineswegs um eine hochwertige goldene Kette, sondern um billigen Modeschmuck handele, ist es für den unvoreingenommenen Zuschauer schwer, zwischen Verbraucherschutz und Meinungsfreiheitsschutz zu unterscheiden.

Bei knapp 110.000 Zuschauern, die über fast ein Jahrzehnt Zeuge des zeternden Ausbruchs wurden, blieben zudem viele Fragen offen: Wie heißt der Kabarettist? Ist es Dieter Nuhr? Jan Böhmermann? Oder Lisa Eckhart?

Die Löschung durch des satirischen Bekenntnisses verhinderte eine Beantwortung - bis jetzt ein offenkundig unter einer gewissen Sammelleidenschaft gepaart mit einen schrägen Misstrauen gegen die Zuverlässigkeit staatlicher Institutionen und weltweit agierender Konzerne leidender PPQ-Leser in seinem Archiv eine Sicherungskopie des gegen die Meinungsfreiheit verstoßenden Machwerkes stieß, das seinerzeit den gesunden Argwohn der Youtube-Partner Amadeu-Antonio-Stiftung, Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia e.V. und jugendschutz.net erregt hatte.

Nun ist der "unangemessene Inhalt" (Youtube), der "vorrangig in schockierender, respektloser oder effekthascherischer Art und Weise gestaltet" ist und "Gewalt gegen Einzelpersonen oder Gruppen aufgrund von ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Behinderung, Geschlecht, Alter, Nationalität, Veteranenstatus oder sexueller Orientierung / geschlechtlicher Identität fördert bzw. billigt" oder zum Ziel hat, "Hass in Zusammenhang mit diesen Eigenschaften zu animieren", wieder im Netz aufgetaucht.

Der junge Mann, inzwischen wohl gesetzteren Alters, beruft sich nun auf den grundgesetzlich garantierten Schutz nach Artikel 5, der auch ihm das Recht zugestehe, seine "Meinung in Wort, Schrift und Bild frei äußern und verbreiten" (GG). Ob er mit dieser dreisten Auslegung der Maas-Regeln diesmal durchkommt, ist allerdings noch offen.


7 Kommentare:

Hase, Du bleibst hier... hat gesagt…

Gug se dich an, nüscht könnse. noch nichema richtjes Jold vorkloppen. Weswechen ich off äh frühes Werch aus dem Mansfelder Land tippe. (Jelbe Jummistiefel)

Anonym hat gesagt…

Youtube löscht recht willkürlich. Vielleicht war es das Logo des international bekannten Infotainmentkanals, das die Löschbots zuschlagen ließ.

Anonym hat gesagt…

Seehofer holt neue Messerfachleute nach D .

Anonym hat gesagt…

OT
Die schon länger in Cottbus Lebenden sind in den letzten dreißig Jahren ziemlich tief gesunken. Früher hätte nach einer solchen Aktion da der Bär gestept, daß es nie wieder ein Paki wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen.

Anonym hat gesagt…

man kann mit einfachsten Mitteln den Verfügungsraum gegen Zumutungen sichern .

a) problematische "Berichterstattung" durch die Multiplikatoren unterbinden
b) harte Maßnahmen gegen brd-staatliche PR Agenturen

Goldwertketten hat gesagt…


Google incl. YouTube haben voll recht!

Es gehört sich einfach nicht, diesen armen und traditionell vermutlich auch psychisch gestörten Eingeborenen eines modernen weltoffenen Landes mit toleranter Rechtgläubigen-Friedenskultur in den Fokus einer hämischen Öffentlichkeit zu zerren und seine goldwerte Ehre dadurch massiv zu verletzen.

Es ist zudem rassistisch, Muselmaniern zu unterstellen, dass diese zumindest uns Trottel bereichernden Premiummenschen sich gegenseitig bescheißen. Das ist voll nazi und gehört darum ohne Erbarmen eliminiert!

Ich plädiere für eine saubere Dünnschissvideoplattform, wo Menschenrechte höchste Priorität haben. Religiöse Brutalität wird dort vielfältig toleriert, aber wehe, ein Frauenellenbogen erinnert entfernt an eine Titte.

Dann empört sich das Halbmondvolk aber weltweit und läuft Amok.

Ach ja, immer daran denken: Fast 90 % der lieben netten Nachbarn sorgen im Wahllokal dafür, dass das Merkelregime immer mehr solcher Typen importiert. Echauffiert euch also nicht über einen dämlichen Affghanen, sondern über unsere eigenen sich naiv verarschen lassenden Primatenhorden.

Dann wären wir vermutlich einen großen Evolutionsschritt weiter.

Anonym hat gesagt…

a) problematische "Berichterstattung" durch die Multiplikatoren unterbinden
b) harte Maßnahmen gegen brd-staatliche PR Agenturen ...

a) Sehr schwierig
b) Derzeit unmöglich.

Dennoch bemühe ich mich (... er war ständig bemüht, die ihm übertragenen Aufgaben usw. ...), Zeitungsleser in öffentlichen Verkehrsmitteln mal direkt, mal indirekt auf das Unflätige ihres Tuns hinzuweisen.
Kontrollierte Narrheit nach Carlos Castañeda, ich weiß.